Der 8. Tag
immer.«
Einen Moment lang herrschte völlige, unwirkliche Stille.
Dann machte er eine Bewegung, die viel zu schnell war, als dass man sie verfolgen konnte, und die darin endete, dass ihr Computer mit solcher Macht gegen die Wand flog, dass er in einer Wolke aus Plastik und Putz förmlich explodierte.
Sie schrie auf. Doch der Laut erstarb in ihrer Kehle, als er ihr mit einer ähnlich schnellen Bewegung die Hand um den Hals legte. Seine Finger griffen fester zu und sie merkte, dass sie fast den Boden unter den Füßen verlor. Sie schlug vergeblich mit den Armen und versuchte ihm das Gesicht zu zerkratzen, aber sie erreichte es noch nicht einmal. Sie hörte, wie er lachte und etwas sagte. Nach und nach verstand sie die Worte.
»Du wirst jetzt genau das machen, was ich dir sage. Hörst du? Wir gehen jetzt in das Institut, wir beide zusammen, und werden das Programm vernichten.«
Er begann langsam seinen Griff zu lockern. Sie hatte den Eindruck, als würde ihr das Blut in die Beine schießen, als diese wieder ihr ganzes Gewicht zu tragen hatten. Sie glaubte ohnmächtig zu werden, kämpfte aber dagegen an.
»Das Einzige, was ich aus deinem Mund hören will, wenn ich dich loslasse ist: ja. Kapiert?«
Das Geräusch von splitterndem Glas drang wie durch einen langen Tunnel zu ihr. Gefolgt von einem Getrampel auf der Treppe, das immer stärker wurde und in ihren Ohren wie Donner klang.
Sie merkte, wie er sie losließ und sie auf den Boden knallte.
Wo sie aufgeschlagen war, tobte der Schmerz in ihrer Hüfte, doch sie fühlte ihn kaum, denn ihre ganze Aufmerksamkeit war auf den Mann gerichtet, der messerschwingend in das Zimmer stürmte. Es war der Mann, der sie am Nachmittag angesprochen hatte und sich Conrad Walsh nannte. Er war totenbleich, mit einem wilden Blick, und keuchte heftig. Er warf einen Blick auf sie und starrte dann auf den anderen Mann.
Der Mann, der ihr gerade gesagt hatte, sein Name wäre Price, trat einen Schritt zurück und nahm automatisch eine geduckte Abwehrhaltung ein. Etwas in seinem Blick sagte ihr, dass er Walsh kannte. Sie konnte verfolgen, wie er sein Gedächtnis durchforschte, wann und wo er ihn zum letzten Mal gesehen hatte. Dann hatte er es. Er erkannte ihn.
»Du!«
Er sagte es auf eine Art, die zeigte, dass es die letzte Person auf der Welt war, die er hier erwartet hatte. Trotzdem ergab es augenscheinlich einen Sinn, irgendeinen Sinn.
»Was hast du mit meinem Bruder gemacht?«, wollte Walsh wissen. Seine Stimme war leise und voller Wut.
Sie sah, dass Price sich, wie ein in die Enge getriebenes Tier, das nichts zu verlieren hat, eine Erwiderung überlegte. Es war eine Wut jenseits aller Furcht. Er brüllte auf und mit derselben schnellen, vom Wahnsinn gesteuerten Bewegung, mit der er ihren Computer an die Wand geknallt hatte, schleuderte er einen Holzstuhl auf Walsh und stürmte danach durch den Raum auf ihn zu.
Die beiden Männer rollten über den Boden und kämpften um das Messer. Sie stemmte sich an der Kante ihres Schreibtisches hoch und blickte sich nach etwas um, mit dem sie Walsh helfen konnte. Die ganzen Ereignisse liefen in einer seltsamen Art von Zeitlupe vor ihr ab. Sie dachte, dass im Film in solchen Momenten immer eine Vase, ein Briefbeschwerer oder eine Schere bereitlagen. Doch sie konnte nichts finden.
Walsh setzte seinen Fuß auf Prices Brust und trat mit aller Gewalt zu. Price flog durch den Raum, doch als er aufkam, rollte er sich ab und kam in einer einzigen geschmeidigen Bewegung wieder auf die Beine.
Tessa bemerkte, dass das Messer über den Boden genau vor ihre Füße gerutscht war und dass Price sich danach bückte. Sie sah das Flehen in Walshs Augen und sie brachte es fertig, das Messer aufzuheben und ihm zuzuwerfen.
Walsh war jetzt auf den Beinen und hielt das Messer tief unten um von dort nach oben zuzustoßen. Price blieb stehen, umkreiste ihn dann und suchte nach einer Möglichkeit anzugreifen. Doch es gab keine. Walsh war vorbereitet und zu allem entschlossen.
Anstatt anzugreifen machte Price einen Ausfall zur Treppe und verschwand nach unten. Walsh warf Tessa einen kurzen Blick zu, als wollte er sich vergewissern, dass sie unverletzt sei und stürmte dann die Verfolgung aufnehmend die Treppen hinunter.
Ihr erster Gedanke war hinterherzurennen und den Kampf weiterzuverfolgen. Dann wurde ihr klar, dass das Wichtigste war die Polizei zu benachrichtigen. Was immer dann passierte, zumindest konnte sie sicher sein, dass Hilfe unterwegs war.
Sie hob
Weitere Kostenlose Bücher