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Der 8. Tag

Der 8. Tag

Titel: Der 8. Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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so konzentriert, dass er weder die Kälte noch die Steifheit bemerkte, die ihm in die Knochen krochen. Seine Augen waren auf die erleuchteten Fenster, deren Vorhänge zugezogen waren, gerichtet, die nur ein paar Meter von der Stelle entfernt waren, an der er sich versteckt hatte. Außer dem Stöhnen des Windes und dem Rascheln der ihn umgebenden Blätter konnte er nichts hören und nichts sehen.
    Wie lange es auch dauern würde, er wäre bereit. In seinem Kopf hatte nichts anderes Platz außer der Gewissheit, dass er bereit sein würde.
    »Das ist also kein Virus«, stellte er fest, als sie schließlich geendet hatte. »Ich weiß nicht, was es ist, aber es ist kein Computervirus.«
    »Es ist ein Bewusstsein«, erklärte sie. »Wir wissen so wenig vom Bewusstsein, dass die entscheidende Frage immer die war, ob es sich außerhalb von organischen Gehirnen überhaupt entwickeln kann. Nun, das ist hier passiert, oder zumindest ist etwas entstanden, dass dem sehr nahe kommt.«
    In seinem Gesicht zeichnete sich die Konzentration ab, das zu verstehen, was sie sagte.
    »Selbst die Technik an sich spielt keine Rolle«, ergänzte sie.
    »Wenn man in einem Holzstück oder einem Stein die Atome so aktivieren könnte, dass sie sich an- und abschalten und damit einen Computerprozess simulieren könnten, dann würde man mit dem richtigen Programm ein Holzstück oder einen Steinblock haben, der zu denken scheint. Das entscheidende Wort ist ›scheint‹. Denn wenn wir über das Denken sprechen, dann kann man nicht hinter den Schein blicken. Wir wissen nicht, wie es funktioniert. Wir erkennen nur, wenn etwas wie Denken aussieht.«
    Er schwieg einen Moment und meinte dann: »Es ist genauso wie mit verrückt und normal.«
    »Wie bitte?«
    »Sie haben gesagt, wir wissen nicht, wie es funktioniert –
    Denken. Jeder von uns macht es, aber wir wissen nicht, ob es bei anderen auf die gleiche Art geschieht. Wir wissen nur, was sie sagen oder tun, aber wir wissen nicht, was in ihnen vorgeht. Wir haben nur eine Vorstellung davon.«
    »Ja, so könnte man sagen.«
    Er stand auf und lief hinter dem Stuhl, auf dem er gesessen hatte, ein paar Schritte auf und ab. »Und von diesem Ding da draußen«, sagte er und wandte sich wieder Tessa zu, »haben Sie außer mir noch niemandem erzählt?«
    Einer plötzlichen Eingebung folgend erwähnte sie Helen und Clive nicht, denn sie sah keine Veranlassung ihre beiden Freunde an diesem Punkt mit in die Sache zu ziehen.
    »Ich habe mit niemandem außer Ihnen gesprochen.« Die Lüge kam ihr überraschend glatt über die Lippen.
    »Darüber bin ich sehr erleichtert.«
    »So lange keiner weiß, dass es das Ding gibt, wird es niemand angreifen. Und so lange es nicht angegriffen wird, wird es nichts unternehmen.«
    »Außer dass es schon versucht hat Sie zu töten.«
    »Aber nur, weil es Gelegenheit dazu hatte. So lange ich nicht in ein Flugzeug steige oder irgendein anderes System benutze, das es kontrollieren kann, wird es keine weitere bekommen. Es kann lediglich Telefonrechnungen und Bankkonten fälschen und mich wie eine Betrügerin oder so etwas aussehen lassen. Wenn es wollte, dann könnte es auch Haftbefehle aufgrund irgendwelcher getürkter Anschuldigungen ausfertigen, doch damit würde es nicht durchkommen, was wahrscheinlich der einzige Grund ist, warum es das noch nicht versucht hat.«
    Er griff nach seiner Tasse Kaffee und trank sie im Stehen.
    »Wie lange brauchen Sie noch um dieses andere Programm, das Gegenprogramm, fertig zu machen und auf den Weg zu schicken?«, wollte er wissen.
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ich kann nicht sicher sein, dass es funktioniert, bis ich es nicht ausprobiert habe. Das heißt, ich bin so weit damit, wie ich unter den gegebenen Umständen sein kann.«
    Er brauchte einen Moment um die Information zu verarbeiten, dann setzte er die Tasse ab. »Wo ist es? Im Institut?«
    »Eine Ausfertigung ist hier, eine andere dort.«
    »Sie haben eine Kopie hier im Haus?«
    »Nicht genau eine Kopie. Ich lasse die verschiedenen Kopien von Paul miteinander kommunizieren.«
    »Paul?« Seine Stimme klang zweifelnd.
    Sie merkte, wie sie errötete. »So nenne ich es.« Sie war dankbar, dass er nicht nach dem Grund fragte. »Ich habe ihn auf Herz und Nieren geprüft«, fuhr sie fort. »Um ihn darauf vorzubereiten, was ihn erwartet.«
    Als ein heller Lichtschein aus einem der oberen Fenster fast bis zu dem Punkt fiel, an dem er stand, blickte der Mann draußen im Garten hoch. Die Vorhänge

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