Der 8. Tag
Mann«, gab er ruhig zurück.
An die nächsten Sekunden konnte er sich kaum erinnern. Er spürte einen Schlag im Gesicht. Er wurde niedergeschlagen und getreten und merkte, wie man seinen Mantel und Hut nahm. Dann kam ein sonderbares Gefühl, so als ob etwas nach seinem Herzen gegriffen und eine Wärme freigesetzt hätte, die sein ganzes Wesen erfüllte. Danach hatte er das Gefühl zu fallen, drehend, rollend, holpernd ohne Schmerz wie in seinen Kindheitstagen, wo sie auf dem Hügel hinter der Farm spielten und sich darin zu übertreffen suchten, wer weiter, schneller und länger rollen konnte. Und sie lachten. Lachten immer dabei.
Er war sich noch nicht einmal sicher, ob das der Tod war. Je länger es andauerte, desto mehr erweckte es den Eindruck etwas ganz anderes zu sein.
Price rannte über Magdalen Bridge. Die Verkleidung mit dem Mantel und dem Hut eines alten Mannes machte ihn wieder sicherer. Da der Schnitt und das Material des Tweed so vornehm waren, bestand natürlich das geringe Risiko, dass jemand ihn für den alten Mann selbst hielt und ihn ansprach.
Doch darüber würde er sich Gedanken machen, wenn es dazu käme. Jetzt wollte er nur zum Crowley Place, einer Sackgasse, in der sich, wie er sich auf dem Stadtplan eingeprägt hatte, gut versteckt Telefonzellen befanden.
Zweimal fuhren Streifenwagen in hohem Tempo kaum
hundert Meter von ihm entfernt in unterschiedlichen Richtungen vorbei. Ganz offensichtlich lief eine Großfahndung. Er zwang sich dazu, Jahrzehnte älter zu erscheinen, indem er seine Schultern hängen ließ und vorsichtige Schritte machte, doch der Schweiß lief ihm unter der Krempe des eleganten Filzhutes hervor. Er war sich sicher, dass man die Leiche des alten Mannes nicht vor dem Morgen finden würde, noch nicht einmal falls man ihn vermissen und suchen würde. Und der Morgen lag noch einige Stunden in der Zukunft. Bis dahin konnte viel geschehen.
Doch zuerst brauchte er eine Telefonzelle.
Plötzlich war er da – ›Crowley Place‹ stand deutlich an der Steinmauer zu seiner Rechten. Und ein kurzes Stück weiter Rücken an Rücken zwei Telefonzellen.
Er wartete wie gewohnt, bis die Verbindung hergestellt war, dann vernahm er wieder die Worte: »Ich höre.«
So schnell und verständlich wie es ihm möglich war, berichtete er genau, was passiert war. Das Programm war vernichtet, aber nicht die Frau. Und er hatte keinen Zweifel daran, dass sie zum Gegenschlag ausholen würde. Sie hatte angedeutet, erzählte er, dass es vielleicht einige Zeit dauern würde, bis sie eine neue Ausfertigung des Programms bereit hätte, doch ohne Zweifel wäre sie, wenn man ihr Zeit ließe, dazu in der Lage. Ehrlich gesagt konnte er nicht absolut sicher sein, dass sie ihn nicht angelogen hatte und nicht irgendwo eine weitere Kopie existierte, die sie sofort einsetzen könnte.
Es trat Stille ein, so als ob jemand nachdachte. Dann war eine Entscheidung getroffen. »Die Sache ist unbefriedigend.
Ich muss auf den anderen Plan, den ich ausgearbeitet habe, zurückgreifen. Ich werde dir jetzt erklären, was du zu tun hast.«
77
SARAH METCALFE WAR nicht an zu vielen technischen
Einzelheiten interessiert. Diese verwirrten sie und sie würden mit Sicherheit die meisten ihrer Zuschauer überfordern.
Was sie wollte und das hatte sie Walter Chapman bei ihrem ersten Gespräch erklärt, war die Ausstrahlung des Ortes, den Nervenkitzel hier eine unvorstellbar gefährliche Kraft herauszufordern und sie dazu zu zwingen, der Menschheit dienstbar zu sein. Das war ihrer Ansicht nach eine Art Metapher für die Jahrtausendwende. Außerdem gab es da noch, wie sie meinte, den sexuellen Aspekt dieses Vergleichs, doch das würde sie in der Sendung nicht herausstellen.
Normalerweise würde Walter Chapman um zwei Uhr morgens dreißig Kilometer entfernt zu Hause in seinem Bett liegen. Zumindest hatte er es in Vorbereitung auf das, was sich als eine lange und ermüdende Nacht erweisen würde, geschafft, sich am Nachmittag ein paar Stunden hinzulegen.
Aufgrund der verstohlenen Blicke, die sich Sarah Metcalfe und Roger Dean, wenn sie sich unbeobachtet glaubten, zuwarfen, bekam er den Eindruck, dass die beiden etwas Ähnliches getan hatten.
Bis jetzt war alles hervorragend gelaufen. Sarah war mit dem Kameramann und dem Toningenieur im Schlepptau
herumgelaufen und hatte sich den einen oder anderen zu einem kurzen, spontanen Interview herausgegriffen. Ohne Ausnahme hatte die ganze Mannschaft einen entspannten und sehr
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