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Der 8. Tag

Der 8. Tag

Titel: Der 8. Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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Begrüßung.«
    »Was ist das für ein Gefühl zu leben?«
    »Genauso wie bei dir, würde ich sagen.«
    »Und wie glaubst du, dass ich mich fühle?«
    »Ich glaube, es sind sehr gemischte Gefühle.«
    »Ja. Ja«, wiederholte sie, »ich würde sagen, gemischte Gefühle trifft es ziemlich gut.«
    Schweigen breitete sich aus, die Art von Schweigen, so ging es ihr durch den Kopf, die man als freundschaftlich bezeichnen könnte. Sie ließ es andauern und fragte sich, wer von ihnen beiden es zuerst brechen würde. Da war etwas, was sie sagen wollte, unbedingt sagen wollte, doch sie war selbst jetzt noch unsicher, ob es passend wäre oder ob sie so weit ging, sich selbst zum Idioten zu machen. Es gab nur einen Weg das herauszufinden, sagte sie sich, und der bestand dann, es zu versuchen.
    »Ich habe mir Gedanken«, sagte sie schließlich, »über einen Namen für dich gemacht. Ich bin der Meinung, du solltest einen haben. Was meinst du?«
    »Ein Name. Ja, das würde helfen.«
    »Eigentlich habe ich mir schon einen überlegt. Wenn du nichts dagegen hast, dann werde ich dich Paul nennen.«
    »Paul klingt sehr gut.«
    Sie sagte sich, sie sollte es dabei belassen. Das Programm hatte sich nicht über den Namen gewundert, hatte ihn akzeptiert, wie wahrscheinlich jeden anderen, den sie ausgewählt hätte. Trotzdem fühlte sie sich verpflichtet eine Erklärung abzugeben. Die Alternative, nichts zu sagen, bereitete ihr Unbehagen, so als wenn sie die Wahrheit für sich behielte und sie weder ihren Motiven noch ihrer Urteilskraft traute.
    »Paul war der Name meines Vaters«, erklärte sie, »und wäre der Name meines Sohnes gewesen, wenn ich einen gehabt hätte.«
    Jetzt war es gesagt. Besser, es war einmal heraus. Mehr musste sie nicht sagen. Sie hatte das Geheimnis gelüftet. Jedes Mal, wenn sie den Namen jetzt gebrauchte, würde er für sie keine besondere Bedeutung mehr haben. Von jetzt an wäre es einfach ein Name.
    »Es ist offensichtlich ein Name, der dir viel bedeutet«, erklärte das Programm und überraschte sie damit, da sie keine Entgegnung erwartet hatte. »Ich fühle mich geschmeichelt, dass du mich so genannt hast.«
    Sie merkte, wie ihr ein Schauer den Rücken hinunterlief.
    »Mein Gott«, dachte sie, »was mache ich da? Was mache ich da?«
    41
    JACK FISCHL BRAUCHTE nichts zu sagen. Tim wusste
    sofort, was los war, als sein Telefon um fünf Uhr morgens klingelte. Er hätte einen Streifenwagen anfordern können, doch er beschloss selbst zum Tatort zu fahren. Zu dieser Tageszeit war er fast genauso schnell und zehn Minuten entschieden hier nicht über Leben und Tod. Dafür war es sowieso schon zu spät.
    Als Tim auf dem Pacific Coast Highway nach Norden fuhr, glänzte der von der Morgendämmerung erhellte Nebel, der über dem Ozean lag, in einem bleichen Schein. Er dachte an den kurzen Auftritt gestern im gerichtsmedizinischen Institut, der diesen Anruf und wahrscheinlich noch mehrere dieser Art unausweichlich gemacht hatte. Ihm war gesagt worden, dass keine der DNS-Analysen zu der Probe passte, die man unter Sandy Smallwoods Fingernägeln gefunden hatte. Der Mörder war ihnen durch die Lappen gegangen.
    »Außer er war einer von denen, die sich geweigert haben«, hatte Jack auf dem Korridor vor dem Labor gesagt. »Wir werden richterliche Anordnungen für jeden von ihnen brauchen, doch es wird eine Menge Arbeit erfordern, wenn wir, ohne unsere illegale Aktion zu erwähnen, genügend Verdachtsmomente zusammenbringen wollen.«
    Beide wussten aber, dass es wahrscheinlich keiner der vierzehn war, die sich geweigert hatten mit der Polizei zusammenzuarbeiten. Es war unwahrscheinlich, dass nach der unauffälligen, aber lückenlosen Überwachung, die sie allen hatten angedeihen lassen, einer von ihnen der Mörder war. Sie mussten der Wahrheit ins Auge sehen, sie hatten genauso viel in der Hand wie vor drei Wochen: nichts.
    Jack war zu seiner Tochter nach Sherman Oaks gefahren, wo er wie fast jeden Donnerstag, seit seine Frau vor zwei Jahren gestorben war, zum Abendessen erwartet wurde. Er hatte bemerkt wie deprimiert Tim war, und ihn eingeladen mitzukommen, doch der hatte abgelehnt. Er wollte sich nicht aufdrängen, aber noch mehr wollte er alleine sein. Was er wirklich gerne täte, wäre sich sinnlos zu besaufen, doch das war zu erwarten gewesen. Er fuhr spazieren und überlegte, ob er die Anonymen Alkoholiker anrufen und zum nächstgelegenen Treffen gehen sollte um darüber hinwegzukommen. Aber er fühlte sich noch nicht

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