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Der 8. Tag

Der 8. Tag

Titel: Der 8. Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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Tessa, warum sagen Sie mir nicht, warum ich besser nicht wissen sollte, was hier vorgeht?«
    Sie stieß einen langen Seufzer aus, der von einer tiefen Müdigkeit zeugte. »Das wäre nicht gut«, wiegelte sie ab. »Ich habe Ihnen gesagt, was ich konnte.«
    Er musterte sie einen Moment lang und erkannte, dass sie die Wahrheit sagte. Er nahm seine Teetasse, trank den Rest, der darin war, mit einem Schluck aus und stand auf.
    »Danke, dass Sie Zeit für mich gehabt haben, Tessa. Ich entschuldige mich noch einmal dafür, dass ich hier so hereingeplatzt bin.«
    »Ist schon gut. Ich… « Sie machte eine unbestimmte Handbewegung, so als ob nichts weiter mehr zu sagen wäre.
    Sie gingen zusammen in den Flur, dann einen Korridor mit schrägen Wänden und unerwarteten Ecken hinunter.
    »Ein hübsches Haus haben Sie«, bemerkte er, während er sich umschaute.
    »Vielen Dank.«
    »Haben Sie es selbst renoviert oder schon so gekauft?«
    »Es ist nur gemietet, aber ich habe ein paar Dinge verändert.«
    »Es hat viel Atmosphäre.«
    Er blieb kurz vor der Haustür stehen und bevor sie die Tür öffnen konnte, blickte er sie nochmals an. »Tessa«, begann er,
    »ich hoffe, das ist nicht… Ich hoffe, Sie denken nicht… ich meine, unter diesen Umständen… «
    Sie bemerkte, dass er kein Wort herausbrachte, und indem sie das feststellte, war ihr auf einmal klar, worauf er hinauswollte.
    Er hielt den weißen Umschlag in seinen Händen und fummelte an einer der Ecken herum. Sie unterdrückte den Impuls ihre Hand auszustrecken und ihn zurückzuhalten, aber in diesem Moment bemerkte auch er, was er tat, löste eine Hand davon und verbarg die andere hinter dem Rücken, sodass der Umschlag ihren Blicken entzogen war.
    »Ich frage mich, ob wir nicht vielleicht einmal zusammen Essen gehen können, während ich hier bin. Ich kenne niemanden hier in Oxford und es ist… Nun, ich bin sicher, Sie kennen eine Menge guter Orte, wo man zu Abend essen kann. Ich würde gerne, ich meine, wenn Sie es unter diesen Umständen nicht für unpassend halten… Mich würde es jedenfalls wirklich freuen.«
    Nein, dachte sie, völlig unmöglich. Er hatte das richtige Wort gewählt, es war unpassend. In jeder Beziehung, die sie sich vorstellen konnte, dazu noch ein paar, an die sie nicht dachte. Es stand außer Frage.
    »Ich… ich weiß nicht«, hörte sie sich unsicher sagen. »Es hängt davon ab… Können wir uns morgen darüber unterhalten?«
    »Natürlich«, gab er zurück. »Ich rufe Sie an.«
    Sie schüttelten sich schnell und selbstbewusst die Hände, so als wären sie beide von dem, was passiert war, überrascht worden und wollten nun alleine sein um darüber nachzudenken. Ohne dass er es ausgesprochen hatte, war ihr klar, wenn sie wirklich zusammen ausgingen, dann würden sie nicht über die Dinge sprechen, die der Grund für seinen Besuch am heutigen Abend gewesen waren. Es würde viel persönlicher sein.
    Sie schloss schnell die Tür hinter ihm, lauschte seinen Schritten den Weg hinunter und dann, wie sein Wagen davonfuhr. Sie verfluchte sich, weil sie nicht vernünftig, stolz und kühl gewesen war, wie sie es sich für das nächste Mal eigentlich fest vorgenommen hatte, so wie sie es immer tat, wenn ein neuer Mann in ihr Leben trat.
    Doch sie nahm sich vor sich ab jetzt daran zu halten. Sie hatte sich geändert. Die Ereignisse hatten sie verändert. Sie würde nichts mit diesem Mann anfangen. Sie wollte sich noch nicht einmal eingestehen, dass sie ihn attraktiv fand.
    Es würde sich einfach nichts abspielen.
    57
    MAN KONNTE WALTER Chapman in keiner Weise als
    einen unehrenhaften Mann bezeichnen, doch manchmal musste er, wie man so sagt, vorsichtig mit der Wahrheit umgehen.
    Der Grund dafür lag in seiner Tätigkeit als Pressesprecher des Kernkraftwerks in Brinkley Sands. Er war auf seinem Gebiet ein erfahrener Mann, fähig eine jede Sache, die er gerade vertrat, im bestmöglichen Licht erscheinen zu lassen, und das waren bis jetzt schon viele gewesen. Es gab eine Regel, die er immer beherzigte und an die sich auch die Firmen, Ministerien oder Gruppen halten mussten, die ihn anstellten. Man sagte ihm die ganze Wahrheit, egal wie vernichtend sie auch sein mochte, und ließ ihn das Beste daraus machen. Mit einer Situation fertig werden, über die er nicht völlig im Bilde war, war etwas, was er nie tun würde und auch nicht konnte.
    Aus diesem Grund ging er jetzt zu Bob Fulton und Nick Tate hinüber, die er über einer Hand voll Ausdrucke gebeugt

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