Der 8. Tag
23.30 Uhr. Er konnte nicht l ä nger als f ü nfzehn, h ö chstens zwanzig Minuten bewusstlos gewesen sein. Das war gut.
Er blickte zum Haus und sah Licht, aber keine Anzeichen von Leben. Er schob sich auf H ä nden und Knien ü ber den Rasen um einen besseren Blick zu haben. Die K ü chent ü r stand auf, aber es war kein Laut zu h ö ren.
Sie waren fort und er wusste wohin.
Sehr vorsichtig versuchte er seinen Kn ö chel zu belasten. Wenn er laufen oder wenigstens hinken k ö nnte, w ü rde ihm das viel Zeit ersparen. Der heftige, gr ä ssliche Schmerz lie ß ihn einen Schrei aussto ß en, der Tote aufgeweckt h ä tte. Als er der L ä nge nach dort, wo er zusammengebrochen war, auf dem Rasen lag, ü berlegte er sich, dass damit zumindest der Beweis erbracht war, dass sich niemand in der N ä he aufhielt. Anso n sten w ä re der M ö rder schon aus dem Haus gest ü rmt und h ä tte ihm den Rest gegeben. Er hatte ihn f ü r tot gehalten, was ihm einen Ü berraschungsvorteil brachte, wenn er fr ü h genug dort w ä re um ihn zu nutzen.
Er kroch auf allen vieren in die K ü che und hoffte etwas zu finden, was er als Kr ü cke benutzen konnte. Er tastete in der Dunkelheit herum und stemmte sich mithilfe eines Stuhls so weit hoch, dass er den Lichtschalter erreichen konnte. Dann stolperte er herum, ö ffnete verschiedene T ü ren, bis er die Besenkammer gefunden hatte. Er fand einen Besen, dessen Stiel fast genau die richtige L ä nge hatte.
Wie Long John Silver, der B ö sewicht aus der › Schatzinsel ‹ , schwang er sich auf den Besenstiel gest ü tzt vorw ä rts und schaute in der Garage nach, doch da war kein Wagen. Vom Fenster hatte er schon gesehen, dass Prices Auto noch auf der Stra ß e stand. Sie hatten also Tessas Wagen genommen.
Er st ö berte in seinen Taschen. Die Schl ü ssel seines Mietw a gens befanden sich noch darin. Das war wohl die beste L ö sung, wenn Price ihn nicht lahm gelegt hatte. Auf jeden Fall besser als Prices Wagen kurzzuschlie ß en, was er noch nie gemacht hatte, sich aber zutraute, wenn es wirklich n ö tig w ä re.
Er fand seinen Wagen genauso in der dunklen Seitenstra ß e, gesch ü tzt vor den Blicken von der Hauptstra ß e, vor, wie er ihn verlassen hatte. Er lie ß sich auf den Fahrersitz gleiten und zog den Besen in den Wagen. Er steckte den Z ü ndschl ü ssel ins Schloss und drehte ihn. Der Motor sprang sofort an.
Gl ü cklicherweise war es ein Automatikwagen. Um ein Auto mit Schaltgetriebe zu fahren h ä tte er beide F üß e gebraucht und das w ä re unm ö glich gewesen.
Das Schlechte daran war, dass sein rechter Fu ß kn ö chel verletzt war und einen Automatikwagen mit dem linken Fu ß zu fahren war nicht einfach.
Doch er w ü rde es tun. Verdammt, er musste es tun .
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H
Ö R MIR MAL genau zu. Die Sache kann ganz einfach und schmerzlos sein oder kompliziert und sehr, sehr schmerzhaft. Und du wirst nicht sterben oder ohnm ä c h tig werden, wenn ich es nicht will. Ich bin sehr gut da r in. « Er l ä chelte kalt. » Ich habe viel Erfahrung. «
Auf dem R ü cksitz ihres Autos, das er in einer dunklen Ecke geparkt hatte, und w ä hrend er ihr den Mantel anzog und ihr die Schuhe ü berstreifte, kam sie sich wie ein Kind vor. Nac h dem er die Nylonstr ü mpfe, mit denen sie gefesselt gewesen war, entfernt hatte, zirkulierte auch das Blut wieder in ihren H ä nden und F üß en. Ihre Kehle war von dem Knebel ganz rau.
» Seitlich an deinem Hals entsteht ein ü bler blauer Fleck « , meinte er. » Zum Gl ü ck habe ich einen Schal mitgebracht. Ich lege ihn dir an. Genau so, nun kann niemand etwas sehen. Wir werden ja niemanden treffen, wenn du mir die Wahrheit g e sagt hast. «
» Ich habe doch schon gesagt « , entgegnete sie mit flacher, rauer Stimme, » ich kann nicht daf ü r garantieren. Jeder, der am Institut angestellt ist, entscheidet selbst, wann er arbeitet. Ich bin selbst h ä ufig bis nach Mitternacht hier. Aber wir k ü mmern uns nicht umeinander. Wir machen unsere Arbeit und gehen dann nach Hause. «
» Und kein Sicherheitsdienst? «
» Nur die Alarmanlage, wie ich schon gesagt habe. Und George, der von zehn Uhr abends bis sechs Uhr morgens da ist. Aber George ist mehr ein Hausmeister als ein Nachtw ä c h ter. Wenn wir zusammen sind, wird er dich nicht behelligen. «
» Ich vertraue darauf, dass du mir die Wahrheit sagst. A n sonsten geht es George genauso an den Kragen wie dir. Und jedem anderen, der mir in den Weg kommt. «
» Das wird keiner.
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