Der 8. Tag
«
» Gehen wir. «
Er half ihr aus dem Wagen und sie hing an seinem Arm, w ä hrend er ihr Handgelenk wie einen Schraubstock fest hielt. Ein unvoreingenommener Beobachter h ä tte sie f ü r ein P ä rchen gehalten, das einen Abendspaziergang machte und in ein angeregtes Gespr ä ch vertieft war. Was aber niemand sah, war das Messer, das er in seiner anderen Hand flach an ihren Arm gepresst hielt und das von ihrem Mantel ä rmel verborgen wurde.
Sie f ü hrte ihn am Haupteingang des Instituts, der w ä hrend des Tages benutzt wurde, vorbei um die Ecke zu einer Seite n t ü r, die nur den Angestellten bekannt war, die einen Code daf ü r besa ß en, der in den Ö ffnungsmechanismus eingegeben werden musste. Als sie die T ü r erreicht hatten, sp ü rte sie, wie sich die Messerspitze durch die Falten des Mantels hindurch warnend gegen ihre Rippen presste.
» Mach nichts, was mich ver ä rgern k ö nnte. «
Sie tippte einen sechsstelligen Code ein. Das Schloss gab ein Klicken von sich und sie stie ß die T ü r auf. Ihre Schritte kla n gen dumpf auf dem Zementboden und nahmen einen anderen Klang an, als sie die mit Marmor geflieste Halle erreichten. Das einzige Licht kam von der tr ü ben Notfallbeleuchtung ü ber ihnen.
Sie wollten gerade die Haupttreppe hinaufsteigen, als Schritte hinter ihnen ert ö nten. Sein Griff wurde fester.
» Denk daran « , fl ü sterte er in ihr Ohr.
Ein kleiner, rundlicher Mann war als Silhouette in dem Licht, das aus seinem winzig kleinen B ü ro fiel, zu sehen. Er trug eine Art Uniform, doch die Jacke war nicht zugekn ö pft und sein Schlips gelockert. Aus dem kleinen Schwarzwei ß fernseher hinter ihm erklang eine Filmmusik.
» Guten Abend, George. Ich bin ’ s, Tessa Lambert « , rief sie ihm zu.
» Oh, Dr. Lambert. Arbeiten Sie wieder mal sp ä t? « Er sp ä hte in die Dunkelheit, machte aber keine Bewegung mehr Licht anzuschalten. » Das ist doch nicht Danny da bei Ihnen? «
» Ein Kollege. Wir wollen ein Programm laufen lassen. Es wird nicht l ä nger als eine Stunde dauern. «
» In Ordnung, Dr. Lambert « , gab George zur ü ck und er klang wie ein Mann, der an die Eigenheiten von Wissenschaf t lern gew ö hnt war und sich nicht dar ü ber wunderte. » Sie m a chen bitte das Licht oben aus, wenn Sie gehen, ja? «
» Ja, George. Machen Sie sich keine Sorgen. «
Er ging wieder zu seinem Fernseher und schloss die T ü r. Die beiden stiegen die Treppen hinauf.
» Gut, Tessa. So weit, so gut « , meinte er sanft. » Mach gena u so weiter. «
Am Ende der Treppen gingen sie den Korridor entlang, an den er sich noch von seinem ersten Besuch her erinnerte. Es war dunkel bis auf einen Lichtstrahl, der durch eine drei ß ig Zentimeter gro ß e, quadratische Scheibe in einer Labort ü r auf den Korridor fiel. Als sie n ä her kamen, f ü hlte sie, wie sich sein Griff verst ä rkte.
» Ich habe doch gesagt, dass sich um diese Uhrzeit niemand um den anderen k ü mmert « , beruhigte sie ihn.
Als sie an dem Labor vorbeikamen, warfen beide einen Blick hinein. Zwei M ä nner beugten sich ü ber ein Ger ä teteil, das sich am gegen ü berliegenden Ende einer langen Werkbank befand. Tessa kannte beide vom Sehen aber nicht dem Namen nach .
Sein Griff lie ß nach, wurde aber erneut fester, als sie um eine Ecke bogen und einen noch gr öß eren Lichtstrahl sahen. Durch die halb offene T ü r sah man in einen Raum, in dem sich eine grauhaarige Frau ü ber eine Computertastatur beugte; sie hob noch nicht einmal den Kopf.
Sie erreichten Tessas Labor und sie bat ihn ihren Arm losz u lassen, damit sie ihren Schl ü ssel herausnehmen konnte. Er tat es, stand aber dicht neben ihr, w ä hrend sie die T ü r aufschloss. Gleich nachdem sie im Raum waren, nahm er ihr den Schl ü s sel ab, sperrte die T ü r zu und r ü ttelte probeweise am Griff.
» Zum Teufel! « , rief er entr ü stet. » Dieses Schloss h ä lt noch nicht einmal ein Kind auf. «
» Wir machen uns ü ber diese Art von Sicherheit hier keine gro ß en Gedanken « , erkl ä rte sie k ü hl. » Alles, was wertvoll ist, befindet sich in den Computern und da n ü tzen Schl ö sser nichts, oder? «
Sie beobachtete, wie er den H ö rer vom Telefon auf ihrem Schreibtisch abnahm und eine lange Nummer w ä hlte. Er wa r tete einige Momente und sagte dann: » Ich bin mit ihr im L a bor. «
Er schaute zu ihr her ü ber, lauschte auf die Stimme, die sie nicht h ö ren konnte, und fuhr dann fort: » Ja, sie hat etwas … Eine Variante
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