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Der 8. Tag

Der 8. Tag

Titel: Der 8. Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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klammerte.
    Sein Gef ü hl nicht ganz da zu sein, sich in einem traum ä h n lichen Zwischenbereich von realer Welt und Fantasie zu b e finden, passte gut zu der Geschwindigkeit, mit der alles um ihn herum passierte. Etwas mehr als zweiundsiebzig Stunden waren vergangen, seit er seinen Bruder in Los Angeles vera b schiedet hatte. Obwohl er eigentlich auf den versprochenen Anruf von Tim gewartet hatte, hatte er sich keine Gedanken gemacht, als dieser sich nicht innerhalb der ersten vierun d zwanzig Stunden meldete.
    Nebenbei war er auf einen weiteren Artikel von Tessa in e i ner ä lteren Ausgabe des Scientific American gesto ß en und wollte ihn Tim zufaxen. Er hatte aber vergessen sich die Nummer von Tim geben zu lassen und deshalb rief er Jack Fischl an um zu fragen, ob er sie h ä tte.
    Jack hatte gesagt, er h ä tte gerade mit Tim ü ber die schlim m ste Satellitenleitung, die er je gehabt hatte, gesprochen, nur Piepen, Echos und was sonst noch f ü r Nebenger ä usche. Er nannte Josh auch den Grund f ü r den Anruf, n ä mlich dass einer ihrer Verd ä chtigen sich aus dem Staub gemacht hatte. Er gab Josh die Nummer des Hotels und Josh wartete bis gegen Mitternacht, was acht Uhr morgens in Oxford bedeutete, bevor er anrief.
    Was Jack gesagt hatte traf zu: Die Verbindung war nicht nur schlecht, sie war grauenvoll. Dazu kam noch, dass etwas Sel t sames in Tims Stimme lag. Es war Tims Stimme, ganz klar, doch sie klang durch die Nebenger ä usche und Verzerrungen hindurch merkw ü rdig h ö lzern, und das lag nicht nur an se i nen Bem ü hungen sich verst ä ndlich zu machen.
    Josh war sich nicht sicher, was ihn in diesem Moment dazu bewogen hatte, den Recorder anzustellen und das Gespr ä ch aufzunehmen. Danach schickte er den Artikel, wie verspr o chen, an die Faxnummer des Hotels, die Tim ihm gegeben hatte, doch w ä hrend er das tat, spulte er das Band zur ü ck und h ö rte sich ihre Unterhaltung noch einmal sorgf ä ltig an. Es stand au ß er Frage, dass, wenn man die Nebenger ä usche, so weit das m ö glich war, au ß er Acht lie ß , sein Bruder mehr wie eine dieser sprechenden Waagen klang denn wie er selbst. Es h ö rte sich fast an, als ob er unter Drogen st ü nde oder sich in Gefangenschaft befand und verzweifelt versuchte durch den Tonfall seiner Stimme mitzuteilen, dass nicht alles in Ordnung war.
    Das war aber alles zu weit hergeholt und grotesk. Josh lie ß seine Fantasie schweifen.
    Und pl ö tzlich …
    Zwanzig Minuten sp ä ter war er damit fertig, das Band mit verschiedenen Geschwindigkeiten vor- und zur ü cklaufen zu lassen. Er schob die Kassette in seine Tasche, denn die Ger ä te, die seinen wachsenden Verdacht best ä tigen konnten, befanden sich in seinem Labor.
    Ein paar Stunden sp ä ter war dieser Verdacht zur Gewis s heit geworden. Was auf dem Band zu h ö ren war, waren keine Echos, sondern normale Verz ö gerungen in unterschiedlicher L ä nge. Die Unterschiede waren gering, aber messbar. So kon n te sich kein einfaches Echo verhalten. Es erinnerte ihn an e t was, doch er brauchte einige Minuten, bis es ihm wieder ei n fiel. Dann war es pl ö tzlich da. Kein Zweifel.
    Vor ü ber einem Jahr hatte er mit einem Ü bersetzungspr o gramm herumexperimentiert; vom Englischen in verschiedene Sprachen, von denen er die meisten nicht beherrschte, und von da zur ü ck ins Englische. Als wortw ö rtliche Ü bersetzung, die sich nicht um Stil k ü mmerte, schien es ziemlich gut zu fun k tionieren, aber was ihm am deutlichsten in Erinnerung gebli e ben war, waren die leichten Verz ö gerungen, mit denen das Programm arbeitete. Manche Worte und Redewendungen brauchten unerheblich l ä nger f ü r die Ü bersetzung als andere. Es war nur eine Frage der Zugriffszeit auf den Speicher und es war fast minimal, aber es war arhythmisch, genau wie Tims Stimme in der Telefonleitung aus England.
    Er hatte eine Zeit lang dar ü ber nachgedacht, was das b e deuten k ö nnte. Wie von selbst dr ä ngte sich ihm die einzig m ö gliche L ö sung auf. Sein Bruder hatte nicht direkt mit ihm geredet, sondern Worte, die sein Bruder gesprochen hatte, wurden jetzt dazu benutzt, ihm mitzuteilen, was ein anderer sagte. Das w ü rde auch den seltsam metallischen Klang der Stimme erkl ä ren, der sich anh ö rte, als ob die Worte in einer anderen Reihenfolge zusammengesetzt worden waren als sie eigentlich gesprochen worden sind. Er vermutete, dass die Nebenger ä usche und Echoeffekte nur dazu dienten, den k ü nstlichen

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