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Der 8. Tag

Der 8. Tag

Titel: Der 8. Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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irgendeiner seiner Taschen haben musste.
    Tessa zuckte kurz mit den Schultern und machte mit ihren H ä nden eine Bewegung, als wollte sie einen unsichtbaren Vogel, der sich darin befunden hatte, freilassen. » Zur Zeit bauen wir einen Computer auf der Basis dessen, was wir vom menschlichen Gehirn wissen. Genau wie das Gehirn keine zentrale Schaltstation hat, durch die jede Information geht, so haben heute die Computer auch keinen zentralen Prozessor mehr. Sie haben viele parallel geschaltete Prozessoren, die mit einer Software laufen, die Gehirnstr ö me simulieren soll, sie verrichten ihre Aufgabe und erzeugen in ihrem Zusamme n spiel einen optimalen Zustand. «
    » Meinst du einen Zustand des Denkens? « , fragte Clive nach und fand die Streichholzschachtel schlie ß lich platt gedr ü ckt in der Ges äß tasche seiner Hose.
    Helen redete, bevor Tessa antworten konnte. » Das Denken hat seinen Ursprung in Gehirnen, die das Ergebnis von Millionen von Jahren der Evolution sind. Eine Maschine wird ganz offensichtlich entweder von Menschen oder von anderen Maschinen hergestellt. Sie hat sich nicht durch Mutationen oder nat ü rliche Selektion entwickelt. «
    » Das, w ü rde ich sagen « , meinte Clive und schnitt das Ende einer seiner sch ö n verpackten Zigarren ab, die er gerne nach dem Essen rauchte, » ist m ö glicherweise nur eine Frage der Wortwahl. «
    Tessa wandte sich Helen zu und hob warnend den Finger. » Bevor du weiter auf dem Unterschied zwischen Gehirnen und Maschinen bestehst, werfen wir doch mal einen Blick auf ihre Gemeinsamkeiten. Ich habe gesagt, dass wir Computer nach dem Vorbild von Gehirnen bauen. Das Gehirn besteht aus Milliarden von Nervenzellen, von denen keine aus sich selbst heraus wissensdurstig oder intelligent ist. Eine Nerve n zelle kennt nur zwei Zust ä nde, an oder aus. Sie leitet, abh ä n gig von dem Reiz, den sie von ihren Nachbarzellen erh ä lt, diesen weiter oder tut es nicht. Wenn der Reiz ü ber einer b e stimmten Schwelle liegt, dann leitet sie ihn weiter, wenn er darunter liegt, dann nicht. Stimmen wir so weit ü berein? «
    Helen nickte sachverst ä ndig und ermunterte sie fortzufa h ren. Das schwere Aroma der Havanna driftete aus Clives Ric h tung her ü ber.
    » Das Ä quivalent zu den Nervenzellen sind beim Computer die Bits « , erkl ä rte Tessa weiter. » Ein Bit ist so etwas wie ein Schalter, der nur zwei Positionen einnehmen kann. Du kannst die beiden Positionen › an ‹ und › aus ‹ , › x ‹ und › y ‹ , oder › 0 ‹ und › 1 ‹ nennen. Genauso wie unsere Gedanken komplexe Muster von Nervenzellen sind, die einen Reiz weiterleiten oder nicht, bestehen die Vorg ä nge in einem Computer aus Bits, die auf an oder aus stehen. «
    » Ich verstehe genau, was du sagen willst « , unterbrach H e len sie ungeduldig, » aber so l ä uft es nicht. Du schaffst es vie l leicht, eine Maschine intelligent wirken zu lassen, doch alles, was eine Maschine tut, ist Aufgaben erledigen, f ü r die sie programmiert worden ist. Genauso gut kannst du behaupten, nur so zum Beispiel, eine Autowaschanlage ist intelligent. «
    » Du siehst das Wesentliche nicht. Eine Autowaschanlage ist eine mechanische Vorrichtung … «
    » Und was ist ein Computer? « , unterbrach Helen mit einem abf ä lligen Lachen, als ob damit die Sache entschieden w ä re.
    » Ein Computer « , Tessa hatte nicht vor einen fu ß breit Boden preiszugeben, » ist ein mechanisches Ger ä t, in dem ein Nerve n system sich ver ä ndert und entwickelt in der gleichen Weise, wie du es bei einem menschlichen Gehirn voraussetzt. Es gibt deutliche Ü bereinstimmungen in der Art, wie beide die Info r mationen, die sie erhalten, verarbeiten. «
    » Aber die Maschine funktioniert einfach nur « , beharrte H e len. » Sie wei ß nicht, was sie tut. Sie hat kein Bewusstsein. «
    » Denk daran « , forderte Tessa sie auf, » dass wir genauso wenig wissen, was Bewusstsein ist, wie wir wissen, was De n ken ist. Wir wissen nur, dass es existiert. «
    » Arbeitest du jetzt mit religi ö sen Argumenten? « , fragte Cl i ve mit sanftem Vorwurf und hob eine Augenbraue in Tessas Richtung. » Willst du ausdr ü cken, dass wir es hier mit etwas zu tun haben, dass jenseits unseres Verst ä ndnisses liegt? «
    » Ich behaupte, wir haben es hier mit etwas zu tun, das wir noch lernen m ü ssen zu begreifen. Deshalb steht die Wisse n schaft, entschuldige Helen, aber ich muss das sagen, ü ber der Religion. Die Wissenschaft stellt

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