Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch
Sach, daß er nur seine Tochter wie Pythagoras die seinige verheiratet hätte, so ich aber nimmermehr glauben könnte, weil ich ihn meines Wissens niemal beleidigt.
Mit solchen Schwänken, deren man an mir dies Orts sonst nicht gewohnt war, erhielt ich, daß der Kommandant samt meinem Schwährvater, welchen er hierzu wohl persuadieren wollte, bei meiner Specksuppen zu erscheinen versprach: Er schickt' auch gleich ein Faß Wein und einen Hirsch in meine Küchen, ich aber ließ dergestalt zurichten, als ob ich Fürsten hätte traktieren wollen, brachte auch eine ansehenliche Gesellschaft zuwegen, die sich nit allein brav miteinander lustig machten, sondern auch vor allen Dingen meinen Schwährvater und Schwieger dergestalt mit mir und meinem Weib versöhneten, daß sie uns mehr Glücks wünschten, als sie uns die vorige Nacht fluchten. In der ganzen Stadt aber wurde ausgesprengt, daß unsere Kopulation mit Fleiß auf so ein fremde Gattung angestellt worden wäre, damit uns beiden kein Poß von bösen Leuten widerfahre; mir aber war diese schnelle Hochzeit trefflich gesund, denn wenn ich doch verehelicht und gemeinem Gebrauch nach über die Kanzel hätte abgeworfen werden sollen, so hätten sich besorglich Schleppsäck gefunden, die mir ein verhinderliches Gewirr drein zu machen unterstanden, denn ich hatte solcher unter den Bürgerstöchtern ein ganz halb Dutzend, die mich mehr als allzuwohl kannten.
Den andern Tag traktierte mein Schwährvater meine Hochzeitgäst, aber bei weitem nit so wohl als ich, denn er war karg; da wurde erst mit mir geredt, was ich für eine Hantierung treiben und wie ich die Haushaltung anstellen wollte, da merkte ich erst, daß ich meine edle Freiheit verloren hatte und unter einer Botmäßigkeit leben sollte. ich ließ mich gar gehorsamlich an und begehrte zuvor meines lieben Schwährvaters als eines verständigen Kavaliers getreuen Rat zu vernehmen und dem zu folgen, welche Antwort der Kommandant lobte, und sagte: »Dieweil er ein junger frischer Soldat ist, so wäre es ein große Torheit, wenn er mitten in jetzigen Kriegsläuften ein anders als das Soldatenhandwerk zu treiben vor die Hand nähme, es ist weit besser, sein Pferd in eines andern Stall zu stellen, als eines andern in dem seinigen zu füttern; was mich anbelangt, so will ich ihm ein Fähnlein geben, wenn er will.« Mein Schwähr und ich bedankten uns, und ich schlugs nit mehr aus wie zuvor, wies doch dem Kommandanten des Kaufmanns Handschrift, der meinen Schatz zu Köln in Verwahrung hat. »Dieses«, sagte ich, »muß ich zuvor holen, ehe ich schwedische Dienst annehme; denn sollte man gewahr werden, daß ich ihrem Gegenteil dienete, so werden sie mir zu Köln die Feige weisen und das Meinige behalten, welches sich so leichtlich nicht im Weg finden läßt.« Sie gaben mir beide recht, und wurde also zwischen uns dreien abgeredt, zugesagt und beschlossen, daß ich in wenig Tagen mich nach Köln begeben, meinen Schatz dort erheben, mich nachgehends wieder damit in der Festung einstellen und ein Fähnlein annehmen sollte; dabei wurde auch ein Tag ernennet, an welchem meinem Schwährvater eine Kompagnie samt der Obristleutnant-Stelle bei des Kommandanten Regiment übergeben werden sollte; denn sintemal der Graf von Götz damals mit vielen kaiserlichen Völkern in Westfalen lag und sein Quartier zu Dortmund hatte, versah sich der Kommandant auf den künftigen Frühling einer Belagerung und bewarb sich dahero um gute Soldaten, wiewohl diese Sorg vergeblich war, dieweil ermeldter Graf von Götz, weil Johann de Werd im Breisgau geschlagen worden, selbigen Frühling Westfalen quittieren und am Ober-Rheinstrom wegen Breisach wider den Fürsten von Weimar agieren mußte.
Das 23. Kapitel
Simplicius kommt in eine Stadt, die er zwar nur pro forma Köln nennet, seinen Schatz abzuholen
Es schickt sich ein Ding auf mancherlei Weis, des einen Unstern kommt staffelweis und allgemach, und einen andern überfällt das seinige mit Haufen; das meinige aber hatte einen so süßen und angenehmen Anfang, daß ich mirs wohl für kein Unglück, sondern für das höchste Glück rechnete. Kaum über acht Tag hatte ich mit meinem lieben Weib im Ehestand zugebracht, da ich in meinem Jägerkleid, mit einem Feurrohr auf der Achsel, von ihr und ihren Freunden meinen Abschied nahm; ich schlich mich glücklich durch, weil mir alle Weg bekannt, also daß mir keine Gefahr unterwegs aufstieß, ja ich wurde von keinem Menschen gesehen, bis ich nach Deutz, so
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