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Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Titel: Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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gegen Köln über diesseits Rhein liegt, vor den Schlagbaum kam. Ich aber sah viel Leut, sonderlich einen Bauren im Bergischen Land, der mich allerdings an meinen Knan im Spessart gemahnte, sein Sohn aber dessen Simplicio sich am besten verglich. Dieser Baurenbub hütete der Schwein, als ich bei ihm vorüber passieren wollte, und weil die Säu mich spürten, fingen sie an zu grunzen, der Knab aber über sie zu fluchen: daß sie der Donner und Hagel erschlagen und ›de Tüfel dartoo halen solte‹; das hörte die Magd und schrie dem Jungen zu, er sollte aufhören zu fluchen, oder sie wollts dem Vater sagen. Der antwortet' der Knabe, sie sollte ihn im Hintern lecken und ihre ›Mour dartoo brühen‹; der Baur hörte seinem Sohn gleichfalls zu, lief derowegen mit seinem Prügel aus dem Haus, und schrie: »Halt du hundert tausend etc. Schelm, ick sall di lehren sweren, de Hagel schla di dan, dar di der Tüfel int Liff fahr«, erwischt' ihn damit bei der Kartausen, prügelt' ihn wie einen Tanzbären und sagte zu jedem Streich: »Du böse Bof, ick sall di leeren floeken, de Tüfel hal di dan, ick sall di im Arse lecken, ick sall di lehren dine Mour brühen, etc.« Diese Zucht erinnert' mich natürlich an mich und meinen Knan, und ich war doch nicht so ehrlich oder gottselig, daß ich Gott gedankt hätte, weil er mich aus solcher Finsternis und Ignoranz gezogen und zu einer bessern Wissenschaft und Erkenntnis gebracht; warum wollte denn mein Glück, das er mir täglich zuschickt', in die Länge haben harren können? Da ich nun nach Köln kam, kehrte ich bei meinem Jupiter ein, so damals ganz klug war; als ich ihm nun vertraute, warum ich da wäre, sagte er mir gleich, daß ich besorglich leer Stroh dreschen würde, weil der Kaufmann, dem ich das Meinige aufzuheben geben, Bankerott gespielt und ausgerissen wäre; zwar seien meine Sachen obrigkeitlich petschiert, er selbst aber, sich wieder einzustellen, zitiert worden, aber man zweifle sehr an seiner Wiederkunft, weil er das Beste so fortzubringen gewesen, mit sich genommen; bis nun die Sach erörtert würde, könnte viel Wasser den Rhein hinunterlaufen. Wie angenehm mir diese Botschaft war, kann ein jeder leicht ermessen; ich fluchte ärger als ein Fuhrmann, aber was halfs, ich hatte drum meine Sachen nit wieder und überdas keine Hoffnung, solche zu bekommen; so hatte ich auch über zehn Taler Zehrgeld nit zu mir genommen, daß ich also mich nit so lang aufhalten konnte, als es die Zeit erforderte. Überdas hatte es auch Gefahr auf sich, so lange dazubleiben, denn ich mußte sorgen, daß, weil ich einer feindlichen Garnison zugetan wäre, ich verkundschaft würde und also nicht allein gar um das Meinige, sondern noch dazu in größere Ungelegenheit kommen; sollte ich denn unverrichter Sach wieder zurück, das Meinige mutwillig dahinten lassen und den Hingang für den Hergang haben, das dünkte mich auch nicht ratsam sein. Zuletzt wurde ich mit mir selber eins, ich wollte mich in Köln aufhalten, bis die Sach erörtert würde, und die Ursach meines Ausbleibens meiner Liebsten berichten; verfügte mich demnach zu einem Prokurator der ein Notarius war, und erzählte ihm mein Tun, bat ihn, mir um die Gebühr mit Rat und Tat beizuspringen, ich wollte ihm neben der Tax wenn er meine Sach beschleunigte, mit einer guten Verehrung begegnen. Weil er denn hoffte, es würde an mir etwas zu fischen sein, nahm er mich gutwillig an und dingte mich auch in die Kost, darauf ging er andern Tags mit mir zu denjenigen Herren, welche die Fallimentssachen zu erörtern haben, gab vidimierte Kopie von des Kaufmanns Handschrift ein und legte das Original vor, worauf wir zur Antwort bekamen, daß wir uns bis zu gänzlicher Erörterung der Sach patientieren müßten, weil die Sachen, davon die Handschrift sage, nicht alle vorhanden wären.
    Also versah ich mich des Müßiggangs wieder auf ein Zeitlang, bis ich sehen wollte, wie es in großen Städten hergehet; mein Kostherr war, wie gehört, ein Notarius und Prokurator, daneben hatte er etwa ein halb Dutzend Kostgänger und hielt stets acht Pferd auf der Streu, welche er den Reisenden ums Geld hinzuleihen pflegte; dabei hatte er einen teutschen und einen welschen Knecht, die sich beides zum Fahren und Reiten gebrauchen ließen und der Pferd warteten, mit welcher drei- oder vierthalbfachen Hantierung er nicht allein seine Nahrung reichlich gewann, sondern auch ohn Zweifel trefflich vorschlug, denn weil keine Juden in selbige Stadt kommen dürfen,

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