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Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Titel: Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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alle an unsrer ersten Mutter Kuriosität zu däuen haben. Von den übrigen, als Faulheit, Rachgier, Eifer, Frevel, Gebrechen der Lieb und andern dergleichen Krankheiten und Lastern will ich für diesmal schweigen, weil ich mir niemals vorgenommen, etwas davon zu schreiben, sondern wieder auf meinen Kostherrn kommen, der mir Ursach gab, dergleichen Gebrechen nachzusinnen, weil er vom Geiz bis aufs äußerste Haar eingenommen und besessen war.

Das 24. Kapitel
    Der Jäger fängt einen Hasen mitten in einer Stadt
    Dieser hatte, wie obgemeldet, unterschiedliche Hantierungen, dadurch er Geld zusammenkratzte, er zehrte mit seinen Kostgängern und seine Kostgänger nit mit ihm, und er hätte sich und sein Hausgesind mit demjenigen was sie ihm eintrugen, gar reichlich ernähren können, wenns der Schindhund nur dazu hätte angewendet, aber er mästete uns auf schwäbisch und hielt gewaltig zurück; ich aß anfangs nit mit seinen Kostgängern, sondern mit seinen Kindern und Gesind, weil ich nit viel Geld bei mir hatte; da setzte es schmale Bißlein, so meinem Magen, der nunmehr zu den westfälischen Traktamenten gewöhnet war, ganz spanisch vorkam; kein gut Stück Fleisch kriegten wir auf den Tisch, sondern nur dasjenige, so acht Tag zuvor von der Studenten Tafel getragen, von denselben zuvor überall wohl benagt und nunmehr vor Alter so grau als Methusalem worden war; darüber machte dann die Kostfrau (welche die Küche selbst versehen mußte, denn er dingte ihr keine Magd) ein schwarze saure Brüh und überteufelts mit Pfeffer, da wurden dann die Beiner so sauber abgeschleckt, daß man alsbald Schachstein daraus hätte drehen können, und doch waren sie alsdann noch nit recht ausgenutzt, sondern sie kamen in einen hierzu verordneten Behälter, und wenn unser Geizhals deren ein Quantität beisammen hatte, mußten sie erst klein zerhackt und das übrige Fett bis auf das alleräußerste herausgesotten werden, nicht weiß ich, wurden die Suppen daraus geschmälzt oder die Schuh damit geschmiert. An den Fasttagen, deren mehr als genug einfielen und alle solenniter gehalten wurden, weil der Hausvater diesfalls gar gewissenhaft war, mußten wir uns mit stinkenden Bücklingen, versalznen Bolchen, faulen Stock- und andern abgestandenen Fischen herumbeißen, denn er kaufte alles der Wohlfeile nach und ließ sich die Mühe nicht dauren, zu solchem Ende selbst auf den Fischmarkt zu gehen und anzupacken, was jetzt die Fischer auszuschmeißen im Sinn hatten. Unser Brot war gemeiniglich schwarz und altbacken, der Trank aber ein dünn saur Bier, das mir die Därm hätte zerschneiden mögen, und mußte doch gut abgelegen Märzenbier heißen. Überdas vernahm ich von seinem teutschen Knecht, daß es Sommerszeit noch schlimmer hergehe, denn da sei das Brot schimmlig, das Fleisch voller Würm und ihre beste Speisen wäre irgends zu Mittag ein paar Rettig und auf den Abend eine Handvoll Salat. Ich fragte, warum er denn bei dem Filz bleibe? da antwort er mir, daß er die meiste Zeit auf der Reis sei und derhalben mehr auf der Reisenden Trinkgelder, als seinen Schimmeljuden bedacht sein müßte; er getraute seinem Weib und Kindern nicht in Keller, weil er sich selbsten den Tropfwein kaum gönnete, und sei in Summa ein solcher Geldwolf, dergleichen kaum noch einer zu finden; das so ich bisher gesehen, sei noch nichts, wenn ich noch ein Weil da verblieben würde ich gewahr nehmen, daß er sich nicht schäme, einen Esel um ein Fettmönch zu schinden. Einsmals brachte er sechs Pfund Sülzen oder Rinderkuttlen heim, das setzte er in seinen Speiskeller, und weil zu seiner Kinder großem Glück das Tagfenster offenstund, banden sie ein Eßgabel an einen Stecken und angelten damit alle Kuttelfleck heraus, welche sie alsobald und halbgekocht in großer Eil verschlangen und vorgaben, die Katz hätte es getan. Aber der Erbsenzähler wollt es nit glauben, fing derhalben die Katz, wog sie und befand, daß sie mit Haut und Haar nicht so schwer war, als seine Kuttlen gewesen. Weil er denn so gar unverschämt handlete, also begehrte ich nit mehr an seiner Leute, sondern an gemeldter Studenten Tafel, es koste auch was es wolle, zu essen, wobei es zwar etwas herrlicher herging, wurde mir aber wenig damit geholfen, denn alle Speisen die man uns versetzte, waren nur halb gar, so unserm Kostherrn an zwei Orten zupaß kam, erstlich am Holz, so er gespart, und daß wir nit soviel verdauen konnten; überdas so dünkte mich, er zählte uns alle Mundvoll in Hals hinein

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