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Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Titel: Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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der Metzger tot auf dem Schragen liegen hätte. Damit verursachte ich, daß er mich mit folgender Untreu wieder brav bezahlte, weil ich solche Sachen in seinem Haus zu üben nicht bestellt war.
    Die zween jungen von Adel bekamen einen Wechsel, und Befehl von ihren Eltern, sich nach Frankreich zu begeben und die Sprach zu lernen, eben als unsers Kostherrn teutscher Knecht anderwärts auf der Reis war, und dem welschen (sagt' unser Kostherr) dürfte er die Pferd in Frankreich nicht vertrauen, weil er ihn noch nit recht kennete, denn er besorgte, wie er vorgab, er möchte das Wiederkommen vergessen und ihn um die Pferd bringen; bat mich derowegen, ob ich ihm nicht den großen Dienst tun und beide Edelleut mit seinen Pferden, weil ohnedas meine Sach in vier Wochen noch nicht erörtert werden könnte, nach Paris führen wollte? Er hingegen wollte indessen meine Geschäfte, wenn ich ihm deswegen vollkommene Gewalt geben würde, so getreulich befördern, als ob ich persönlich gegenwärtig wäre. Die von Adel ersuchten mich deswegen auch, und mein eigener Vorwitz, Frankreich zu besehen, riet mir solches gleichfalls, weil ichs jetzt ohne sondern Unkosten tun konnte und ich ohnedas die vier Wochen auf der faulen Bärnhaut daliegen und noch Geld dazu verzehren müßte: Also machte ich mich mit diesen Edelleuten anstatt eines Postillions auf den Weg, auf welchem mir nichts Merkwürdiges zuhanden stieß: Da wir aber nach Paris kamen und bei unsers Kostherrn Korrespondenten, bei dem die Edelleut auch ihren Wechsel empfingen, einkehrten, wurde ich den andern Tag nit allein mit den Pferden arrestiert, sondern derjenige, so vorgab, mein Kostherr wäre ihm ein Summa Gelds zu tun schuldig, griff mit Gutheißung desselben Viertel-Commissarii zu und versilberte die Pferd, Gott geb, was ich dazu sagte; also saß ich da, wie Matz von Dresden, und wußte mir selbst nicht zu helfen, viel weniger zu raten, wie ich einen so weiten und damals sehr unsichern Weg wieder zurückkommen sollte. Die von Adel bezeugten ein groß Mitleiden mit mir und verehrten mich desto ehrlicher mit einem guten Trinkgeld, wollten mich auch nicht ehender von sich lassen, bis ich entweder einen guten Herrn oder eine gute Gelegenheit hätte, wieder nach Teutschland zu kommen: Sie dingten sich ein Losament, und ich hielt mich etlich Tag bei ihnen auf, damit ich dem einen, so wegen der fernen Reis, deren er nicht gewohnt, etwas unpäßlich worden, aufwartete. Und demnach ich mich so fein anließ, schenkt' er mir sein Kleid, so er ablegte, dann er sich auf die neue Mode kleiden ließ. Ihr Rat war, ich sollte nur immer ein paar Jahr in Paris bleiben und die Sprach lernen; das ich zu Köln zu holen hätte, würde mir nicht entlaufen. Da ich nun so in der Wahl stund und noch zweifelte, was ich tun wollte, hörte mich einsmals der Medicus, so meinen kranken Junker zu kurieren alle Tag zu uns kam, auf der Lauten schlagen und ein teutsch Liedlein darein singen, das ihm so wohl gefiel, daß er mir ein gute Bestallung anbot samt seinem Tisch, da ich mich zu ihm begeben und seine zween Söhn unterrichten wollte, denn er wußte schon besser wie mein Handel stund als ich selbst und daß ich einen guten Herrn nit ausschlagen würde: Also wurden wir des Handels miteinander bald eins, weil beide Edelleute das Beste dazu redeten und mich trefflich rekommendierten, ich verdingte mich aber nit länger als von einem Vierteljahr zum andern.
    Dieser Doktor redte so gut teutsch als ich und das Italienisch wie seine Muttersprach, derhalben versprach ich mich desto lieber zu ihm. Als ich nun die Letze zehrte mit meinen Edelleuten, war er auch dabei, und mir gingen üble Grillen im Kopf herum, denn da lag mir mein frischgenommen Weib, mein versprochen Fähnlein und mein Schatz zu Köln im Sinn, von welchem allen ich mich so leichtfertig hinwegzubegeben bereden lassen, und da wir von unsers gewesenen Kostherrn Geiz zu reden kamen, fiel mir zu, und ich sagte auch über Tisch: »Wer weiß, ob vielleicht unser Kostherr mich nicht mit Fleiß hieher praktiziert, damit er das Meinig zu Köln erheben und behalten möge.« Der Doktor antwort, das könne wohl sein, vornehmlich wenn er glaube, daß ich ein Kerl von geringem Herkommen sei. »Nein«, antwort der eine Edelmann, »wenn er zu solchem End hiehergeschickt worden ist, daß er hier bleiben sollte, so ists darum geschehen, weil er ihm seines Geizes wegen so viel Drangsal antat.« Der Kranke fing an: »Ich glaub aber ein andere Ursach; Als ich

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