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Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Titel: Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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und kratzte sich hintern Ohren, wenn wir recht futterten; sein Wein war ziemlich gewässert und nit der Art, die Däuung zu befördern; der Käs, den man am End jeder Mahlzeit aufstellte, war gemeinlich steinhart, die holländische Butter aber dermaßen versalzen, daß keiner über ein Lot davon auf einen Imbiß genießen konnte; das Obst mußte man wohl so lang auf- und abtragen, bis es mürb und zu essen tauglich war, wenn dann etwa ein oder ander darauf stichelte, so fing er einen erbärmlichen Hader mit seinem Weib an, daß wirs hörten, heimlich aber befahl er ihr, sie sollte nur bei ihrer alten Geigen bleiben. Einsmals brachte ihm einer von seinen Klienten einen Hasen zur Verehrung, den sah ich in der Speiskammer hangen und gedachte, wir würden einmal Wildbret essen dürfen, aber der teutsche Knecht sagte mir, daß er uns nicht an die Zähn brennen würde, denn sein Herr hätte den Kostgängern ausgedingt, daß er so keine Schnabelweid speisen dürfte, ich sollte nur nachmittag auf den Alten Markt gehen und sehen, ob ich ihn nit dorten zu verkaufen finden würde: Darauf schnitt ich dem Hasen ein Stücklein vom Ohr, und als wir über dem Mittagimbiß saßen und unser Kostherr nicht bei uns war, erzählte ich, daß unser Geizhals ein Hasen zu verkaufen hätte, um den ich ihn zu betrügen gedächte, wenn mir einer aus ihnen folgen wollte, also daß wir nicht allein Kurzweil anrichten, sondern den Hasen selbst kriegen wollen; jeder sagte ja, denn sie hätten unserm Wirt gern vorlängst ein Schabernack angetan, dessen er sich nit beklagen dürfte. Also verfügten wir uns den Nachmittag an denjenigen Ort, den ich vom Knecht erlernt hatte, da unser Kostherr zu stehen pflegte, wenn er so etwas zu verkaufen hingab, um aufzupassen, was der Verkäufer lösete, damit er nicht etwa um ein Fettmönch betrogen würde. Wir sahen ihn bei vornehmen Leuten, mit denen er diskurrierte; ich hatte einen Kerl angestellt, der ging zu dem Hocken, der den Hasen verkaufen sollte, und sagte: »Landsmann, der Has ist mein, und ich nehm ihn als ein gestohlen Gut auf Recht hinweg, er ist mir heut nacht von meinem Fenster hinweggefischt worden, und läßt du ihn nicht gutwillig folgen, so gehe ich auf deine Gefahr und Unrechtskosten mit dir hin, wo du willst.« Der Unterkäufer antwort, er sollte sehen, was er zu tun hätte, dort stünde ein vornehmer Herr, der ihm den Hasen zu verkaufen geben hätte, welcher ihn ohn Zweifel nicht gestohlen haben würde: Als nun diese zween so wortwechselten, bekamen sie gleich einen Umstand, so unser Geizhals stracks in acht nahm und hörte, wieviel die Glock schlug, winkte derowegen dem Unterkäufer, daß er den Hasen folgen lassen sollte, weil er wegen der vielen Kostgänger noch mehr Schimpf besorgte. Mein Kerl aber, den ich hierzu angestellt hatte, wußte dem Umstand gar artlich das Stück vom Ohr zu weisen und dasselbe in dem Ritz zu messen, daß ihm also jedermann recht gab und den Hasen zusprach: Indessen näherte ich mich auch mit meiner Gesellschaft, als ob wir ungefähr daherkämen, stund an dem Kerl der den Hasen hatte, und fing an mit ihm darum zu marken; und nachdem wir des Kaufs eins wurden, stellt ich den Hasen meinem Kostherrn zu, mit Bitt, solchen mit sich heimzunehmen und auf unsern Tisch zurichten zu lassen, dem Kerl aber, den ich hierzu bestellt, gab ich anstatt der Bezahlung für den Hasen ein Trinkgeld zu zwei Kannen Bier. Also mußte uns unser Geizhals den Hasen wider seinen Willen zukommen lassen und durfte noch dazu nichts sagen, dessen wir genug zu lachen hatten, und wenn ich länger in seinem Haus hätte verbleiben sollen, wollte ich ihm noch viel dergleichen Stücklein bewiesen haben.
    Ende des dritten Buchs

Das vierte Buch
Das 1. Kapitel
    Wie und aus was Ursachen der Jäger nach Frankreich praktiziert worden
    Allzuscharf macht schartig, und wenn man den Bogen überspannet, so muß er endlich zerbrechen; der Poß, den ich meinem Kostherrn mit dem Hasen riß, war mir nicht genug, sondern ich unterstund noch mehr seinen unersättlichen Geiz zu strafen, ich lehrete seine Kostgänger, wie sie die versalzene Butter wässern und dadurch das überflüssige Salz herausziehen, die harten Käs aber, wie die Parmesaner, schaben und mit Wein anfeuchten sollten, welches dem Geizhals lauter Stich ins Herz waren; ich zog durch meine Kunststück über Tisch das Wasser aus dem Wein und machte ein Lied, in welchem ich den Geizigen einer Sau verglich, von welcher man nichts Guts zu hoffen, bis sie

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