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Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Titel: Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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neulich in meiner Kammer stund und unser Kostherr mit seinem Welschen ein laut Gespräch hielt, horchte ich, warums doch zu tun sein möchte? und vernahm endlich aus des Welschen geradbrechten Worten: Der Jäger verfuchsschwänzte ihn bei der Frauen und sage, er warte der Pferd nicht recht! Welches aber der eifersüchtige Gauch wegen seiner üblen Redkunst unrecht und auf etwas Unehrlichs verstund und derowegen dem Welschen zusprach, er sollte nur bleiben, der Jäger müsse bald hinweg. Er hat auch seither sein Weib scheel angesehen und mit ihr viel ernstlicher gekollert als zuvor, so ich an dem Narrn mit Fleiß in acht genommen.«
    Der Doktor sagte: »Es sei geschehen aus was für einer Ursach es wolle, so laß ich wohl gelten, daß die Sach so angestellt worden, daß Er hier bleiben muß; Er lasse sich aber das nicht irren, ich will Ihm schon wieder mit guter Gelegenheit nach Teutschland verhelfen, Er schreibe ihm nur, daß er den Schatz wohl beobachte, sonst werde er scharfe Rechenschaft darum geben müssen. Dies gibt mir einen Argwohn, daß es ein angestellter Handel sei, weil derjenige, so sich für den Kreditor dargeben, Euers Kostherrn und seines hiesigen Korrespondenten sehr guter Freund ist, und ich will glauben, daß Ihr die Obligation, kraft deren er die Pferd angepackt und verkauft hat, jetzt erst mit Euch gebracht habt.«

Das 2. Kapitel
    Simplicius bekommt einen bessern Kostherrn als er zuvor einen gehabt
    Monsigneur Canard, so hieß mein neuer Herr, erbot sich, mir mit Rat und Tat beholfen zu sein, damit ich des Meinigen zu Köln nicht verlustigt würde, denn er sah wohl, daß ich traurig war. Sobald er mich in seine Wohnung brachte, begehrte er, ich wollte ihm erzählen, wie meine Sachen beschaffen wären, damit er sich drein finden und Ratschläg ersinnen könnte, wie mir am besten zu helfen sei. Ich gedachte wohl, daß ich nicht viel gülte, wenn ich mein Herkommen öffnen sollte, gab mich derhalben für einen armen teutschen Edelmann aus, der weder Vater noch Mutter, sondern nur noch etliche Verwandte in einer Festung hätte, darin schwedische Garnison läge. Welches ich aber vor meinem Kostherrn und beiden von Adel, als welche kaiserliche Partei hielten, verborgen halten müssen, damit sie das Meinige, als ein Gut so dem Feind zuständig, nit an sich zögen: Meine Meinung wäre, ich wollte an den Kommandanten bemeldter Festung schreiben, als unter dessen Regiment ich die Stell eines Fähnrichs hätte, und ihn nicht allein berichten, wasgestalten ich hieher praktiziert worden, sondern ihn auch bitten, daß er belieben wollte, sich des Meinigen habhaft zu machen, und solches bis ich wieder Gelegenheit kriege, zum Regiment zu kommen, indessen meinen Freunden zuzustellen. Canard befand mein Vorhaben ratsam und versprach mir, die Schreiben an ihren Ort zu bestellen, und sollten sie gleich nach Mexico oder in China lauten. Demnach verfertigte ich Schreiben an meine Liebste, an meinen Schwährvater und an den Obristen de S. A. Kommandanten in L., an welchen ich auch das Copert richtete und ihm die übrigen beiden beischloß: Der Inhalt war, daß ich mit ehestem mich wieder einstellen wollte, da ich nur Mittel an die Hand kriegte, ein so weite Reis zu vollenden, und bat beides meinen Schwäher und den Obristen, daß sie vermittels der Militiae das Meinige zu bekommen unterstehen wollten, ehe Gras darüber wachse, berichtete daneben, wieviel es an Gold, Silber und Kleinodien sei. Solche Brief verfertigte ich in duplo, ein Teil bestellt' Mons. Canard, das ander gab ich auf die Post, damit wenn irgend das eine nicht überkäme, jedoch das ander einliefe. Also wurde ich wieder fröhlich und instruierte meines Herrn zween Söhn desto leichter, die als junge Prinzen erzogen wurden, denn weil Mons. Canard sehr reich, also war er auch überaus hoffärtig und wollte sich sehen lassen; welche Krankheit er von großen Herren an sich genommen, weil er gleichsam täglich mit Fürsten umging und ihnen alles nachäffte; sein Haus war wie eines Grafen Hofhaltung, in welcher kein anderer Mangel erschien, als daß man ihn nit auch einen gnädigen Herrn nennete, und seine Imagination war so groß, daß er auch einem Marquis, da ihn etwa einer zu besuchen kam, nicht höher als seinesgleichen traktierte; er teilte zwar geringen Leuten auch von seinen Mitteln mit, er nahm aber kein gering Geld, sondern schenkte ihnen eher ihre Schuldigkeit, damit er einen großen Namen haben möchte. Weil ich ziemlich kurios war und

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