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Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Titel: Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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er nämlich nur ein Regiment und Kompagnie aus der Armada zu nennen weiß. Ein solcher ehrbarer Bruder nun war ich damals auch und verbliebs bis den Tag vor der Wittenweirer Schlacht, zu welcher Zeit das Hauptquartier in Schuttern war; denn als ich damals mit meinen Kameraden in das Geroldseckische ging, Kühe oder Ochsen zu stehlen, wie unser Gewohnheit war, wurde ich von den Weimarischen gefangen, die uns viel besser zu traktieren wußten, denn sie luden uns Musketen auf und stießen uns hin und wieder unter die Regimenter, ich zwar kam unter das Hattsteinische.

Das 14. Kapitel
    Ein gefährlicher Zweikampf um Leib und Leben, in welchem doch jeder dem Tod entrinnet
    Ich konnte damals greifen, daß ich nur zum Unglück geboren, denn ungefähr vier Wochen zuvor, ehe das gedachte Treffen geschah, hörete ich etliche Götzische gemeine Offizier von ihrem Krieg diskurrieren, da sagte einer: »Ohngeschlagen gehets diesen Sommer nicht ab! Schlagen wir dann den Feind, so müssen wir den künftigen Winter Freiburg und die Waldstädt einnehmen; kriegen wir aber Stöß, so kriegen wir auch Winterquartier.« Auf diese Prophezei machte ich meinen richtigen Schluß, und sagte bei mir selbst: »Nun freue dich Simplici, du wirst künftigen Frühling guten See- und Neckarwein trinken, und genießen, was die Weimarischen verdienen werden.« Aber ich betrog mich weit, denn weil ich nunmehr weimarisch war, so war ich auch prädestiniert, Breisach belagern zu helfen, maßen solche Belagerung gleich nach mehrbemeldter Wittenweirer Schlacht völlig ins Werk gesetzt wurde, da ich denn wie andere Musketier Tag und Nacht wachen und schanzen mußte und nichts davon hatte, als daß ich lernte wie man mit den Approchen einer Festung zusetzen muß, darauf ich vor Magdeburg wenig Achtung geben. Im übrigen aber war es lausig bei mir bestellt, weil je zwo oder drei aufeinander saßen, der Beutel war leer, Wein, Bier und Fleisch ein Rarität, Äpfel und halb Brot genug mein bestes Wildbret.
    Solches war mir sauer zu ertragen, Ursach, wenn ich zurück an die ägyptischen Fleischtöpf, das ist, an die westfälischen Schinken und Knackwürst zu L. gedachte. Ich gedachte niemal mehr an mein Weib, als wenn ich in meinem Zelt lag und vor Frost halb erstarrt war, da sagte ich denn oft zu mir selber: »Hui Simplici, meinst du auch wohl, es geschehe dir Unrecht, wenn dir einer wieder wettspielte, was du zu Paris begangen?« Und mit solchen Gedanken quälte ich mich wie ein ander eifersüchtiger Hahnrei, da ich doch meinem Weib nichts als Ehr und Tugend zutrauen konnte; zuletzt wurde ich so ungeduldig, daß ich meinem Kapitän eröffnete, wie meine Sachen bestellt wären, schrieb auch auf der Post nach L. und erhielt vom Obristen de S. A. und meinem Schwährvater, daß sie durch ihre Schreiben bei dem Fürsten von Weimar zuwegen brachten, daß mich mein Kapitän mit einem Paß mußte laufen lassen.
    Ungefähr eine Woche oder vier vor Weihnachten marschiert ich mit einem guten Feurrohr vom Lager ab, das Breisgau hinunter, der Meinung, selbige Weihnachtmeß zu Straßburg zwanzig Taler, von meinem Schwähr übermacht, zu empfangen und mich mit Kaufleuten den Rhein hinunter zu begeben, da es doch unterwegs viel kaiserliche Garnisonen hatte: Als ich aber bei Endingen vorbei passiert' und zu einem einzigen Haus kam, geschah ein Schuß nach mir, so daß mir die Kugel den Rand am Hut verletzt', und gleich darauf sprang ein starker vierschrötiger Kerl aus dem Haus auf mich los, der schrie, ich sollte das Gewehr ablegen; ich antwort: »Bei Gott Landsmann, dir zu Gefallen nicht«, und zog den Hahnen über. Er aber wischte mit einem Ding von Leder, das mehr einem Henkersschwert als Degen gleichsah, und eilete damit auf mich zu: Wie ich nun seinen Ernst spürte, schlug ich an und traf ihn dergestalt an die Stirn, daß er herumdurmelte und endlich zu Boden fiel; dieses mir zunutz zu machen, rang ich ihm geschwind sein Schwert aus der Faust und wollts ihm in Leib stoßen; da es aber nicht durchgehen wollte, sprang er wieder unversehens auf die Füß, erwischte mich beim Haar und ich ihn auch, sein Schwert aber hatte ich schon weggeworfen, darauf fingen wir ein solch ernstlich Spiel miteinander an, so eines jeden verbitterte Stärk genugsam zu erkennen gab, und konnt doch keiner des andern Meister werden; bald lag ich, bald lag er oben, und im Hui kamen wir wieder auf die Füß, so aber nicht lang dauerte, weil je einer des andern Tod suchte; das Blut, so mir häufig

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