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Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Titel: Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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ihre Brigade zeitlich so schwach wurde, daß sie kaum die Fähnlein mehr bedecken konnte, und wo man einen oder mehr Kranke und Lahme auf dem Markt, in Häusern und hinter den Zäunen und Hecken antraf und fragte: »Was Regiments?« so war gemeiniglich die Antwort: »Von Merode!« Davon entsprang, daß man endlich alle diejenigen, sie wären gleich krank oder gesund, verwundt oder nit, wenn sie nur außerhalb der Zugordnung daherzottelten, oder sonst nicht bei ihren Regimentern ihr Quartier im Feld nahmen, Merode-Brüder nannte, welche Bursch man zuvor Säusenger und Immenschneider geheißen hatte; denn sie sind wie die Brumser in den Immenfässern, welche, wenn sie ihren Stachel verloren haben, nicht mehr arbeiten noch Honig machen, sondern nur fressen können; wenn ein Reuter sein Pferd und ein Musketier seine Gesundheit verliert oder ihm Weib und Kind erkrankt und zurückbleiben will, so ists schon anderthalb Paar Merode-Brüder, ein Gesindlein, so sich mit nichts besser als mit den Zigeunern vergleicht, weil es nicht allein nach seinem Belieben vor, nach, neben und mitten unter der Armee herumstreicht, sondern auch demselben beides an Sitten und Gewohnheit ähnlich ist, da siehet man sie haufenweis beieinander (wie die Feldhühner im Winter) hinter den Hecken, im Schatten oder nach ihrer Gelegenheit an der Sonnen oder irgends um ein Feur herumliegen, Tabak zu saufen und zu faulenzen, wenn unterdessen anderwärts ein rechtschaffener Soldat beim Fähnlein Hitz, Durst, Hunger, Frost und allerhand Elend überstehet. Dort geht eine Schar neben dem Marsch her auf die Mauserei, wenn indessen manch armer Soldat vor Mattigkeit unter seinen Wagen versinken möchte. Sie spolieren vor, neben und hinter der Armee alles was sie antreffen, und was sie nicht genießen können, verderben sie, also daß die Regimenter, wenn sie in die Quartier oder ins Lager kommen, oft nicht einen guten Trunk Wasser finden, und wenn sie allen Ernstes angehalten werden, bei der Bagage zu bleiben, so wird man oft beinahe dieselbe stärker finden als die Armee selbst ist; wenn sie aber gesellenweis marschieren, quartieren, kampieren und hausieren, so haben sie keinen Wachtmeister, der sie kommandiert, keinen Feldweibel oder Sergeanten, der ihnen das Wams ausklopft, keinen Korporal, der sie wachen heißt, keinen Tambour, der sie des Zapfenstreichs, der Schar- und Tagwacht erinnert, und in Summa niemand, der sie anstatt des Adjutanten in Battaglia stellt oder anstatt des Fouriers einlogiert, sondern leben vielmehr wie die Freiherren. Wenn aber etwas an Kommiß der Soldateska zukommt, so sind sie die ersten, die ihr Teil holen, ob sie es gleich nit verdient. Hingegen sind die Rumormeister und Generalgewaltiger ihr allergrößte Pest, als welche ihnen zuzeiten, wenn sie es zu bunt machen, eiserne Silbergeschirr an Händ und Füß legen oder sie wohl gar mit einem hänfenen Kragen zieren und an ihren allerbesten Häls aufhenken lassen.
    Sie wachen nicht, sie schanzen nicht, sie stürmen nicht und kommen auch in keine Schlachtordnung, und sie ernähren sich doch! Was aber der Feldherr, der Landmann und die Armada selbst, bei der sich viel solches Gesinds befindet, für Schaden davon haben, ist nicht zu beschreiben. Der heilloseste Reuterjung, der nichts tut als fouragieren, ist dem Feldherrn nützer als tausend Merode-Brüder, die ein Handwerk draus machen und ohne Not auf der Bärnhaut liegen; sie werden vom Gegenteil hinweggefangen und von den Baurn an teils Orten auf die Finger geklopft, dadurch wird die Armee gemindert und der Feind gestärkt, und wenngleich ein so liederlicher Schlingel (ich meine nicht die armen Kranken, sondern die unberittenen Reuter, die unachtsamerweis ihre Pferd verderben lassen und sich auf Merode begeben, damit sie ihre Haut schonen können) durch den Sommer davonkommt, so hat man nichts anders von ihm, als daß man ihn auf den Winter mit großem Kosten wieder montieren muß, damit er künftigen Feldzug wieder etwas zu verlieren habe; man sollte sie zusammkuppeln wie die Windhund und sie in den Garnisonen kriegen lehren oder gar auf die Galeern schmieden, wenn sie nit auch zu Fuß im Feld das ihrige tun wollten, bis sie gleichwohl wieder Pferd kriegten. Ich geschweige hier, wie manches Dorf durch sie sowohl unachtsam- als vorsätzlicherweis verbrannt wird, wie manchen Kerl sie von ihrer eigenen Armee absetzen, plündern, heimlich bestehlen und wohl gar niedermachen, auch wie mancher Spion sich unter ihnen aufhalten kann, wenn

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