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Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Titel: Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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und andere Gelegenheit erfordere, als ich übrig hätte solche ins Werk zu setzen, weil ich gleich fortwandern und meine vorhabende Reis befördern müßte; darauf sagte er, dies käme ihm am unmöglichsten vor, daß das Büchsenpulver nicht brennen soll, wenn Feur dazu komme, ich würde denn zuvor das Pulver ins Wasser schütten; wenn ich solches natürlicherweis probieren könne, so wolle er von den andern Künsten allen, deren gleichwohl über die sechzig waren, glauben was er nicht sehe, und vor solcher Prob nicht glauben könne; ich antwortet, er sollte mir nur geschwind einen einzigen Schuß Pulver und noch eine Materia, die ich dazu brauchen müßte, samt Feuer herbeibringen, so würde er gleich sehen, daß die Kunst just sei; als solches geschah, ließ ich ihn der Gehörde nach prozedieren, folgends anzünden; aber da vermochte er nit mehr als etwa nach und nach ein paar Körnlein zu verbrennen, wiewohl er ein Viertelstund damit umging, und damit nichts anders ausrichtete, als daß er sowohl glühende Eisen als Lunten und Kohlen im Pulver selbst über solcher Arbeit auslöschte. »Ja«, sagte er zuletzt, »jetzt ist aber das Pulver verderbt«; ich aber antwortet ihm mit dem Werk und macht das Pulver ohne einzigen Kosten ehender man 16 zählen konnte, daß es hinbrannte, da ers mit dem Feur kaum anrührte. »Ach!« sagte er, »hätte Zürch diese Kunst gewußt, so hätten sie verwichen so großen Schaden nit gelitten, als das Wetter in ihren Pulverturm schlug.«
    Wie er nun die Gewißheit dieser natürlichen Kunst gesehen, wollte er kurzum auch wissen, durch was Mittel ein Mensch sich vor den Büchsenkuglen versichern könnte; aber solches ihm zu kommunizieren war mir ungelegen; er setzte mir zu mit Liebkosungen und Verheißungen, ich aber sagte, ich bedürfe weder Geld noch Reichtum; er wendet' sich zu Bedrohungen, ich aber antwortet, man müßte die Pilger nach Einsiedeln passieren lassen; er rückte mir vor die Undankbarkeit für empfangne freundliche Bewirtung, hingegen hielt ich ihm vor, er hätte bereits genug von mir dafür gelernet; demnach er aber gar nicht von mir ablassen wollte, gedachte ich ihn zu betrügen; denn wer solche Kunst von mir entweder mit Lieb oder Gewalt erfahren wollen, hätte ein höhere Person sein müssen; und weil ich merkte, daß ers nicht achtete, obs mit Wörtern oder Kreuzen zuging, wenn er nur nicht geschossen würde, beschlug ich ihn auf dem Schlag wie mich Baldanders beschlagen, damit ich gleichwohl nicht zum Lügner würde, und er doch die rechte Kunst nit wüßte; maßen ich ihm folgenden Zettel dafür gab.
    »Das Mittel folgender Schrift / behüt daß dich kein Kugel trifft.
    Asa, vitom, rahoremarhi, ahe, menalem renah, oremi, nasiore ene, nahores, ore, eldit, ita, ardes, inabe, ine, nie, nei, alomade sas, ani, ita, ahe, elime, arnam, asa, locre, rahel, nei, vivet, aroseli, ditan, Veloselas, Herodan, ebi, menises, asa elitira, eve, harsari erida, sacer, elachimai, nei, elerisa.«
    Als ich ihm diesen Zettel zustellte, stellte er demselbigen auch Glauben zu, weil es so kauderwelsche Wort waren, die niemand verstehet, wie er vermeinete; aber gleichwohl wirkte ich mich solchergestalt von ihm los und verdiente die Gnad, daß er mir ein paar Taler auf den Weg zur Zehrung mitgeben wollte, aber ich schlug die Annehmung ab und ließ mich mehr als gern nur mit einem Frühstück abfertigen. Also marschierte ich den Rhein hinunter auf Eglisau zu, unterwegs aber blieb ich sitzen, wo der Rhein seinen Fall hat und mit großem Sausen und Brausen Teils seines Wassers gleichsam in Staub verwandelt.
    Damals fing ich an zu bedenken, ob ich der Sach nit zu viel getan, indem ich meinen Gastherrn, der mich gleichwohl so freundlich bewirtet, mit Dargebung der Kunst hinters Licht geführt; vielleicht, gedachte ich, wird er diese Schrift und närrischen Wörter künftig seinen Kindern oder sonst seinen Freunden als ein gewisse Sach kommuniziern, die sich alsdann darauf verlassen, in unnötige Gefahr geben und darüber ins Gras beißen werden, ehe sie zeitig, wer wäre alsdann an ihrem frühen Tod anders schuldig als du? wollte derowegen wiederum zurücklaufen, einen Widerruf zu tun, weil ich aber sorgen mußte, wenn ich ihm wieder in die Kluppen käme, würde er mich härter als zuvor halten oder mir doch wenigst den Betrug eintränken; also begab ich mich ferners nach Eglisau, daselbst erbettelt ich Speis, Trank, Nachtherberg und einen halben Bogen Papier, darauf schrieb ich folgends: »Edler

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