Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Titel: Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
Vom Netzwerk:
Rhein und Donau in Teutschland, die Elb in Sachsen, die Moldau in Böhmen, den Inn in Bayern, die Wolga in Reußen, die Thems in England, den Tagum in Hispania, den Amphrisum in Thessalia, den Nilum in Ägypten, den Jordan in Judäa, den Hypanim in Scythia, den Bagradam in Africa, den Gangem in India, Rio de la Plata in America, den Eurotam in Laconia, den Euphratem in Mesopotamia, die Tiber in Italia, den Cidnum in Cilicia, den Acheloum zwischen Aetolia und Acarnania, den Boristhenem in Thracia und den Sabbaticum in Syria, der nur sechs Tag fleußt und den siebenten verschwindet; item in Sicilia einen Fluß, in welchem nach Aristotelis Zeugnis die erwürgten und erstickten Vögel und Tier wieder lebendig werden; sodann auch den Gallum in Phrygia, welcher nach Ovidii Meinung unsinnig macht, wenn man draus trinkt; ich hatt auch des Plinii Brunnen zu Dodona gesehen und selbst probiert, daß sich die brennenden Kerzen auslöschen, die ausgelöschten aber anzünden, wenn man solche nur daran hält; so war ich auch bei dem Brunnen zu Apollonia gewesen, des Nymphaei Becher genannt, welcher denen so draus trinken, wie Theopompus meldet, alles Unglück zu verstehen gibt, so ihnen noch begegnen wird.
    Gleichermaßen wußte ich auch von andern wunderbarlichen Dingen in der Welt aufzuschneiden, als von den Calaminischen Wäldern, die sich von einem Ort zum andern treiben lassen, wo man sie nur hin haben will; so war ich auch in dem Ciminischen Wald gewesen, allwo ich meinen Pilgerstab nit in die Erde stecken durfte, weil alles, was dort in die Erde kommt, stracks einwurzelt, daß mans nit wieder herauskriegen kann, sondern geschwind zu einem großen Baum wird; so hatte ich auch die zween Wälder gesehen, deren Plinius gedenkt, welche bisweilen dreieckicht, bisweilen viereckicht und bisweilen rund sind, nicht weniger den Felsen, den man zuzeiten mit einem Finger, bisweilen aber mit keiner Gewalt bewegen kann.
    In Summa Summarum ich wußte von seltsamen und verwunderungswürdigen Sachen nit allein etwas daherzulügen, sondern hatte alles selbst mit meinen eignen Augen gesehen, und sollten es auch berühmte Gebäu als die sieben Wunderwerk der Welt, der babylonisch Turm und dergleichen Sachen gewesen sein, so vor vielen hundert Jahren abgangen; also machte ichs auch, wenn ich von Vögeln, Tieren, Fischen und Erdgewächsen zu reden kam, meinen Beherbergern, die solches begehrten, die Ohren damit zu krauen, wenn ich aber verständige Leut vor mir hatte, so hieb ich bei weitem nit so weit über die Schnur, und also brachte ich mich nach Einsiedeln, verrichtete dort meine Andacht und begab mich gegen Bern zu, nicht allein auch dieselbe Stadt zu beschauen, sondern von da durch Savoya nach Italia zu gehen.

Das 15. Kapitel
    Wie es Simplicio in etlichen Nachtherbergen ergangen
    Es glückte mir ziemlich auf dem Weg, weil ich treuherzige Leut fand, die mir von ihrem Überfluß beides Herberg und Nahrung gern mitteilten und das um soviel desto lieber, weil sie sahen, daß ich nirgends weder Geld fordert noch annahm, wenn man mir gleich ein Angster oder zween geben wollte; in der Stadt sah ich einen noch sehr jungen wohlgeputzten Menschen stehen, um welchen etliche Kinder liefen, die ihn Vater nenneten, weswegen ich mich denn verwundern mußte; denn ich wußte noch nicht, daß solche Söhn darum so jung heiraten, damit sie desto ehender Staatspersonen abgeben und desto früher auf die Präfekturen gesetzt werden möchten; dieser sah mich vor etlichen Türen bettlen, und da ich mit einem tiefen Bückling (denn ich konnte keinen Hut vor ihm abziehen, weil ich barhäuptig ging) bei ihm vorüber passieren wollte, ohne daß ich etlicher unverschämten Bettler Brauch nach ihn auf der Gassen angelaufen hätte, griff er in Sack und sagte: »Ha, warum forderst mir kein Almosen; sieh hier, da hast du auch ein Lutzer.« Ich antwortet: »Herr, ich konnte mir leicht einbilden, daß Er kein Brot bei sich trägt, drum hab ich Ihn auch nicht bemühet; so trachte ich auch nicht nach Geld, weil den Bettlern solches zu haben nicht gebührt.« Indessen sammlete sich ein Umstand von allerhand Personen, dessen ich denn schon wohl gewohnt war; er aber antwortet' mir: »Du magst mir wohl ein stolzer Bettler sein, wenn du das Geld verschmähest.« »Nein Herr, Er belieb mir zu glauben«, sagte ich, »daß ich dasselbe darum verachte, damit es mich nicht stolz machen soll.« Er fragte: »Wo willst du aber herbergen, wenn du kein Geld hast?« Ich antwortet: »Wenn mir

Weitere Kostenlose Bücher