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Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Titel: Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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hielt er mich beinahe für einen puren Narren; doch schickte er einen von seinen Dienern zu mir herunter, nicht weiß ich ob es aus Mitleiden oder Vorwitz geschah, der sagte, sein Herr begehre zu wissen wer ich sei, und was es zu bedeuten habe, daß ich so in dem grausamen Regenwetter um sein Haus daherum gehe.
    Ich antwortet: »Mein Freund, sagt Eurem Herrn wiederum, ich sei ein Ball des wandelbaren Glücks; ein Exemplar der Veränderung und ein Spiegel der Unbeständigkeit des menschlichen Wesens; daß ich aber so im Ungewitter wandele, bedeute nichts anders, als daß mich, seit es zu regnen angefangen, noch niemand zur Herberg eingenommen.« Als der Diener solches seinem Herrn wieder hinterbrachte, sagte er: »Dies sind keine Wort eines Narren, zudem ists gegen Nacht und so elend Wetter daß man keinen Hund hinausjagen sollte«; ließ mich derowegen ins Schloß und in die Gesindstuben führen, allwo ich meine Füße wusch und meinen Rock wieder trocknete.
    Dieser Kavalier hatte einen Kerl, der war sein Schaffner, seiner Kinder Präzeptor und zugleich sein Schreiber, oder wie sie jetzt heißen wollen sein Sekretarius; der examinierte mich, woher, wohin, was Lands und was Stands? ich aber bekannt ihm alles wie mein Sach beschaffen, wo ich nämlich haushäblich, und auch als ein Einsiedler gewohnet und daß ich nunmehr willens wäre, die heiligen Örter hin und wieder zu besuchen, solches alles hinterbrachte er seinem Herrn wiederum, derowegen ließ mich derselbe bei dem Nachtessen an seine Tafel sitzen, da ich nit übel traktiert wurde und auf des Schloßherren Begehren alles wiederholen mußte, was ich zuvor seinem Schreiber von meinem Tun und Wesen erzählt hatte; er fragte auch allen Partikularitäten so genau nach, als wenn er auch dort zu Haus gewesen wäre; und da man mich schlafen führte, ging er selbsten mit dem Diener der mir vorleuchtete, und führte mich in ein solch wohl gerüstes Gemach, daß auch ein Graf darin hätte vorliebnehmen können; über welche allzu große Höflichkeit ich mich verwunderte und mir nichts anders einbilden konnte, als täte solches gegen mich aus lauter Andacht, weil ich meiner Einbildung nach das Ansehen eines gottseligen Pilgers hätte; aber es stak ein ander Que dahinter, denn da er mit dem Licht und seinem Diener unter die Tür kam, ich mich auch bereits gelegt hatte, sagte er: »Nun wohlan Herr Simplici! Er schlafe wohl; ich weiß zwar daß Er kein Gespenst zu fürchten pflegt, aber ich versichere Ihn, daß diejenigen so in diesem Zimmer gehen, sich mit keiner Karbatsch verjagen lassen«; damit schloß er das Zimmer zu und ließ mich in Sorg und Angst liegen.
    Ich gedachte hin und her und konnte lang nit ersinnen, woher mich dieser Herr kennen müßte oder gekannt haben mochte, daß er mich so eigentlich mit meinem vorigen Namen nennete; aber nach langem Nachdenken fiel mir ein, daß ich einsmals, nachdem mein Freund Herzbruder gestorben, im Saurbrunnen von den Nachtgeistern mit etlichen Kavalieren und Studenten zu reden kommen; unter welchen zween Schweizer, so Gebrüder gewesen, Wunder erzählt, welchergestalt es in ihres Vaters Hause nicht nur bei Nacht sondern auch oft bei Tag rumore, denen ich aber Widerpart gehalten und mehr als vermessen behauptet, daß derjenige, so sich vor Nachtgeistern fürchte, sonst ein feiger Tropf sei; darauf sich der eine aus ihnen weiß angezogen, sich bei Nacht in mein Zimmer praktiziert und angefangen zu rumpeln, der Meinung mich zu ängstigen und alsdann, wenn ich mich entsetzen und aus Furcht still liegen bleiben würde, mir die Decke zu nehmen, nachgehends aber wenn der Poß solchergestalt abgehe, mich schrecklich zu vexieren und also meine Vermessenheit zu strafen; aber wie dieser anfing zu agieren, also daß ich drüber erwachte, wischte ich aus dem Bette und ertappte ohngefähr eine Karbatsch, kriegte auch gleich den Geist beim Flügel und sagte: »Holla Kerl, wenn die Geister weiß gehen, so pflegen die Mägd wie man sagt zu Weibern zu werden; aber hier wird der Herr Geist irr sein gangen«, schlug damit tapfer zu, bis er sich endlich von mir entriß und die Tür traf. Da ich nun an diese Histori gedachte und meines Gastherren letztere Wort betrachtete, konnte ich mir ohnschwer einbilden, was die Glocke geschlagen; ich sagte zu mir selber: »Haben sie von den fürchterlichen Gespenstern in ihres Vaters Haus die Wahrheit gesagt, so liegst du ohn Zweifel in eben demjenigen Zimmer, darin sie am allerärgsten poltern; haben sie aber

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