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Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Titel: Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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selbige unterwegs an seine Verwandten zu bestellen, mehr mich ihnen zu rekommendieren als daß er viel Nötigs zu berichten gehabt hätte.

Das 17. Kapitel
    Wasmaßen er über das Mare mediterraneum nach Ägypten fährt und an das Rote Meer verführt wird
    Also wandert ich dahin, des Vorsatzes die allerheiligsten und berühmtesten Örter der Welt in solchem armen Stand zu besuchen, denn ich bildete mir ein, daß Gott einen sonderbaren gnädigen Blick auf mich geworfen, ich gedachte er hätte ein Wohlgefallen an meiner Geduld und freiwilligen Armut und würde mir derowegen wohl durchhelfen, wie ich denn in gemeldtem Schlosse dessen göttliche Hilf und Gnad handgreiflich verspürt und genossen. In meiner ersten Nachtherberg gesellete sich ein Läuferbote zu mir, der vorgab, er sei bedacht ebenden Weg zu gehen, den ich vor mir hätte, nämlich auf Loretten; weilen ich nun den Weg nicht wußte noch die Sprach recht verstund, er aber vorgab, daß er kein sonderlicher schneller Läufer wäre, wurden wir eins beieinander zu bleiben und einander Gesellschaft zu leisten; dieser hatte gemeiniglich auch an den Enden zu tun, wo ich meines Schloßherrn Schreiben abzulegen hatte, allwo man uns denn fürstlich traktierte; wenn er aber in einem Wirtshaus einkehren mußte, nötigte er mich zu sich und zahlte für mich aus, welches ich die Länge nicht annehmen wollte, weil mich däuchte, ich würde ihm auf solche Weis seinen Lohn, den er so säurlich verdienen mußte, verschwenden helfen; er aber sagte, er genieße meiner auch wo ich Schreiben zu bestellen habe, als wo er meinetwegen schmarotzen und sein Geld sparen können. Solchergestalt überwanden wir das hohe Gebirg und kamen miteinander in das fruchtbare Italia, da mir mein Gefährt erst erzählete, daß er von obgedachtem Schloßherren abgefertigt wäre mich zu begleiten und zehrfrei zu halten, bat mich derowegen, daß ich ja bei ihm vorliebnehmen und das freiwillige Almosen, das mir sein Herr nachschickte, nit verschmähen, sondern lieber als dasjenige genießen wollte, das ich erst von allerhand ohnwilligen Leuten erpressen müßte; ich verwundert mich über dieses Herren redlich Gemüt, wollte aber drum nicht, daß der verstellte Bot länger bei mir bleiben noch etwas mehrers für mich auslegen sollte; mit Vorwand, daß ich allbereit mehr als zuviel Ehr und Guttaten von ihm empfangen, die ich nicht zu widergelten getraute; in Wahrheit aber hatte ich mir vorgesetzt, allen menschlichen Trost zu verschmähen und in niedrigster Demut, Kreuz und Leiden mich allein an den lieben Gott zu lassen; ich hätte auch von diesem Gefährten weder Wegweisung noch Zehrung angenommen, wenn nur bekannt gewesen, daß er zu solchem End abgefertigt worden wäre.
    Als er nun sah, daß ich kurzrund seine Beiwohnung nicht mehr haben wollte, sondern mich von ihm wandte, mit Bitt seinen Herren meinetwegen zu grüßen und ihm nachmalen für alle erzeugten Wohltaten zu danken, nahm er einen traurigen Abscheid und sagt': »Nun wohlan denn werter Simplici, ob Ihr zwar jetzt nicht glauben möchtet, wie herzlich gern Euch mein Herr Guts tun möchte, so werdet Ihrs jedoch erfahren, wenn Euch das Futter im Rock zerbricht oder Ihr denselben sonst ausbessern wollt«; und damit ging er davon als wenn ihn der Wind hinjagte.
    Ich gedachte: »Was mag der Kerl mit diesen Worten andeuten? ich will ja nimmermehr glauben, daß seinen Herren dies Futter reuen werde; nein Simplici«, sagte ich zu mir selbst, »er hat diesen Boten ein so weiten Weg auf seine Kosten nicht geschickt, mir erst hier aufzurufen, daß er meinen Rock füttern lassen, es stecket etwas anders dahinter.« Wie ich nun den Rock visitierte, befand ich daß er unter die Näht ein Dukaten an den andern hatte nähen lassen, also daß ich ohne mein Wissen ein groß Stück Geld mit mir davongetragen; davon wurde mir mein Gemüt ganz unruhig, also daß ich gewollt, er hätte das Seinig behalten; ich machte allerhand Gedanken, wozu ich solches Geld anlegen und gebrauchen wollte, bald gedachte ichs wieder zurückzutragen und bald vermeinte ich wieder eine Haushaltung damit anzustellen oder mir irgendeine Pfründ zu kaufen; aber endlich beschloß ich, durch solche Mittel Jerusalem zu beschauen, welche Reis ohne Geld nicht zu vollbringen.
    Demnach begab ich mich den geraden Weg auf Loretten und von dannen nach Rom; als ich mich daselbst ein Zeitlang aufgehalten, meine Andacht verrichtet und Kundschaft zu etlichen Pilgern gemacht hatte, die auch gesinnet waren,

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