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Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Titel: Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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auch ein rechtschaffnes gottseliges Gemüt nicht gleich von einem jedweden Diskurs, er scheine auch so leichtfertig als er wolle, angesteckt, vergiftet und verderbt werden; ein ehrlicher gesinnter christlicher Leser wird sich vielmehr verwundern und die göttliche Barmherzigkeit preisen, wenn er findet, daß so ein schlimmer Gesell wie ich gewesen, dennoch die Gnad von Gott gehabt, der Welt zu resigniern und in einem solchen Stand zu leben, darinnen er zur ewigen Glori zu kommen und die selige Ewigkeit nächst dem heiligen Leiden des Erlösers zu erlangen verhofft, durch ein seligs Ende.

Relation Joan Cornelissen von Harlem
    eines Holländischen Schiff-Capitains an
German Schleiffheim von Sulsfort,
seinen guten Freund, vom
Simplicissimo
Das 24. Kapitel
    Joan Cornelissen, ein holländischer Schiffkapitän, kommt auf die Insel, und macht mit seiner Relation diesem Buch einen Anhang
    Es weiß sich ohnzweifel Derselbe noch wohl zu erinnern, wasmaßen ich bei unserer Abreis versprochen, Ihm die allergrößte Rarität mitzubringen, die mir in ganz India oder auf unserer Reis zustehe; nun habe ich zwar etliche seltsame Meer- und Erdgewächs gesammelt, damit der Herr wohl sein Kunstkammer zieren mag; aber was mich am allermehresten verwunderungs- und aufhebenswert zu sein bedünket, ist gegenwärtiges Buch, welches ein hochteutscher Mann, in einer Insel gleichsam mitten im Meer allein wohnhaftig, wegen Mangel Papiers aus Palmblättern gemacht und seinen ganzen Lebenslauf darin beschrieben; wie mir aber solches Buch zuhanden kommen, auch was besagter Teutscher für ein Mann sei und was er für ein Leben führe, muß ich dem Herrn ein wenig ausführlich erzählen, ob er zwar selbst solches in gemeldtem seinem Buche ziemlichermaßen an Tag gegeben.
    Als wir in den molukkischen Inseln unsere Ladung völlig bekommen und unsern Lauf gegen das Capo bonae Esperanzae zu nahmen, spüreten wir, daß sich unsere Heimreise nicht beschleunigen wollte, wie wir wohl anfangs gehofft, da die Winde mehrenteils contrari und so variabel gingen, daß wir lang umgetrieben und aufgehalten wurden; wessentwegen denn alle Schiff aus der Armada merklich viel Kranke bekamen; unser Admiral tat ein Schuß, steckt' eine Flaggen aus und ließ also alle Capitains von der Flott auf sein Schiff kommen, da wurde geratschlagt und beschlossen, daß man such, die Insel S. Helena zu erlangen, und daselbsten die Kranken zu erfrischen und anständiges Wetter zu erwarten; item es sollten (wenn die Armada vielleicht durch Ungewitter, dessen wir uns nit vergebens vorsahen, zertrennt würde) die ersten Schiff, so an bemeldte Insel kamen, eine Zeit von vierzehen Tagen auf die übrigen warten, welches denn wohl ausgesonnen und beschlossen worden; maßen es uns erging, wie wir besorgt hatten, indem durch einen Sturm die Flotte dergestalt zerstreut wurde, daß kein einziges Schiff bei dem andern verblieb; als ich mich nun mit meinem anvertrauten Schiff allein befand und zugleich mit widerwärtigem Wind, Mangel an süßem Wasser und vielen Kranken geplagt wurde, mußte ich mich kümmerlich mit Lavieren behelfen, womit ich aber wenig ausrichtete, mehrbesagte Insel Helenae zu erlangen (von der wir noch 400 Meilen zu sein schätzten), es hätte sich denn der Wind geändert.
    In solchem Umschweifen und schlechten Zustand, in dem es sich mit den Kranken ärgert' und ihrer täglich mehr wurden, sahen wir gegen Osten weit im Meer hinein unsers Bedünkens einen einzigen Felsen liegen, dahin richteten wir unseren Lauf, der Hoffnung etwa ein Land der Enden anzutreffen, wiewohl wir nichts dergleichen in unseren Mappen angezeigt fanden, so der Enden gelegen; da wir uns nun demselben Felsen auf der mittnächtigen Seite näherten, schätzten wir dem Ansehen nach, daß es ein steinichtigs hohes unfruchtbares Gebirg sein müßte, welches so einzig im Meer läge, daß auch an derselben Seiten zu besteigen oder daran anzulanden unmöglich schien; doch empfanden wir am Geruch, daß wir nahe an einem guten Geländ sein müßten, bemeldtes Gebirg saß und floh voller Vögel, und indem wir dieselben betrachteten, wurden wir auf den höchsten Gipfeln zweier Kreuz gewahr, daran wir wohl abnehmen konnten, daß solche durch menschliche Händ aufgerichtet worden und dannenhero das Gebirg wohl zu besteigen wäre; derowegen schifften wir oft hinum und fanden auf der andern Seiten des gemeldten Gebirgs ein zwar kleines, aber solches lustiges Geländ, dergleichen ich mein Tage weder in Ost- noch

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