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Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Titel: Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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leben, gleich den Gemeinen strafen, weil seinem Schwert kein irdische Gewalt widerstehen mag, den übrigen aber wird er die Wahl geben, im Land zu bleiben oder nicht; was bleibt und sein Vaterland liebet, die werden leben müssen wie andere gemeine Leut, aber das Privatleben der Teutschen wird alsdann viel vergnügsamer und glückseliger sein als jetzund das Leben und der Stand eines Königs und die Teutschen werden alsdann lauter Fabricii sein, welcher mit dem König Pyrrho sein Königreich nicht teilen wollte, weil er sein Vaterland neben Ehr und Tugend so hoch liebte, und das sind die zweiten; die dritten aber, die ja Herrn bleiben und immerzu herrschen wollen, wird er durch Ungarn und Italia in die Moldau, Walachei, in Macedoniam, Thraciam, Graeciam, ja über den Hellespontum nach Asiam hinein führen, ihnen dieselben Länder gewinnen, alle Kriegsgurgeln in ganz Teutschland mitgeben und sie alldort zu lauter Königen machen; alsdann wird er Konstantinopel in einem Tag einnehmen und allen Türken, die sich nicht bekehren oder gehorsamen, die Köpf vor den Hintern legen, daselbst wird er das römisch Kaisertum wieder aufrichten und sich wieder nach Teutschland begeben und mit seinen Parlamentsherren (welche er, wie ich schon gesagt habe, aus allen teutschen Städten paarweis sammlen und die Vorsteher und Väter seines teutschen Vaterlands nennen wird) eine Stadt mitten in Teutschland bauen, welche viel größer sein wird, als Manoah in Amerika und goldreicher als Jerusalem zu Salomons Zeiten gewesen, deren Wäll sich dem tirolischen Gebirg und ihre Wassergräben der Breite des Meers zwischen Hispania und Afrika vergleichen sollen, er wird einen Tempel hinein bauen von lauter Diamanten, Rubinen, Smaragden und Saphiren; und in der Kunstkammer die er aufrichten wird, werden sich alle Raritäten in der ganzen Welt versammlen, von den reichen Geschenken, die ihm die Könige in China, in Persia, der große Mogol in den orientalischen Indien, der große Tatar-Chan, Priester Johann in Afrika und der Große Zar in der Moskau schicken; der türkische Kaiser würde sich noch fleißiger einstellen, wofern ihm bemeldter Held sein Kaisertum nicht genommen und solches dem römischen Kaiser zu Lehen gegeben hätte.«
    Ich fragte meinen Jovem, was denn die christlichen Könige bei der Sach tun würden? Er antwortet': »Der in Engeland, Schweden und Dänemark werden, weil sie teutschen Geblüts und Herkommens, der in Hispania, Frankreich und Portugal aber, weil die alten Teutschen selbige Länder hiebevor auch eingenommen und regiert haben, ihre Kronen, Königreich und inkorporierten Länder von der teutschen Nation aus freien Stücken zu Lehen empfangen, und alsdann wird, wie zu Augusti Zeiten, ein ewiger beständiger Fried zwischen allen Völkern in der ganzen Welt sein.«

Das 5 Kapitel
    Wie er die Religionen miteinander vereinigen, und in einen Model gießen wird
    Springinsfeld, der uns auch zuhörete, hätte den Jupiter schier unwillig gemacht und den Handel beinahe verderbt, weil er sagte: »Und alsdann wirds in Teutschland hergehen wie im Schlaraffenland, da es lauter Muskateller regnet und die Kreuzerpastetlein über Nacht wie die Pfifferling wachsen! da werde ich mit beiden Backen fressen müssen wie ein Drescher und Malvasier saufen, daß mir die Augen übergehen.« »Ja freilich«, antwortet' Jupiter, »vornehmlich wenn ich dir die Plag Erysichthonis anhängen würde, weil du, wie mich dünken will, meine Hoheit verspottest.« Zu mir aber sagte er: »Ich habe vermeint, ich sei bei lauter Silvanis, so sehe ich aber wohl, daß ich den neidigen Momum oder Zoilum angetroffen habe; ja man sollte solchen Verrätern das was der Himmel beschlossen offenbaren, und so edle Perlen vor die Säu werfen, ja freilich, auf den Buckel geschissen für ein Brusttuch!« Ich gedachte: »Dies ist mir wohl ein visierlicher und unflätiger Abgott, weil er neben so hohen Dingen auch mit so weicher Materi umgehet.« Ich sah wohl, daß er nicht gern hatte, daß man lachte, verbiß es derowegen so gut als ich immer konnte, und sagte zu ihm: »Allergütigster Jove, du wirst ja eines groben Waldgotts Unbescheidenheit halber deinem andern Ganymede nicht verhalten, wie es weiter in Teutschland hergehen wird?« »O nein«, antwortet' er, »aber befehle zuvor diesem Theoni, daß er seine Hipponacis-Zunge fürderhin im Zaum halten solle, ehe ich ihn (wie Mercurius den Battum) in einen Stein verwandele; du selbst aber gestehe mir, daß du mein Ganymedes

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