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Der Abgrund Kommissar Morry

Der Abgrund Kommissar Morry

Titel: Der Abgrund Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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anzuwenden verstand. Nicht zuletzt seine Schlußfolgerungen, die ihn fast immer ins Schwarze treffen ließen, hatten ihn zu einem der besten Officer Scotland Yards gemacht. Seine Kenntnisse der Chemie, der Ballistik, der Pathologie sowie der Toxikologie und Fotografie waren umfassender als die Elementarbegriffe dieser Wissenschaften. Er war ein Mann, der sich mit diesen Hilfsmitteln in jeder noch so verzwickten Lage zu helfen wußte. Nicht jeder Titelträger ist wirklich ein Meister seines Fachs, wie auch nicht jeder Teck ein Sherlock Holmes sein kann. Diese Tatsache ist auch den Gangstern nur zu gut bekannt, und deshalb geschehen immer wieder ruchlose Verbrechen wie das an der Brücke des Regents-Row.
    Während Kommissar Morry sich über die Haccerston-Road dem Tatort des Verbrechens an John Gutwell näherte, war dort inzwischen wieder Ruhe eingetreten. Keine Anzeichen deuteten mehr darauf hin, daß hier vor wenigen Stunden ein Mensch auf brutale und gemeine Art sein Lehen lassen mußte. Still und einsam lag die Brücke über dem Regents-Row im milchigen Licht der Scheinwerfer seines Wagens. Langsam ließ Morry seinen Jaguar an der linken Fahrbahnkante ausrollen. Sein Gesicht verfinsterte sich, als er auf die Brücke trat und mit seinen Blicken
    den Dunst des wogenden Nebels zu durchdringen versuchte. So weit sein Auge reichte, nichts als feuchter Nebel. Morry batte bereits vermutet, keinen Angehörigen der Mordkommission mehr anzutreffen. In ihm stieg ein erneuter Groll darüber hoch, daß Kommissar Shannertoon eis absichtlich unterlassen hatte, ihn, der doch den Fall später übernehmen mußte, zu benachrichtigen. Wieviel Arbeit und Überlegungen wären ihm erspart geblieben, hätte er den Tatort, so wie ihn die Mordkommission vorgefunden hatte, selbst in Augenschein nehmen können.
    Jetzt aber befanden sich weder die Fahrzeuge noch der Ermordete hier. — Alles hatte man bereits fortgeschafft; den Toten ins Schauhaus und die Fahrzeuge eben dorthin, wo er sie später finden konnte, in eine Werkstatt des Yard. Was also konnte er hier noch viel Aufschlußreiches über die an dieser Stelle begangene Tat herausfinden? Nicht viel! — Außerdem, die Fahrzeuge waren inzwischen schon durch so viele Hände gegangen, daß etwaige Spuren des Täters sicherlich verwischt worden waren.
    Trotz dieser Hemmnisse ließ sich Morry keineswegs entmutigen.
    Wenn auch der Ort des Geschehens leergefegt war, unterließ es der Kommissar dennoch nicht, das gesamte Terrain an der Regents- Brücke genau zu besichtigen. Mit einer starken Stablampe versehen, schritt er zu der ihm gegenüberliegenden Straßenseite. Nur ganz vereinzelt lagen noch kleine Glassplitter der lädierten Fahrzeuge auf dem Asphalt. Den größten Teil hatte man zusammengefegt ; zwei in der Straßenrinne befindliche Häuflein waren alles, was zurückgeblieben war.
    Gemächlich schritt der Kommissar an der Fußsteigkante dahin. Seine Augen waren dabei ununterbrochen auf die Fahrbahn gerichtet. Er überlegte, wie sich der Mörder wohl vor der Ausführung seiner Tat verhalten haben mochte. — Oh er hier an der Brücke auf John Gutwell gewartet hatte? — Oder ob er ihm gefolgt war und ihn kurz vor dieser Brücke durch einen geschickten Umweg über eine Seitenstraße überholt haben mochte? Da machte er eine seltsame und aufschlußreiche Entdeckung!
    „Vielleicht komme ich nun des Rätsels Lösung näher", murmelte Morry vor sich hin, während er sich bückte und einen Gegenstand betrachtete, der schon halb in einem Kanal lag. Irgendwie schien der Kommissar erleichtert aufzuatmen. Sofort, nachdem er diesen Fund gemacht hatte, schweiften seine Blicke in die Runde. Well! Dort könnte das Fahrzeug Alec Grangas gestanden haben! Reifenabdrücke eines hier an dieser Stelle angefahrenen Wagens sind trotz des inzwischen niedergegangenen Nebels noch gut sichtbar!
    Genau neben der Stelle, wo der Kommissar sich bückte, befanden sich die Reifenabdrücke eines hier vor kurzem übereilt gestarteten Wagens. Und da sich die Spuren auf der in seiner Fahrtrichtung gelegenen rechten Fahrbahnseite befanden, gab es für ihn keinen Zweifel mehr, daß hier das Fahrzeug des Mörders gestanden haben mußte. Soweit ich Alec Granges kenne, dachte der Kommissar, hat dieser in Beziehungen auf Zigaretten einen ganz anderen Geschmack. Morry griff in seine Tasche und zog ein Etui hervor und machte sich daran, den am Rinnsteinabfluß liegenden Fund zu bergen.
    Vorsichtig, um nicht den völlig

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