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Der Abgrund Kommissar Morry

Der Abgrund Kommissar Morry

Titel: Der Abgrund Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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durchweichten Rest eines mit goldenem Mundstück und schwarzem Papier hergestellten Glimmstengel zu zerstören, beförderte er seinen Fund mit einer Pinzette in das Etui. Als er es geschafft hatte, reckte er sich hoch. Noch einmal rekonstruierte er in Gedanken den Hergang des Dramas, das sich hier an der Regents-Row abgespielt hatte.
    Offensichtlich hatte der Mörder hier mit Alec Grangas' Limousine auf sein Opfer gewartet. Um sich die Zeit ein wenig zu verkürzen — oder um seine Nerven zu beruhigen, hatte sich der Mörder eine Zigarette angezündet. Daß es eine schwarze Zigarette russischer Herkunft war, verringerte den Kreis der Verdächtigen für den Kommissar beträchtlich.
    Das Weitere hatte sich nach Morrys Ansicht etwa so abgespielt: Der Mörder hatte kaum die Zigarette angeraucht, als er das Motorengeräusch des Wagens seines Opfers auf der Brücke vernahm. Nun war für ihn keine Zeit mehr zu verlieren.
    Die Zigarette flog durch das Fenster und blieb vor dem Abfluß liegen, der Wagen fuhr mit hoher Geschwindigkeit los. Er behielt, da er auf der rechten Fahrbahnseite gestanden hatte, seine Richtung bei. Für den Mörder war es nicht schwer, den nun kommenden Zusammenstoß mit John Gutwells Wagen frühzeitig abzufangen. Unverletzt hatte er danach seinen Wagen verlassen können — und dann wurde John Gutwell meuchlings durch drei Messerstiche vor seinem Wagen ermordet. Ja, so muß es gewesen sein! schloß Morry diesen Gedankengang ab.
    Sogleich ging er zu seinem Jaguar. Und während der Motor ansprang und das Gefährt von der Fahrbahnkante fortfuhr, standen bereits für Morry die nächsten Aufgaben fest. Zunächst mußte herausgefunden werden, wer von der nächtlichen Fahrt des Ermordeten Kenntnis erhalten hatte! Zweitens: Wer versprach sich durch den Tod dieses Mannes Vorteile! Drittens: Wer rauchte und raucht noch schwarze Zigaretten?
    Diese Fragen mußten zunächst geklärt werden. Und dann mußte Alec Grangas aufgefunden werden. Er mußte zu seiner eigenen Sicherheit und auch zu des Kommissars Entlastung sein Alibi nachweisen. Ein Alibi, so hoffte der Kommissar inständig, das von keinem der jetzigen Zweifler angefochten werden konnte. Nur dann konnte Morry seine Untersuchung weiterführen, die er hier am Tatort bereits begonnen hatte.
    Sichtlich zufriedener als vor einigen Minuten noch steuerte Morry seinen Jaguar durch die nebligen Straßenschluchten der Stadt. Auf seinen Zügen lag ein stilles Lächeln, das er immer dann zeigte, wenn er seiner Sache und seines Erfolges sicher war . . .
    Dieses Lächeln verschwand auch nicht, als er im Haadquarter angekommen, seinem Konstabler Jeff Tresscot gegenüberstand und sich das von der Mordkommission vermutete Motiv der Tat am Regents-Row schildern ließ.
    „Da gibt es nichts zu zweifeln, Chef! Einwandfrei Raubmord! Die Gattin des Toten erklärte, ihr Mann habe in einer Aktentasche einen Betrag von zehntausend Pfund bei sich gehabt. Und diese Tasche ist nicht aufgefunden worden . . .“
    „Um so besser, Tresscot", antwortete der Kommissar zur Überraschung des Yard-Beamten.
    Dieser schien sich über die sonderbare Bemerkung seines Chefs den Kopf zu zerbrechen. Dann merkte er plötzlich, daß er sich nur noch allein im Office befand.
    Morry hatte den Raum verlassen. Er stand im Begriff, etwas zu erledigen, was keinen Aufschub duldete. Kommissar Shannertoon und Robberts sollten sich gewaltig wundrn. Daß aber auch er in wenigen Stunden schon sozusagen aus allen Wolken fallen würde, ahnte er in diesem Augenblick nicht.
     
    *
     
    „Das hätten Sie nicht tun sollen, Mister Grangas. In Ihrer augenblicklichem Lage ziehen Sie sich damit nicht nur die gesamte Meute des Yard auf den Hals, wirklich! — Was ist jetzt zu tun?"
    Die Stimme Leester Brighwards klang ernst. Mit durchfurchter Stirn sah er auf den Mann, der so gar nicht in diese Umgebung des Hafens von Poplar paßte. Alec Grangas Aufmachung stach sehr von dem Grau und Schmutz des Raumes ab, in dem sich die beiden Männer in diesem Moment aufhielten . . .
    Dabei war Alec Gramgas Kleidung beileibe nicht mehr so fleckenlos wie am Mittag dieses Tages, als er den grauen Einreiher in seiner Wohnung angelegt und sich aufgemacht hatte, um seinen Plan durchzuführen.
    Große Flecken an den Hosenbeinen und auch am Rock ließen erkennen, daß Alec Grangas im Laufe der letzten Stunden nicht allzu sehr auf seine Garderobe geachtet hatte. Besonders ein kleiner Riß oberhalb der rechten Rocktasche fiel auf. Und noch

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