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Der Abgrund

Titel: Der Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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nickte Big F zu, der diese lautlose Geste verstand: Der Mann hatte jenes Gerät gefunden, welches sie in Webs Wagen versteckt hatten. Als Big F vortrat und seinen Körper auf die Motorhaube lehnte, traten die Männer zurück. Web meinte, den Wagen ächzen zu hören.
    »Wie geht's dem Gesicht?«
    Die Stimme des Mannes war weder quietschend hoch noch brutal tief. Irgendwie dazwischen, ruhig, nicht bedrohlich. Es war nicht die aus dem Wagen. Web hätte genauso mit seinem Börsenmakler reden können, wenn er einen gehabt hätte.
    »Verletzt wurde nur mein Stolz. Ich nehme an, Sie sind Big F.«
    Daraufhin lächelte der Mann und schlug sich auf den Oberschenkel, was für Web wie das Knallen eines Donnerschlages klang. Alles, was dieser Kerl tat, war einfach mächtig. Die übrigen Männer lachten auch, ganz offensichtlich, um ihrem Boss zu schmeicheln.
    »Scheiße. Big F. Stimmt, zum Teufel, ich bin Big F. Das ist gut. Ist das nicht gut, Jungs?«
    Sie alle nickten und meinten, es sei gut. Verdammt gut. Macy lächelte nicht mal. Er stand bloß da und starrte Web an, als wolle er ihn mit bloßen Gedanken töten.
    »Ich meine nur, wenn da jemand noch Größeres die Straße runterkommen würde, den würde ich nicht gern kennen lernen.« Web wusste, dass es immer vorteilhaft war, auf die guten Seiten eines Bösewichts anzuspielen und ihm zu zeigen, dass man keine Angst hatte. Gewalttätige Kriminelle liebten einfach die Angst, und sie liebten es genauso, angsterfüllten Menschen die Hälse aufzuschlitzen.
    Big F lachte erneut. Doch als er aufhörte und auf einmal sehr ernst dreinblickte, taten es ihm die anderen nach. Augenblicklich, wie Web bemerkte.
    »Ich habe da ein Problem.«
    »Vielleicht kann ich Ihnen helfen.« Web trat einen Schritt nach vorn. Jetzt konnte er zwei der Typen mit Tritten ausschalten. Big F war natürlich etwas völlig anderes; genauso gut hätte er gegen den Mount Rushmore boxen können, aber man kümmert sich immer zuerst um den Teil des geringsten Widerstandes.
    »Da will mich jemand reinlegen und für was verantwortlich machen, was ich nicht getan habe.«
    »Sie wissen, was mit meinem Team geschehen ist?«
    »Ich brauch diesen Mist nicht, klar?« Er stand da, alle überragend, und der Ausdruck in seinen Augen ließ Webs Puls ansteigen. »Für wie alt halten Sie mich?«
    Web musterte ihn. 
    »Zweiundzwanzig?«
    »Zweiunddreißig«, sagte Big F stolz. »In schwarzen Jahren.« Er wandte sich an Macy. »Was wäre das in hübschen weißen Jahren?«
    »Hundertzwanzig«, erwiderte Macy in weisem Tonfall, ganz so, als wäre er der Gelehrte dieser illustren Gruppe.
    Big F wandte sich wieder Web zu. »Ich bin hundertzwanzig. Ich bin alt und betreibe das Geschäft eines jungen Mannes. Ich brauch diesen Mist nicht. Gehen Sie und sagen Sie das Ihren Leuten. Hören Sie auf, mich am Arsch kriegen zu wollen, weil ich es nicht getan habe.«
    Web nickte. »Dann muss ich aber wissen, wer es war. Ohne diese Information kann ich Ihnen garantieren, dass man Sie hochnehmen wird.«
    Big F ließ sich auf dem Wagen nieder und zog eine Neun- Millimeter-Beretta heraus, mit aufgeschraubtem Schalldämpfer, wie Web bemerkte. Die Dinge standen definitiv nicht zum Besten.
    »Boten gibt es für ein paar Cent das Dutzend«, sagte Big F und beobachtete Web ruhig.
    »Wenn es von mir kommt, wird man es viel ernster nehmen. Ich habe da eine Menge reingesteckt.« Web bewegte sich einen weiteren Schritt nach vorn. Er war jetzt in einer Position, in der er Big F mit einem Drehtritt direkt am Kleinhirn erwischen konnte. Wenn der Kerl das wegsteckte, konnte man ihn getrost zum König der Welt machen. »Vielleicht sollten Sie auch bedenken, dass Sie mir was schuldig sind. Dafür, dass ich Kevin gerettet habe. Also, er ist schließlich Ihr kleiner Bruder.«
    »Er ist nicht mein Bruder.«
    Web versuchte angestrengt, sein Überraschung zu verbergen. »Ach was?«
    »Er ist mein Sohn.« Big F rieb sich die Nase, hustete und spuckte aus. »Denn wir haben die gleiche Mama.«
    Web hielt kurz inne und sah dann zu den anderen. Offensichtlich schienen sie es zu wissen und als ganz normal anzusehen, zumindest in ihrer Welt. Warum auch nicht, dachte Web. Was war schon ein wenig Inzest in der Familie? Man konnte das ja nicht mit Fremden vergleichen. Oma hatte gesagt, Kevin sei etwas langsam. Nun, mit diesem verkorksten Stammbaum war das kein Wunder.
    »Also, ich hoffe, Kevin geht's gut.«
    »Der Junge hat mit Ihnen nichts am Hut«, erwiderte Big F

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