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Der Abgrund

Titel: Der Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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zu beklagen. Trotzdem existierte eine Art perverses Gleichgewicht, denn der Nordwesten wies eine erheblich höhere Anzahl von Einbrüchen und Diebstählen auf, und zwar aus einem einfachen Grund: Im Allgemeinen hatten die Armen selten etwas, was Verbrecher stehlen wollten, wohingegen die Wohlhabenden natürlich im Überfluss lebten.
    Die Stimme dirigierte ihn weiter, vorbei an der Frederick Douglas National History Site, und bald schon fuhr Web eine Schotterstraße entlang, die sich zwischen Bäumen und üppiger Vegetation wand. Er war schon mal in dieser Gegend gewesen. Es war eine beliebte Müllhalde für Leute in den gewalttätigeren Stadtteilen, die ihre direkte Nachbarschaft nicht mit Leichenteilen verschandeln wollten. Das HRT hatte hier unten einige Operationen durchgeführt. Eine war absolut vorschriftsmäßig gelaufen, ohne dass ein einziger Schuss abgegeben wurde. Bei einer anderen waren drei Mann ums Leben gekommen. Alles böse Jungs, die den Ernst der Lage nicht erkannt hatten und ihre Pistolen zogen, statt die Hände zu heben. Vielleicht dachten sie, es würden zunächst Warnschüsse abgegeben. Aber es gab im HRT-Handbuch kein Kapitel über Warnschüsse. Wann immer Web den Abzug betätigt hatte, dann meinte er es auch.
    »Halten Sie an«, sagte die Stimme, »und steigen Sie aus. Legen Sie Ihre Pistole auf den Vordersitz.«
    »Woher wissen Sie, dass ich eine Pistole trage?«
    »Wenn Sie keine tragen, haben Sie anstelle Ihres Gehirns Pferdescheiße im Kopf.«
    »Und was habe ich im Kopf, wenn ich meine Pistole liegen lasse?«
    »Dann wird von Ihrem Kopf nicht viel übrig bleiben.«
    Web legte die Waffe auf den Vordersitz, stieg langsam aus und sah sich um. Außer den Bäumen und dem mondlosen Himmel konnte er nichts erkennen. Er roch das Flusswasser, aber das war auch nicht gerade beruhigend. Die paar Bewegungen, die er hörte, waren mit Sicherheit nicht die von Big F, eher die von Eichhörnchen, Füchsen oder Kleinvieh auf der Suche nach Nahrung. Im Moment konnte Web sich nur wünschen, er hätte Romano im Kofferraum versteckt. Schön, dass du jetzt daran denkst.
    Bevor er sie kommen hörte, sah er sie schon: drei große Männer in einer Reihe, die aus dem Schutz der Bäume traten. Sie waren alle größer als er und hatten beachtliche Schießprügel auf ihn gerichtet. Doch die drei waren nichts im Vergleich mit dem weitaus größeren Mann direkt hinter ihnen. Web war sicher gewesen, heute Nacht dem Riesen zu begegnen, und doch hatte der Anblick Big Fs jetzt etwas Zermürbendes. Er trug andere Kleidung, jedoch den gleichen Club-Med-Stil. Sein Hemd war diesmal allerdings nicht offen. Web schluckte. Wie bei einer chemischen Reaktion schienen all jene Verletzungen, die der Riese ihm zugefügt hatte, auf einmal zu kribbeln.
    Neben Big F ging ein Weißer, was Web überraschte, bis er schließlich Clyde Macy erkannte. In Wirklichkeit ähnelte er noch mehr als auf dem Foto einem Skelett. Web erinnerte sich an sein Gespräch mit Bates, als sie darüber gesprochen hatten, wer Coves Insider sein könnte. Macy? Peebles? Macy sah eigentlich nicht wie ein Verräter aus, aber wer konnte das schon wissen? Tatsächlich wirkte Macy im Anzug und mit seinem  Funkgerät im Ohr wie jemand vom Secret Service. Vielleicht hatte er ja mal vorgehabt, dem Geheimdienst beizutreten, bevor er auf den Trichter gekommen war, dass das Töten ihm besser gefiel.
    Peebles war nirgends zu sehen. Diese neue Generation aufstrebender Krimineller machte sich wohl nicht gern die Fingernägel schmutzig.
    Big F stand da und sah zu, wie seine drei Untergebenen Web umringten. Macy hielt sich seitlich. Er wirkte gleichzeitig nervös und entspannt. Allerdings war unverkennbar, dass dieser Mann seinen Job sehr ernst nahm. Die übrigen Männer kamen Web ein wenig gelangweilt vor, so wie das Ersatzteam, das für den Ausgang des Spiels nicht mit verantwortlich war. Was Webs Zuversicht keineswegs verstärkte.
    Einer der Männer zog einen kleinen Gegenstand aus dem Mantel, der wie ein Mikrofon aussah. Damit fuhr er an Webs Körper herab und wieder herauf, während ein anderer ihn nach zusätzlichen Waffen durchsuchte. Er konnte zwar keine entdecken, nahm jedoch Webs Handy an sich. Mit einem elektronischen Apparat, der dazu diente, lästige Überwachungsgeräte unschädlich zu machen, bestrahlte ein weiterer Mann Webs Wagen. Der Apparat ertönte nur einmal, in der Nähe des Rücksitzes, was den Mann jedoch nicht zu beunruhigen schien. Er wandte sich um und

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