Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Abgrund

Titel: Der Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
Vom Netzwerk:
jedoch derart heftig herum, dass sein Griff sich löste und er zu Boden ging. Tatsächlich machte er aber eine kontrollierte Rolle vorwärts, schnappte sich Toonas Pistole, erhob sich, sprang vorwärts, nahm Toona in einen Würgegriff und hielt ihm die Pistole an den Kopf. All das schien mit einer einzigen Bewegung zu geschehen.
    »Sie müssen sich besseres Sicherheitspersonal besorgen«, sagte er zu Big F. »Stimmt's, Toona?«
    Big F hob seine Pistole und drückte ab. Die Kugel traf Toona mitten in die Stirn. Der Mann sackte zusammen und starb ohne ein Geräusch. Die meisten Treffer in den Kopf hatten diese Wirkung. Web wusste, dass das Sprachvermögen des Opfers ausgeschaltet wurde, noch bevor das Gehirn den Befehl zum Schreien geben konnte. Kugel und Fleisch waren wie Exfrauen. Sie vertrugen sich einfach nicht.
    Web beobachtete, wie Big F seine Pistole ganz beiläufig wieder in den Gürtel schob, als hätte er sich gerade im Gemüsegarten eines lästigen Maulwurfes entledigt. Big Fs Männer schienen genauso überrascht zu sein wie Web. Toonas Ableben hatte wohl auf Big Fs Plan gestanden. Macy allerdings stand da und hielt die Waffe auf Web gerichtet; der plötzliche, gewaltsame Tod seines Kollegen schien ihn nicht im Geringsten zu interessieren. Er nahm eine klassische Schussposition ein, absolut cool und professionell, den Blick auf die Pistole in Webs Hand gerichtet. Web fragte sich, wo der Kerl ausgebildet worden war. Wahrscheinlich bei irgendeiner paramilitärischen Gruppierung von ehemaligen guten Jungs, die aus irgendeinem Grund auf die dunkle Seite gerutscht waren.
    Web ließ seine Pistole fallen; seine Geisel war tot, und mehrere Waffen waren auf ihn gerichtet.
    »Gute Leute«, sagte Big F zu Web, »die sind einfach nicht mehr zu kriegen. Da gebe ich meinen Leuten Geld, Klamotten,

    Autos und Bräute. Ich zeig ihnen, wie's läuft, erklär ihnen das Geschäft, weil ich nicht vorhabe, diesen Mist mein ganzes Leben lang zu machen. Ich tu alles für sie. Und glauben Sie, man kriegt es gedankt? Nicht die Bohne. Sie beißen die Hand, die sie füttert. Toona zieht seine eigenen Geschäfte nebenher ab und denkt, ich weiß nichts davon. Zieht mir die ganze Zeit Dollars und Stoff ab. Und er hält mich für blöd und glaubt, ich schnall das nicht. Aber er hat noch was Blöderes getan. Das Blödeste, was er tun konnte. Er hat den Stoff auch noch selbst genommen. Wenn du den Mist nimmst, redest du mit jedem über alles. Er war die ganze Zeit high von dem Zeug und prahlt dann auch noch vor 'nem ganzen Trupp Drogenfahndern rum - und der Blödarsch hat's noch nicht mal gemerkt. Lässt uns alle auffliegen. Aber nicht Big F. Ich werde nicht zu einem dieser Bosse, die ihre Geschäfte ausm Loch machen müssen, weil sie nie mehr rauskommen. Nee, nee. Null Chance, Baby. Auf keinen Fall. Nicht mit mir. Lieber fang ich mir 'ne Kugel ein, als dass ich in den Knast der Weißärsche geh.«
    Er warf seinen Männern einen scharfen Blick zu. »Wollt ihr ihn einfach da liegen lassen, oder was? Zeigt verdammt noch mal was Respekt für die Toten.«
    »Was sollen wir denn jetzt mit ihm machen?«, fragte einer von ihnen und hielt die Arme weit auseinander. Sein Gesicht war böse, doch Web konnte trotzdem die Angst verspüren, die er vor seinem Boss hatte. Web war sich sicher, dass auch Big F diese Angst riechen konnte. Zweifellos verließ er sich bei seinen »Geschäften« darauf. Wenn er seinen Männern Loyalität beibringen wollte, hatte er jetzt ein sehr überzeugendes Argument in einer größer werdenden roten Pfütze liegen. Und der Mord an Toona hatte sicherlich auch als Warnung für Web gegolten. Nun, zumindest fühlte Web sich unglaublich gewarnt.
    Voller offensichtlichem Abscheu schüttelte Big F den Kopf. »Muss ich dir denn jede Kleinigkeit erklären, wie einem kleinen Baby, oder was? Ich rieche das Wasser, und das riechst du wohl auch. Schmeiß den Arsch in den Fluss. Und bind irgendwas dran, damit er nicht wieder raufkommt.«
    Zögernd packten die Männer ihren toten Kameraden und schleppten ihn davon, sorgsam darauf bedacht, kein Blut oder andere Teile von Toona auf ihre teuren Versace-Anzüge zu bekommen. Macy stand immer noch an der gleichen Stelle. Scheinbar, dachte Web, gehörte er zum inneren Kreis und stand eher für Sondereinsätze bereit.
    Als die anderen auf dem Pfad verschwunden waren, sah Big F Web an. »Verstehen Sie, was ich mit guten Leuten meine? Man bekommt einfach keine. Jeder will über Nacht reich werden.

Weitere Kostenlose Bücher