Der Abgrund
Verraten Sie mir, wo ich einen kriegen kann.« Während er redete, bewegte er seinen mächtigen Körper vorwärts. »Sie wollen wissen, wie die Knarren in das Gebäude kamen?«
Web versteifte sich.
»Sie wollen eine Aussage machen?«
»Ja. Ich komme runter zum Gerichtsgebäude. Gehen Sie schon mal vor und warten da auf mich.«
»Okay, wie sind die Waffen da reingekommen?«
»Wissen Sie, wie alt diese Gebäude sind?«
Web kniff die Augen zusammen. »Wie alt? Nein, wieso?«
»Fünfziger Jahre. Ich bin noch nicht alt genug, um mich daran zu erinnern, aber meine Mama, damals, die wusste es noch.«
»Damals?«
»Zu viel Koks. Das hat sie nicht überlebt. Ja, die fünfziger Jahre. Denken Sie nach, HRT. Das hat man Ihnen doch beigebracht, oder?«
»Ich komme nicht ganz mit.«
Big F schüttelte den Kopf, sah zu Macy und dann wieder zu Web. »Ich dachte, ihr verdammten FBI-Agenten wart alle auf dem College?«
»Einige Colleges sind besser als andere.«
»Wenn man den Mist weder durchs Dach noch durch die Tür reinbringen kann, was bleibt einem dann?«
Web musste einen Moment lang nachdenken, bevor er plötzlich darauf kam. »Von unten. Die fünfziger Jahre. Der Kalte Krieg. Unterirdische Schutzbunker. Tunnel?«
»Verdammt, Sie sind ja doch ganz clever. Da haben Sie's.«
»Das ist nicht gerade viel an Information.«
»Das ist Ihr Problem. Ich habe Ihnen etwas gegeben, jetzt sagen Sie Ihren Leuten, sie sollen mir vom Hals bleiben. Ich habe keinerlei Gründe, einen Haufen Agenten kaltzumachen. Gehn Sie jetzt und machen Sie denen das klar.«
Er hielt inne und stocherte mit seinem riesigen Fuß in ein paar Tannennadeln herum. Dann sah er Web direkt an. »Ihr Typen verarscht mich doch nicht und habt Kevin und sagt mir nichts davon?«
Web überlegte, wie er am besten antworten sollte. Angesichts seiner augenblicklichen Gesellschaft kam es ihm wie die reinste Ironie vor, dass die Wahrheit die beste Möglichkeit war. »Wir haben Kevin nicht.«
»Hören Sie, den örtlichen Cops trau ich nicht einmal so weit, wie ich Sie werfen kann. Zu viele Brüder kratzen ab, wenn ihnen die Örtlichen auf die Pelle rücken. Also, FBI-Agenten sind meiner Meinung nach auch nicht viel mehr wert, aber ihr bringt zumindest nicht ohne Grund Leute um.«
»Danke.«
»Bei anderen Dingen sieht das ähnlich aus. Wenn ihr Kevin habt, weiß ich, er ist in Sicherheit. Und vielleicht könntet ihr ihn einfach so lange dabehalten, bis der Mist hier vorbei ist.«
Wie der Mann ihn jetzt ansah, wusste Web, dass Big F Kevin wirklich gern in den Händen des FBI gesehen hätte, wo er einigermaßen in Sicherheit gewesen wäre.
»Ich wollte, wir hätten ihn, aber wir haben ihn nicht. Ich spiele mit offenen Karten.« Dann fügte er hinzu: »Aber ich glaube, Kevin könnte irgendwie mit drinhängen.«
»Blödsinn«, brüllte Big F. »Er ist ein Kind. Er hat nichts getan. Er geht nicht ins Gefängnis, auf keinen Fall. Nicht Kevin.«
»Ich behaupte nicht, dass er weiß, was er getan hat. Sie haben Recht: Er ist nur ein Kind, ein verängstigtes Kind. Aber wer auch immer ihn sich geholt hat, steckt hinter dieser ganzen Geschichte. Zumindest glaube ich das. Ich habe keine Ahnung, warum Kevin in dieser Gasse war, aber es war jedenfalls kein Zufall. Ich will ihn genauso dringend wie Sie finden. Und ich will ihn in Sicherheit wissen. Ich habe ihm in dieser Gasse das Leben gerettet, und das soll nicht umsonst gewesen sein.«
»Genau, damit er aussagen und sein restliches Leben im Zeugenschutzprogramm verbringen kann. Tolles Leben.«
»Zumindest ist es ein Leben.«
Big F und Web sahen sich lange in die Augen, bis der Riese den Blick schließlich abwandte.
»Ich werde alles tun, um Kevin gesund und sicher zurückzuholen, Francis. Das verspreche ich Ihnen. Aber wenn er etwas weiß, muss er es uns sagen. Wir werden ihn beschützen.«
»Ja, das werden Sie wohl. Bis jetzt haben Sie da ja einen richtig tollen Job gemacht, oder?«
Sie hörten, wie die anderen zurückkamen. »Wäre schön, wenn Sie mir zu den Tunneln noch einen Namen nennen könnten«, sagte Web, doch Big F schüttelte bereits den Kopf.
»Da kann ich Ihnen nicht helfen.«
Als die beiden Männer in Sicht kamen, winkte Big F einem von ihnen zu sich. »Sorg dafür, dass die Funkanlage im Wagen nicht mehr funktioniert.«
Der Mann nickte, schlüpfte auf den Vordersitz, gab zwei Schüsse auf das Funkgerät in Regierungseigentum und riss dann das Handmikrofon heraus. Er warf auch das Magazin aus
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