Der Abgrund
Ölfässer. Es stellte sich raus, dass neunzig Prozent der Fässer leer waren. Ich weiß das, weil ich jedes verdammte Fass einzeln überprüft habe, als man uns hinzuzog, nachdem der Typ spurlos verschwunden war.«
Bates blickte bekümmert drein. »Ich bin Ihnen was schuldig, Web.«
»Und glauben Sie mir, ich werde darauf zurückkommen.«
Mit gezogenen Waffen öffneten sie die Tür und stiegen in den Tunnel hinab, der zuerst völlig gerade verlief, dann aber einen scharfen Knick machte.
Web richtete die Lampe auf den Boden. »Jemand war erst kürzlich hier. Sehen Sie sich all die Spuren an.«
Der Tunnel endete an einem Treppenhaus. Sie gingen leise hinauf, wachsam und schussbereit. Sie öffneten die nicht abgeschlossene Tür und fanden sich in einem anderen Gebäude wieder, das dem ganz ähnlich war, das sie gerade verlassen hatten. In dieser Gegend gab es eine Menge leer stehender Häuser. Leise schlichen sie nach oben. Der Raum, den sie dort fanden, war riesig und leer. Sie gingen wieder hinunter, traten ins Freie hinaus und sahen sich um.
»Wir haben uns ungefähr zwei Blocks gen Westen bewegt«, sagte einer der Agenten, und Web pflichtete ihm bei. Sie betrachteten das Gebäude, in das der Tunnel sie geführt hatte. Verblichene Buchstaben an einer Wand identifizierten es als
einen ehemaligen Nahrungsmittel-Großhandel, und es verfügte über Laderampen, an denen Trucks Bananen abliefern konnten. Oder auch Maschinenpistolen. An der Rampe standen ein paar abgewrackte Laster, die keine Reifen und Türen mehr hatten.
»Man fährt einfach mitten in der Nacht mit einem Truck ran, quetscht ihn zwischen diese beiden, lädt seine Kisten ab, schleppt sie durch den Tunnel, und das wär's dann«, sagte Web. Sein Blick suchte die Gegend ab. »Und hier gibt es auch keine Wohnhäuser. Niemand sieht was. Deshalb haben sie wohl diesen Weg genommen.«
»Okay, aber wir haben Big F wegen Mordes. Mit Ihrer Aussage verschwindet er für immer hinter Gittern.«
»Erst einmal müssen Sie ihn finden, und nach dem, was ich gesehen habe, ist er ziemlich gut bei dem, was er tut.«
»Wir werden Sie vor ihm schützen müssen.«
»Nein, das werden Sie nicht. Darin bin ich gut.«
»Verdammt, was soll das heißen, Sie sind darin gut? Der Typ hat jede Menge Gründe, Sie einfach umzulegen.«
»Wenn er das wollte, hätte er es letzte Nacht tun können. Da war ich doch völlig hilflos. Außerdem habe ich noch einen Job zu erledigen. Ich muss Billy und Gwen Canfield beschützen, und diesen Job werde ich auch beenden.«
»Das ist genau das, was ich nicht verstehe. Der knallt einen vor Ihren Augen ab und lässt Sie dann gehen.«
»Damit ich die Nachricht über die Tunnel weitergeben konnte.«
»Hat der Typ noch nie von einem Telefon gehört? Ich mache da keine Witze, Web, ich will Sie in Schutzhaft nehmen.«
»Sie haben gesagt, Sie wären mir was schuldig. Dann rufe ich den Gefallen jetzt ab.«
»Was, zum Teufel, ist denn wichtiger, als am Leben zu bleiben?« »Keine Ahnung, Perce. Bei meinem Job denkt man darüber nicht großartig nach. Und ich geh nicht in Schutzhaft.«
»Ich bin Ihr Vorgesetzter. Ich kann Sie dazu zwingen.«
»Ja, das können Sie wohl«, sagte Web und sah den Mann ruhig an.
»Ach, Mist, Sie machen mehr Ärger, als Sie wert sind, London.«
»Das haben Sie sicher schon vor langer Zeit rausgefunden.« Bates betrachtete die Verladerampe. »Die Sache ist die... bislang bringt nichts die >Freien< mit diesem Lagerhaus oder den Waffen in Verbindung. Wenn wir nichts in der Hand haben, können wir nicht zuschlagen. Im Augenblick sind sie kleine Engel, die uns keinerlei Vorwand bieten, sie einmal zu besuchen.«
»Hat sich bei den Morden in Richmond nichts ergeben, was sie in Verbindung mit diesen Leuten bringt? Da müssen doch jede Menge Spuren verwischt werden.«
»Aufgrund des Einschusswinkels bei Richter Leadbetter wissen wir, dass der Schuss aus einem Gebäude auf der anderen Straßenseite abgefeuert wurde, das gerade renoviert wird. Da arbeiten ständig Hunderte von Leuten, Arbeiter kommen und gehen.«
»Was ist mit dem Anruf, den er bekommen hat?«
»Telefonzelle im Süden Richmonds. Ergab keine Spur.«
»Aber der Richter war in der Innenstadt. Also waren mindestens zwei Personen in die Sache verwickelt, die auch miteinander kommunizieren konnten, damit der Anruf genau zur richtigen Zeit erfolgt.«
»Sicher doch. Ich habe nie behauptet, dass wir es mit Amateuren zu tun haben.«
»Was ist mit Watkins und
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