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Der Abgrund

Titel: Der Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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denken.
    »Er hat gesagt, jemand hätte die Kinder in der Gasse ausgetauscht.«
    Das Kissen bewegte sich sekundenlang nicht, und Claire dachte, dass sie trotz allem verloren hatte.
    Dann wurde es langsam entfernt, und sie wurde so brutal hochgerissen, dass sie glaubte, man hätte ihr den Arm ausgekugelt.
    »Sag das noch mal.«
    »Er hat gesagt, Kevin sei in der Gasse gegen einen anderen
    Jungen ausgetauscht worden. Der Junge, der zur Polizei ging, war nicht Kevin. Er wurde in der Gasse gekidnappt, bevor er überhaupt zur Polizei kam.«
    »Weiß er, warum?«
    »Nein. Und er weiß auch nicht, wer es war. Nur, dass es so war.«
    Sie spürte die Pistole erneut an ihrer Wange. Aus irgendeinem Grund war es jetzt nicht mehr so furchterregend wie beim ersten Mal.
    »Wenn du lügst, wird dir nicht gefallen, was ich mit dir mache.«
    »Das hat er gesagt.« Sie kam sich vor, als hätte sie Web verraten, um sich selbst zu retten, und fragte sich, ob er lieber gestorben wäre, als so etwas zu tun. Wahrscheinlich, dachte sie. Die Tränen flossen wieder, diesmal aber nicht vor Angst, sondern wegen ihrer eigenen Schwäche.
    »Er glaubt, dass Kevin in dieser Gasse war, wurde von demjenigen geplant, der hinter dieser Sache steckt, wer auch immer es ist. Er glaubt, dass Kevin irgendwie darin verwickelt ist. Aber unwissentlich«, fügte sie schnell hinzu. »Er ist ja noch ein Kind.«
    Die Pistole wurde von ihrer Wange genommen, und der große Körper ihres Vernehmers zog sich auch zurück.
    »Ist das alles?«
    »Das ist alles, was ich weiß.«
    »Sie wissen, was ich mit Ihnen tun werde, wenn Sie irgendwem erzählen, dass wir hier waren. Und ich kann Ihre Tochter finden. Wir haben Ihr Haus durchsucht, wir wissen alles, was es über Sie und Ihre Tochter zu wissen gibt. Haben wir uns verstanden?«
    »Ja«, brachte sie hervor.
    »Ich tu das nur, um meinen Jungen zurückzukriegen, das ist alles. Ich brech nicht in andrer Leute Häuser ein und misch sie auf, das ist nicht mein Stil, schon mal gar nicht mit Frauen, aber ich werde tun, was ich tun muss, um meinen Jungen zurückzukriegen.«
    Sie spürte, dass sie nickte, und hörte damit auf.
    Sie hörte sie nicht gehen, auch wenn ihr Gehör nie zuvor schärfer gewesen sein konnte.
    Sie wartete ein paar Minuten lang, um sich zu vergewissern, und sagte dann: »Hallo?« Und dann sagte sie es noch einmal. Langsam griff sie an ihr Gesicht, um die Augenbinde zu entfernen. Sie rechnete damit, dass Hände sie aufhielten, aber nichts geschah. Schließlich zog sie die Binde ab und sah sich schnell in dem Zimmer um, halbwegs darauf gefasst, dass jemand auf sie einschlagen würde.
    Es war niemand mehr da.
    Sie wäre nur zu gern auf dem Bett zusammengebrochen und hätte den Rest des Tages und die Nacht hindurch geweint, aber sie konnte unmöglich hier bleiben. Sie hatten gesagt, sie wären überall im Haus gewesen.
    Sie warf einige Kleider in eine Reisetasche, griff nach ihrem Portemonnaie und einem Paar Tennisschuhen und ging zur Haustür. Sie schaute hinaus, sah aber niemanden.
    Schnell ging sie zu ihrem Wagen und stieg ein.
    Als sie losfuhr, hielt sie den Blick auf den Rückspiegel gerichtet, um zu sehen, ob ihr jemand folgte. Sie war darin zwar keine Expertin, aber es schien niemand hinter ihr zu sein. Sie bog auf den Capital Beltway und beschleunigte, ohne genau zu wissen, wohin sie eigentlich fahren wollte.

KAPITEL 40

    Antoine Peebles zog die Handschuhe aus und lehnte sich zurück. Ein breites Grinsen lag auf seinen intelligenten Gesichtszügen. Er blickte hinüber zu Macy, der hinter dem Steuer saß. Die Miene des Mannes zeigte nicht die geringste Regung, wie immer.
    »Verdammt gute Vorstellung, wenn ich das sagen darf«, meinte Peebles. »Ich schätze, ich habe die Stimme und die Diktion genau getroffen. Vielleicht hätt' ich noch 'n bisschen mehr Slang auflegen sollen. Was meinst du?«
    »Du hast dich wie der Boss angehört«, meinte Macy.
    »Und die Lady macht sich voll ins Hemd und läuft zu Web London und den Cops, und die werden nach Francis suchen.«
    »Und vielleicht nach uns.«
    »Nein, das habe ich dir doch alles erklärt. Du musst da auf einer Makro- und auf einer Mikroebene denken, Mace«, sagte Peebles, als hielte er einem Studenten eine Vorlesung. »Wir haben uns doch bereits von ihm distanziert. Und hinzu kommt, dass er keinen Stoff hat und die Hälfte seiner Leute sich deshalb bereits abgeseilt haben. Seine Einnahmen sind runter auf fast nichts. In diesem Geschäft hat man einen

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