Der Abgrund
Francis spricht...« Die Angst auf Peebles Zügen war unverkennbar.
Macy hielt an, stieg aus, suchte die Seitenstraße in beiden Richtungen ab und sah dann zu den Dächern hoch. Schließlich signalisierte er seinem neuen Boss, dass die Luft rein war. Peebles stieg aus, richtete seine Krawatte und knöpfte die doppelreihige Anzugjacke zu. Macy hielt ihm die Tür des Gebäudes auf und Peebles schritt flott hindurch. Sie gingen die Treppe hinauf, und mit jeder Stufe schien Peebles' Größe und Ausstrahlung zu wachsen. Das war sein Augenblick, darauf hatte er jahrelang gewartet. Weg mit dem Alten und her mit dem Neuen!
Als er oben anlangte, ließ er Macy vorbei, damit dieser ihm wieder die Tür öffnete. Sieben Männer warteten hier auf ihn und ein jeder vertrat einen Teil der illegalen Drogenszene von Washington, D.C. Noch nie hatten sie zusammengearbeitet; jeder hatte sich seinen kleinen Teil gegriffen und sein eigenes Revier kontrolliert. Sie hatten weder Informationen noch Ressourcen ausgetauscht. Wenn Meinungsverschiedenheiten auftraten, klärte man sie, indem man einander erschoss. Wenn es einem in den Kram passte, gab er Informationen über die anderen Gangs an die Polizei weiter, und die Cops kamen dann und pickten sich die Kirschen heraus. Francis hatte genau das Gleiche getan, und obwohl so ein Vorgehen auf kurze Sicht durchaus seine Vorzüge haben konnte, war Peebles klar, dass es sich auf lange Sicht nicht auszahlte. Und dass es für Antoine Peebles an der Zeit war, das Management zu übernehmen.
Er betrat den Raum, in dem er den Grundstein seiner Legende legen würde.
Peebles blickte sich um. Und sah niemanden in dem Raum.
Er bekam nicht einmal Gelegenheit, sich umzudrehen, als die Pistole an seinen Kopf gedrückt wurde und die Kugel in sein Gehirn eindrang. Er stürzte zu Boden, und Blut lief seine feine Krawatte hinunter und über seine äußerst professionelle Kleidung.
Macy steckte die Pistole ein und beugte sich über den Toten. »Ich habe Machiavelli studiert«, sagte er, »und das länger als du.«
Er schaltete das Licht aus und ging wieder die Treppe hinunter. Er musste ein Flugzeug erwischen, denn die Dinge würden jetzt gewaltig in Bewegung geraten.
Web führte Boo den kleinen Hügel hinauf und zügelte ihn neben Gwen, die auf Baron saß.
Romano war bei Billy unten am Pferdezentrum; das heißt, Web hatte die beiden dort zurückgelassen, als sie Romanos Corvette bewunderten. Da die meisten Männer die Farm zum Pferdeverkauf verlassen hatten, empfand Web die Situation als besonders bedrohlich und hatte Canfield die Zustimmung abgerungen, weitere Agenten auf die Farm zu beordern, die auf dem Gelände patrouillieren und Wache halten sollten, zumindest, bis die Arbeiter zurückkehrten.
»Es ist so schön um diese Jahreszeit«, sagte Gwen. Sie sah zu Web hinüber. »Sie glauben wohl, wir haben hier ein ziemlich angenehmes Leben. Ein großes Haus, viele Angestellte und einfach nur den ganzen Tag herumreiten und die Aussicht genießen.«
Sie lächelte, aber Web nahm wahr, dass sie es ernst meinte. Er fragte sich, warum eine Frau wie Gwen Canfield, bei allem, was sie durchgemacht hatte, von irgendjemandem Zustimmung suchte, besonders von einem Fremden wie ihm.
»Ich glaube, Sie beide haben eine Menge durchgemacht, hart gearbeitet und genießen jetzt die Früchte dieser Arbeit. Das nennt man wohl den amerikanischen Traum, oder?«
»Ich denke schon«, antwortete sie ohne große Überzeugung. Sie sah zur Sonne am Himmel. »Es ist heiß heute.« Web spürte, dass die Frau mit ihm über etwas sprechen wollte, aber nicht genau wusste, wie sie das Thema anschneiden sollte.
»Ich bin schon so lange FBI-Agent, Gwen. Ich habe schon so ziemlich alles gehört und bin ein sehr guter Zuhörer.«
Sie warf ihm einen Blick zu. »Ich schütte mein Herz nicht mal Leuten aus, die ich gut kenne, Web, zumindest nicht mehr.«
»Ich bitte Sie nicht darum. Aber wenn Sie jemanden zum Zuhören brauchen, stehe ich zur Verfügung.«
Sie ritten noch weiter, dann hielt sie an. »Ich habe über den Prozess in Richmond nachgedacht. Diese schrecklichen Leute haben sogar das FBI verklagt, nicht wahr?«
»Sie haben es versucht, aber die Klage wurde abgewiesen. Der Rechtsanwalt, Scott Wingo, der neulich umgebracht wurde, hat versucht, während Ernest Frees Prozess einen Vorteil daraus zu ziehen, aber der Richter hat ihn sofort durchschaut und der Sache ein Ende gemacht. Der Versuch hat in den Augen der Geschworenen jedoch
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