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Der Abgrund

Titel: Der Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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führen zu lassen, die die Wahrheit nicht ans Licht bringen, sondern möglichst tief vergraben wollten.
    Seine Vorgesetzten, darunter auch Percy Bates (als Web nach mehreren Jahren im Mittleren Westen ins WFO versetzt worden war), hatten eine Belobigung nach der anderen in seine Personalakte eingetragen. Sie waren von seiner Einsatzbereitschaft und seinen körperlichen und geistigen Fähigkeiten beeindruckt. Und dass er niemals die Nerven verlor. Er hatte sich bei mehreren Gelegenheiten über die Vorschriften hinweggesetzt, was jedoch die meisten guten Agenten taten. Zumindest glaubte er daran, weil einige der FBI-Vorschriften einfach völliger Quatsch waren. Das war auch etwas, das er von Percy Bates gelernt hatte.
    Web stellte den Wagen ab, stieg aus und betrat das Gebäude, in dem das Geiselrettungsteam untergebracht war. Keiner, der Augen im Kopf hatte, wäre je auf die Idee gekommen, es als schön zu bezeichnen. Es war ein ruppiges Gebäude, erfüllt von zähen, kampfgestählten Männern, die mehr Tod und Gefahr gesehen hatten, als der Durchschnittsbürger sich vorstellen konnte, die sich nur im privaten Umfeld einen gelegentlichen Zusammenbruch erlaubten. In dieser Abteilung gab es niemanden, der bereitwillig sein Gefühlsleben und seine  Verletzlichkeit offenbarte. Niemand wollte an der Seite eines scheuen, empfindsamen Typen sein Leben mit einer Waffe in der Hand riskieren. Man gab seine warme, kuschelige Seite am Eingang ab und trug während der Arbeit ausschließlich die Maske des Alpha-Männchens. Hier zählten nur die Fähigkeiten und Dienstjahre, und diese beiden Aspekte waren normalerweise, aber nicht immer, gleichwertig.
    Web gab dem Leiter des Teams die Fahne zurück. Webs Chef war ein schlanker, muskulöser Mann mit grau meliertem Haar, ein ehemaliger Geiselretter, der die meisten seiner Männer immer noch in die Tasche steckte. Er nahm die Fahne würdevoll entgegen und schüttelte Web die Hand. Da sie in seinem Büro unter sich waren, erlaubte er sich, ihn schließlich zu umarmen. Na ja, dachte Web, wenigstens hier verabscheut man mich nicht wie die Pest.
    Das Verwaltungsgebäude war für ein fünfzigköpfiges Personal ausgelegt, doch jetzt war es für einhundert Leute zum zweiten Zuhause geworden. Für sie alle gab es nur zwei Pinkelbecken, sodass die Schlangen selbst für die besten Verbrechensbekämpfer sehr lang waren. Hinter dem Empfangsbereich befanden sich kleine Büros für den Leiter, der den Dienstgrad eines Leitenden Spezialagenten hatte und dem in der Hierarchie die Leiter der Angriffsteams und der Scharfschützen unterstanden. Die Mitarbeiter der Geiselrettung hatten kleine Büros - Zellen, die zu beiden Seiten des Korridors lagen. Es gab nur ein Unterrichtszimmer im ganzen Gebäude, das angesichts der Raumknappheit gleichzeitig als Besprechungsraum diente. An der hinteren Wand befand sich ein Regalbrett mit einer Reihe Kaffeetassen. Jedes Mal, wenn hier ein Hubschrauber landete, vibrierten die Tassen. Dieses Geräusch hatte für Web immer etwas Beruhigendes gehabt. Vermutlich, weil es bedeutete, dass die Leute wohlbehalten heimkehrten.
    Er blieb an der Tür zu Ann Lyles Büro stehen. Ann war sechzig Jahre alt, viel älter als die anderen Frauen, die in der Verwaltung arbeiteten. Man konnte sie getrost als Matriarchin und inoffiziellen Mutterersatz der knallharten Kerle bezeichnen, die in der Geiselrettung zu Hause waren. Ein ungeschriebenes Gesetz besagte, dass man in Anns Nähe weder fluchte noch unanständige Worte oder Gesten benutzte. Sowohl Grünschnäbel als auch Veteranen, die dagegen verstießen, wurden schnell zur Zielscheibe von Vergeltungsmaßnahmen, die von Klebstoff im Helm bis zu besonders heftigen Schlägen während des Trainings reichten. Ann war fast von Anfang an für die Abteilung tätig gewesen, nachdem sie zuvor viele Jahre im WFO gearbeitet hatte und in dieser Zeit Witwe geworden war. Sie hatte keine Kinder und widmete sich ganz der Arbeit. Sie hörte den jungen, allein stehenden Agenten zu und gab ihnen vernünftige Ratschläge, wie sie ihre Probleme meistern konnten. Außerdem diente sie als inoffizielle Eheberaterin der Geiselrettung und hatte schon mehrere Scheidungen verhindert. Sie hatte Web jeden Tag im Krankenhaus besucht, während er darauf wartete, wieder ein Gesicht zu bekommen - viel häufiger als seine eigene Mutter. Ann brachte regelmäßig selbst gebackene Kuchen mit ins Büro. Und sie war die zuverlässigste Informationsquelle für alles, was mit

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