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Der Abgrund

Titel: Der Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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dem FBI und dem HRT zu tun hatte. Auch im Antragsdschungel der Bundespolizeibehörde kannte sie sich bestens aus, und wenn die Abteilung etwas brauchte, ganz gleich wie groß oder klein, sorgte Ann dafür, dass sie es bekam.
    Web betrat Anns Büro, schloss die Tür und nahm ihr gegenüber am Schreibtisch Platz.
    Anns Haar war schon vor Jahren weiß geworden, und ihre Figur war etwas aus dem Leim gegangen, aber in ihren Augen war immer noch ein jugendliches Funkeln, und ihr Lächeln war einfach bezaubernd.
    Sie stand auf und schloss Web in die Arme. Er ließ es geschehen, weil er genau das brauchte. Ihre Wangen waren tränenfeucht. Sie hatte den Mitgliedern des Charlie-Teams besonders nahe gestanden. Die Männer hatten sich stets besondere Mühe gegeben, ihr zu zeigen, wie dankbar sie für alles waren, was die Frau für sie tat.
    »Du siehst gar nicht gut aus, Web.«
    »Hab schon bessere Tage erlebt.«
    »So etwas wünsche ich niemandem, nicht einmal meinem schlimmsten Feind«, sagte sie. »Aber du bist wirklich der Letzte, dem so etwas hätte zustoßen sollen, Web. Ich möchte am liebsten nur noch heulen und nie wieder aufhören.«
    »Danke, Ann«, sagte Web. »Ich weiß immer noch nicht, was da genau passiert ist. Wirklich. So eine Erstarrung habe ich noch nie erlebt.«
    »Web, mein Junge, du hast die letzten acht Jahre deines Lebens mit Schießereien verbracht. Meinst du nicht, dass du irgendwann die Rechnung bekommst? Du bist auch nur ein Mensch.«
    »Das ist der Punkt, Ann. Ich soll mehr als nur das sein. Deshalb bin ich bei der Geiselrettung.«
    »Du brauchst jetzt eine längere Pause, um dich gründlich auszuruhen. Wann hast du das letzte Mal Urlaub genommen? Erinnerst du dich überhaupt noch daran?«
    »Viel dringender brauche ich Informationen, und dich brauche ich, um mir dabei zu helfen.«
    Ann nahm diesen Themenwechsel kommentarlos hin. »Ich werde tun, was ich kann. Das weißt du.«
    »Ein Undercover-Agent namens Randall Cove. Er ist verschwunden.«
    »Der Name kommt mir bekannt vor. Ich glaube, es gab da einen Cove, als ich beim WFO arbeitete. Er wird vermisst, sagst du?«
    »Er hat an diesem Fall gearbeitet. Ich schätze, entweder steckte er zu tief drin, oder er wurde enttarnt. Ich brauche alles, was du über ihn finden kannst. Adressen, Decknamen, Kontaktpersonen, alles Drum und Dran.«
    »Wenn er in D.C. gearbeitet hat, dürfte er kaum hier in der Nähe wohnen«, sagte Ann. »Für Undercover-Leute gilt die inoffizielle Fünfundzwanzig-Meilen-Regel. Schließlich will man während der Arbeitszeit keinem seiner Nachbarn über den Weg laufen. Bei größeren Aufträgen holt man den Agenten sogar häufig aus einem anderen Teil des Landes.«
    »Verstanden. Aber trotz der fünfundzwanzig Meilen gibt es noch 'ne ganze Menge Möglichkeiten. Vielleicht kommen wir an Aufzeichnungen seiner Telefonate, an seinen Schriftwechsel mit dem WFO oder ähnliche Sachen ran. Ich weiß nicht, wie du es immer wieder schaffst, aber ich brauche wirklich alles, was du kriegen kannst.«
    »Undercover-Agenten benutzen meistens Einweg- Telefonkarten mit geringem Guthaben, wenn sie in der Zentrale anrufen. Sie kaufen sie in kleinen Geschäften, brauchen sie auf, werfen sie weg und kaufen sich eine neue. So hinterlassen sie die wenigsten Spuren.«
    Webs Hoffnungen erloschen. »Also gibt es keine Möglichkeit, etwas herauszufinden?« Er war nie zuvor in die Verlegenheit gekommen, einen Undercover-Agenten aufspüren zu müssen.
    Ann schenkte ihm ihr wunderbares Lächeln. »Ach, Web, es gibt immer eine Möglichkeit. Lass mich einfach eine Weile herumstöbern.«
    Er sah seine Hände an. »Ich komme mir ein bisschen vor wie ein Texaner in Alamo, den die Mexikaner übersehen haben.«
    Ann nickte verständnisvoll. »In der Küche ist frischer Kaffee, und ich habe einen Schoko-Walnuss-Kuchen mitgebracht.
    Nimm dir ein großes Stück, Web. Du hast ja kaum noch was auf den Rippen.« Bei ihren nächsten Worten musste Web in ihr wohltuend optimistisches Gesicht blicken. »Und vergiss nie, dass ich hier sitze und aufpasse, was hinter deinem Rücken passiert. Ich weiß, was los ist, Web. Ich höre alles, ob innerhalb oder außerhalb der Stadt. Und niemand, wirklich niemand, wird dir etwas antun, solange ich hier sitze.«
    Als er nach draußen ging, fragte sich Web, ob Ann Lyle jemals daran gedacht hatte, ihn zu adoptieren.
    Web fand einen unbesetzten Computer und loggte sich in die Datenbank der Abteilung ein. Ihm war die Idee gekommen - auf die

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