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Der Abgrund

Titel: Der Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Gespött mache, und meine Füße bringen mich schon jetzt um. Diese italienischen Schuhe sind sehr hübsch anzusehen und absolut unmöglich zu tragen, wenn man mehr als Schuhgröße vier braucht.«
    »Warum dann diese Aufmachung?«
    »Billy hat es für mich ausgesucht. Er ist nicht der Typ Mann, der seiner Frau vorschreibt, was sie tun oder anziehen soll«, fügte sie schnell hinzu. »Ganz im Gegenteil. Gewöhnlich suche ich die Kleidung für ihn aus. Aber er wollte, dass ich richtig männermordend aussehe, wie er es ausdrückte.«
    Web hob sein Glas. »Betrachten Sie Ihre Mission als gelungen. Aber warum?«
    »Das weiß ich nicht, Web. Ich habe wirklich keine Ahnung, was ihm im Augenblick durch den Kopf geht.«
    »Vielleicht hat es mit diesem verdammten Videoband zu tun. Noch einmal, es tut mir Leid.«
    Gwen schüttelte den Kopf. »Es ist nicht nur das. Diese Sache köchelt schon seit längerer Zeit vor sich hin. Billy hat sich während der letzten Monate verändert, und ich weiß nicht, warum.«
    Web hatte den Eindruck, dass die Frau genau wusste, warum, aber noch nicht so weit war, es einem halb Fremden wie ihm zu offenbaren.
    »Sein Verhalten wird zunehmend bizarrer.«
    Er sah sie neugierig an. »Wie das?«
    »Nun, er ist auf einmal ganz verrückt auf seine ausgestopften Tiere. Ständig hantiert er mit ihnen herum. Mein Gott, es ist einfach abstoßend.«
    »Ich finde es auch ziemlich grausig, ehrlich gesagt.« »Und was er mittlerweile trinkt, ist sogar für ihn eine ganze Menge.« Sie sah Web an und senkte die Stimme, als sie fortfuhr. »Wissen Sie, was er mir erzählte, während wir uns anzogen?«
    Sie trank einen Schluck von ihrem Ginger Ale. »Er sagte, man sollte die Köpfe aller Mitglieder der >Freien Gesellschaft < auf Pfähle stecken und herumtragen, so wie man es vor hundert Jahren getan hat.«
    »Warum? Um eine Botschaft zu verkünden?«
    »Nein.«
    Sie schauten beide hoch, und ihre Blicke fielen auf Billy, der vor ihnen stand.
    Er trank den Rest seines Whiskys. »Nein, das tut man, weil der beste Platz, wo man seine Feinde haben sollte, direkt vor einem ist. Dann weiß man nämlich genau, wo sie gerade sind.«
    »Das ist nicht immer ganz leicht«, wandte Web ein.
    Billy lächelte und schaute versonnen auf sein leeres Glas. »Das ist richtig. Und deshalb behält der Feind ziemlich oft am Ende die Oberhand.« Es war zwar nur ein kurzer Blick, aber Web war sich fast sicher, dass Billy zu Nemo Strait hinüberschaute, während er das sagte.
    Billy hielt das Glas hoch. »Wir wär's mit einem frischen Bier?«
    »Ich bin mit dem hier noch nicht ganz fertig.«
    »Nun, lassen Sie es mich rechtzeitig wissen. Gwen, bist wenigstens du bereit für etwas Gehaltvolleres?«
    »Gekleidet, wie ich bin, und in einem Raum voller Männer muss ich wohl darauf achten, einen klaren Kopf zu behalten«, sagte sie mit einem verschämten Lächeln.
    Nur am Rande nahm Web zur Kenntnis, dass ihr Mann das Lächeln nicht erwiderte.
    Kurz, bevor sie zum Essen nach oben gingen, hörte Web einen Schrei und blickte in die Richtung, in der er erklungen war. Der Waffenschrank schwang auf und gab den Blick auf das Geheimzimmer frei. Harvey und Giles hatten die Hände vor die Brust geschlagen, nachdem Billys treu ergebene Puppe sie überrascht hatte. Und Billy selbst lehnte an der Wand und lachte so heftig, dass er würgen musste. Web lächelte bloß.
    Nach dem Abendessen und dem Kaffee und einem doppelten Brandy, den sich auf Billys Wunsch jeder genehmigen musste, brachen alle auf. Gwen umarmte Web, und er spürte, wie ihre weiche Brust seinen harten Brustkorb zu streicheln schien. Ihre Finger schienen ihn einen winzigen Moment zu lange festzuhalten. Er wusste nicht, wie er das verstehen sollte, und so brachte er es lediglich zustande, sich unbeschadet aus der Affäre zu ziehen.
    Sie gingen hinaus. Strait stieg in seinen Lastwagen und lenkte ihn mit einem Arm zurück zu seinem Haus. Eine Limousine rollte über die Einfahrt, hielt an, und Harvey und Giles Ransome stiegen ein. Web war der Meinung, dass sie sich mit ihrem Getue wegen Gwen tödlich blamiert hatten, doch sie hatte ihre Schmeicheleien mit Haltung über sich ergehen lassen. Zweifellos war sie in diesem Augenblick oben und schlüpfte aus den schmerzenden Schuhen und dem unvorteilhaften Kleid. Wahrscheinlich war sie schon nackt, und Web ertappte sich, dass er zum Fenster im ersten Stock hinaufsah - in der Hoffnung auf was?, fragte er sich. Einen kurzen Blick? Dazu kam es nicht.
    Bates

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