Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Abgrund

Titel: Der Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
Vom Netzwerk:
besser als sonst gekleidet war, sah seine Frau aus, als wolle sie an einer HollywoodPremiere teilnehmen. Sie hatte ihre normale Rolle als Stiefel- und-Jeans-Reiterin so weit wie irgend möglich hinter sich gelassen. Das rote Kleid war lang, schmiegte sich um ihren Körper und reichte bis zu den Füßen hinunter. Der Schlitz an der Seite hörte auf dem Oberschenkel in genau der Höhe auf, die den Anstand noch gewahrte, die männliche Phantasie aber schon Kapriolen schlagen ließ. Die Schuhe waren vorn offen und hatten Schnürriemchen, die zumindest bei Web den Gedanken an erotische Fesselungen weckten, wenn er einem nicht schon längst gekommen war. Das Kleid war trägerlos, die nackten Schultern waren sonnengebräunt und muskulös, strahlten aber trotz des Spiels der Muskeln unter der Haut verführerische Weiblichkeit aus. Der Ausschnitt des Kleides war ausreichend tief, so dass jede Bewegung zur Folge haben konnte, dass zu viel entblößt wurde, und vielleicht war genau das die Absicht. Das
    Haar war zu einer kunstvollen Frisur hochgesteckt, der Schmuck verriet gediegenen Geschmack, und sie kam mit erstaunlich wenig Makeup aus.
    Einen Augenblick lang herrschte absolute Stille, während sie zu ihnen herabstieg, bis Web hörte, wie Romano »Madonna!« flüsterte und dann einen Schluck Bier trank.
    »Jetzt kann die Party richtig losgehen«, sagte Billy. »Was darf ich dir zu trinken geben, Gwen?«
    »Ginger Ale.«
    Billy führte die Bestellung aus. Er schaute zu den Ransome- Brüdern.
    »Sie ist atemberaubend«, stellte Harvey fest.
    »Eine Göttin«, schloss Giles sich an.
    »Sie ist auch meine Frau.« Er brachte ihr den gewünschten Drink. »Nemo hatte einen Zusammenstoß mit einem Pferd.«
    Web bemerkte, dass sie kaum einmal in die Richtung des Mannes blickte. »Das sehe ich.« Sie nickte den Ransomes zu. »Ich glaube nicht, dass wir uns schon kennen«, sagte sie kühl.
    Harvey und Giles brachten sich fast um, so wetteiferten sie darum, sie als Erste begrüßen zu dürfen.
    Web hielt sich im Hintergrund und beobachtete aufmerksam das Geschehen. Die Frau war zweifellos außerordentlich schön, doch die Art und Weise, wie sie gekleidet war, und die gebieterische Haltung, mit der sie auftrat, passten ganz und gar nicht zu der Gwen Canfield, wie er sie bisher eingeschätzt hatte. Vielleicht hatte er sich geirrt.
    Er bemerkte nicht, dass Bates dicht hinter ihm stand, bis der Mann das Wort ergriff.
    »Soweit ich es verstanden habe, ist das eine Abschiedsparty.«
    »Ja, Fall gelöst. Die Guten haben wieder mal gewonnen«, fügte Web trocken hinzu. »Zeit, sich zu besaufen und sich gegenseitig auf die Schulter zu klopfen, wenigstens, bis die  ganze Scheiße morgen wieder von vorn anfängt.«
    »Wir müssen irgendwann miteinander reden. Es ist wichtig.«
    Web musterte ihn von der Seite. Für jemanden, der den Mann nicht kannte, sah Bates aus, als hätte er nicht die geringsten Sorgen. Für Web, der ihn hingegen einigermaßen kannte, schien der Mann kurz vor der Explosion zu stehen.
    »Sagen Sie bloß nicht, ich hätte in der Lotterie gewonnen.«
    »Ich denke, es kommt darauf an, wie Sie es betrachten. Die Entscheidung überlasse ich Ihnen. Wollen Sie gleich mit rauskommen, damit wir es sofort besprechen können?«
    Web betrachtete den Mann aufmerksam. Also war es ziemlich übel. »Nein, Perce, im Augenblick möchte ich meinen Drink genießen und mich mit einer sehr schönen Frau unterhalten.«
    Er verließ Bates und schaffte es, Gwen von den um sie herumscharwenzelnden Brüdern wegzulocken. Sie setzten sich in zwei nebeneinander stehende lederne Clubsessel, und Gwen hielt ihr Glas im Schoß fest und schaute zu ihrem Mann hinüber.
    »Er feiert schon seit etwa sechs Stunden.«
    »Das sehe ich.« Er musterte sie eingehend, ohne es sich anmerken zu lassen. Jedenfalls glaubte er das, bis sie seinen Blick auffing.
    »Ich weiß, das ist eine etwas andere Aufmachung als die, die sie gewöhnt sind«, sagte sie. Ihre Wangen röteten sich bei dieser Bemerkung leicht.
    »He, so wie Sie aussehen, können Sie es sich erlauben. Ich bin nur froh, dass keine anderen Frauen hier sind, denn die würden neben ihnen ganz schön abfallen. Sie wären nicht mal Mauerblümchen, sondern allenfalls die Mauer, wenn es nach den anwesenden Männern ginge.«
    Sie tätschelte seine Hand. »Sie sind richtig lieb. Tatsache ist, dass ich mich in diesem Kleid schrecklich unwohl fühle. Ich habe Angst, dass ich jeden Moment total im Freien stehe und mich zum

Weitere Kostenlose Bücher