Der Abgrund
ich mich jetzt zurückmelde, ohne zu wissen, was wirklich los ist, könnte es sein, dass ich plötzlich spurlos verschwinde. Ich weiß, dass viele von Ihnen glauben, ich wäre schuld an dem, was mit der Geiselrettung passiert ist.«
»Das ist verrückt.«
»Verrückter als sechs tote HRT-Leute? Wie konnte so eine Aktion ohne Insider-Informationen durchgezogen werden?«
»Solche Rückschläge müssen wir gelegentlich einstecken.«
»Gut, Sie wollen mir also erzählen, Sie hätten nichts davon bemerkt, dass seit einiger Zeit überall der Putz von der Decke rieselt? Letztes Jahr sind mehrere Einsätze geplatzt, und zwei Undercover-Agenten wurden getötet. Das FBI ist mehrmals angerückt, hat aber niemand en vorgefunden, der sich verhaften lassen wollte. Mehrere Drogennester sollten ausgehoben werden, aber dann wurden die Dealer rechtzeitig gewarnt. Ich glaube, irgendwo im FBI sitzt eine fette, stinkende Ratte, die eine Menge Leute über den Jordan schickt, und mich hat sie auch auf dem Kieker!«
»Kommen Sie mir nicht mit Verschwörungstheorien, Randy.«
Cove beruhigte sich ein wenig. »Ich wollte Ihnen nur sagen, dass ich nicht für das Debakel verantwortlich bin. Sie haben mein Wort. Mehr kann ich Ihnen im Augenblick nicht bieten.
Ich hoffe, dass ich zu einem späteren Zeitpunkt mehr habe.«
»Also haben Sie eine Spur?«, sagte Bates schnell. »Hören Sie, Randy, ich glaube Ihnen. Aber es gibt Leute, vor denen ich mich verantworten muss. Ich verstehe Ihre Sorgen. Es sind eine ganze Menge unangenehmer Dinge passiert, und wir bemühen uns herauszufinden, wie es dazu gekommen ist. Aber Sie müssen auch Verständnis für meine Sorgen haben.« Er machte eine Pause. »Verdammt noch mal, ich tue alles für Sie, wenn Sie sich jetzt zurückmelden. Ich werde Sie hüten wie meinen Augapfel, okay? Ich hoffe, dass Sie mir noch vertrauen können, nach allem, was wir gemeinsam durchgestanden haben. Ich habe Sie schon einmal aus der Scheiße geholt.« Von Cove kam keine Antwort. »Randy, sagen Sie mir, was ich für Sie tun soll, damit Sie zurückkommen, dann sehe ich zu, was ich für Sie tun kann.«
Immer noch keine Antwort. Bates fluchte leise und trat zur Seite, um einen Blick hinter die Wand zu werfen. Er sah eine Tür, die auf die andere Seite führte. Er ging hin und stellte fest, dass sie abgeschlossen war. Er lief den Bogen des Amphitheaters entlang ins Freie. Die Wachablösung war vorbei, und die Menschenmenge verteilte sich über die Gehwege und das Friedhofsgelände. Obwohl Bates überall suchte, wusste er, dass Cove ihm entwischt war. Trotz seiner beeindruckenden Körpergröße hatte Cove in langjähriger Ausbildung und Praxis gelernt, sich vor jedem beliebigen Hintergrund unsichtbar zu machen. Vielleicht hatte er sich als Gärtner oder Tourist getarnt. Bates warf die Karte in einen Abfallkorb und trottete davon.
KAPITEL 10
Die Wohngegend, durch die Web fuhr, unterschied sich kaum von den meisten in der Umgebung. Schlichte schachtelförmige Häuser aus der Nachkriegszeit mit Vordächern und Kieswegen. Die Vorgärten waren winzig, aber hinter den Häusern gab es einzeln stehende Garagen und geschützte Grillplätze, und Apfelbäume mit gespaltenen Stämmen spendeten Schatten. Dies war das Land der Arbeiterfamilien, die noch stolz auf ihre Häuser waren und nicht selbstverständlich davon ausgingen, dass ihre Kinder das College besuchen würden. Heute bastelten die Männer in kühlen Garagen an alten Autos, die Frauen trafen sich auf Verandatreppen, um Kaffee zu trinken, Zigaretten zu rauchen und zu tratschen. Das alles wurde von einer Sonne beschienen, die für diese Jahreszeit ungewöhnlich heiß brannte und an einem Himmel stand, der sich endlich von den Spuren des letzten Gewitters geklärt hatte. Kinder in Shorts und Tennisschuhen flitzten mit Tretrollern die Straße entlang, die tatsächlich von reiner Körperkraft angetrieben wurden.
Web hielt vor Paul Romanos Haus. Paulie, wie er von allen genannt wurde, arbeitete unter der Haube einer alten Corvette Stingray, die sein ganzer Stolz war. Seine Frau und die Kinder spielten ein Stück weiter hinten. Paul Romano stammte ursprünglich aus Brooklyn und war der Typ Mann, der keine Angst hatte, sich die Finger schmutzig zu machen. Also passte er bestens in eine solche Wohngegend, in der sich Schlosser, Elektriker, Lastwagenfahrer und ähnliche Berufe konzentrierten. Der einzige Unterschied bestand darin, dass Romano einen Menschen auf hundert verschiedene Arten
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