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Der Abgrund

Titel: Der Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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seinem Vater so unsanft behandelt worden, dass sie jetzt nicht nur blind war, sondern dem Kopf auch Nase und Ohren fehlten.
    Es waren traurige Erinnerungsstücke an eine recht gewöhnliche Familie, die in mancherlei Hinsicht alles andere als gewöhnlich gewesen war.
    Web überlegte bereits, ob er aufgeben sollte, als er es doch noch fand.
    Der Karton befand sich unter mehreren College-Lehrbüchern seiner Mutter und den Werken längst toter Philosophen und Schriftsteller. Web stöberte im Inhalt des Kartons und stellte fest, dass es immerhin ein Anfang war. Er wäre ein schlechter Ermittler, wenn ihn diese Sachen nicht wenigstens auf ein paar Spuren brachten. Es überraschte ihn, dass er sie nie zuvor bemerkt hatte, als er in diesem Haus aufgewachsen war. Aber damals hatte er auch nie danach gesucht.
    Plötzlich fuhr er herum und starrte in den dunklen Winkel, der am weitesten von ihm entfernt war. Er hätte schwören können, dass sich dort etwas bewegt hatte. Er griff nach seiner Waffe. Er hasste diesen Dachboden! Aus tiefstem Herzen. Obwohl er gar nicht genau sagen konnte, warum. Es war doch nur ein verdammter Dachboden!
    Er brachte den Karton zu seinem Auto, und auf dem Rückweg zum Motel schaltete er sein Handy ein, um Percy Bates anzurufen. »Eine nette Vorstellung, Perce. Nur einen Tag später sieht die Welt manchmal schon ganz anders aus. Aber was ist mit dem alten Bucky geschehen?«
    »Winters hat im letzten Moment einen Rückzieher gemacht.«
    »Richtig. Falls ich doch noch auf die Nase falle. Also hat er
    Sie vorgeschickt, damit Sie alles auf Ihre Kappe nehmen.«
    »Ich habe mich sogar freiwillig gemeldet, als er davon faselte.«
    »Sie sind ein guter Kerl, Perce, aber Sie werden nie mehr befördert werden, wenn Sie weiterhin stets das Richtige tun.«
    »Als würde mich das noch kümmern!«
    »Gibt's was Neues?«
    »Wir haben die Herkunft der MGs ermittelt. Sie wurden aus einem Militärlager in Virginia gestohlen. Vor zwei Jahren. Bringt uns ein großes Stück weiter! Aber wir werden jede Spur weiterverfolgen, bis wir nichts mehr haben.«
    »Irgendein Lebenszeichen von Kevin Westbrook?«
    »Nichts. Und weitere Zeugen haben sich auch nicht gemeldet. Offenbar war jeder, der sich in der Nähe aufgehalten hat, vorübergehend mit Blindheit und Taubheit geschlagen.«
    »Ich vermute, Sie haben mit den Leuten geredet, bei denen Kevin gelebt hat. Haben Sie dort etwas erreicht?«
    »Nicht viel. Sie haben ihn seit einiger Zeit nicht gesehen. Wie ich schon sagte, hat er sich ohnehin nur selten zu Hause aufgehalten.«
    Seine nächsten Worte wählte Web sehr sorgfältig. »Also gibt es niemanden, dem der Junge am Herzen liegt? Keine alte Tante oder Großmutter?«
    »Es gibt da eine ältere Dame. Wir glauben, dass sie Kevins Mutter ist, vielleicht auch nur seine Stiefmutter. Sie hat sich nicht sehr klar ausgedrückt, was die verwandtschaftlichen Verhältnisse betrifft. Man sollte meinen, es sei gar nicht so schwierig, eine eindeutige Aussage zu machen, aber nicht bei den Familien: Väter im Knast, Mütter spurlos verschwunden, Brüder erschossen, Schwestern auf dem Strich, und Babys werden irgendwo abgegeben, bei jemandem, der halbwegs respektabel wirkt, und das ist meistens kein Verwandter. Sie schien sich ernsthafte Sorgen um den Jungen zu machen, aber gleichzeitig hat sie große Angst. In der Gegend haben alle Angst.«
    »Perce, haben Sie Kevin tatsächlich zu Gesicht bekommen, bevor er verschwand?«
    »Wieso?«
    »Ich versuche mir über den Zeitablauf klar zu werden, zwischen dem Moment, als ich ihn zuletzt sah, und dem, als er abtauchte.«
    »Was Sie nicht sagen! Dass ich daran noch nicht selbst gedacht habe...«, erwiderte Bates sarkastisch.
    »Kommen Sie, Perce. Ich bemühe mich, niemandem auf die Füße zu treten, aber ich habe diesem Jungen das Leben gerettet, und es wäre mir ganz lieb, wenn es nicht umsonst war.«
    »Web, Sie wissen, wie klein die Wahrscheinlichkeit ist, dass der Junge noch am Leben ist. Wer immer ihn geschnappt hat, wollte ihm bestimmt keine Überraschungsparty bei MacDonald's bescheren. Wir haben an jedem Ort gesucht, der infrage kommt. Wir fahnden in allen benachbarten Staaten nach ihm, sogar an der kanadischen und mexikanischen Grenze. Es ist nicht gesagt, dass sie mit dem Jungen in der Stadt bleiben wollen.«
    »Aber wenn er für seinen Bruder gearbeitet hat, könnte er in Sicherheit sein. Ich meine, dieser Big F scheint zwar ein gemeiner Verbrecher zu sein, aber würde er seinen kleinen

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