Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
Vom Netzwerk:
Gleich darauf begann die Erscheinung zu flimmern und zu verblassen.
    »Bleibt!«, schrie Skodi. »Warum geht Ihr fort?« Wild um sich blickend, ruderte sie mit den dicken Armen. Ihre fröhliche Miene war verschwunden. »Das Schwert!«, kreischte sie das Kinderrudel an. »Hört auf zu flennen, Dummköpfe! Wo ist das Schwert? Vren!«
    »Drinnen, Skodi«, antwortete der Junge, der eines der kleineren Kinder auf dem Schoß hielt. Trotz seines seltsamen Gefühls räumlicher Verschiebung – oder vielleicht gerade deshalb – konnte Simon nicht umhin zu bemerken, wie nackt und dürr Vrens Arme unter dem zerfetzten Mantel hervortraten.
    »Dann hol es, du Tölpel!«, kreischte Skodi und hüpfte in einem leviathanischen Veitstanz auf und ab. Das Gesicht im Feuer war kaum noch zu erkennen. »Hol es!«
    Sofort stand Vren auf und ließ das Kind auf seinem Schoß zu Boden gleiten, wo es mit seinem Geheul in die allgemeinen Misstöne einstimmte. Der Junge eilte ins Haus. Skodi wandte sich wieder den wogenden Flammen zu. »Kommt zurück, kommt zurück«, lockte sie das sich auflösende Gesicht. »Ich habe ein Geschenk für den Herrn und die Herrin!«
    Skodis Griff um ihn schien sich ein wenig zu lockern. Simon fühlte, wie er in seinen Körper zurückglitt – eine eigenartige Empfindung, als schlüpfe man in einen Mantel aus kitzelnden Federn.
    In der Tür erschien Vren, die bleichen Züge ernst. »Zu schwer!«, rief er. »Honsa, Endi, ihr anderen, kommt her! Kommt und helft!« Auf seinen Ruf kamen mehrere andere Kinder langsam durch den Schnee hinüber zum Klostergebäude. Dabei drehten sie sich immer wieder nach dem stöhnenden Feuer und ihrer gestikulierenden Hüterin um. Wie eine Schar verschreckter Gänseküken folgten sie Vren ins dunkle Innere des Hauses.
    Wieder drehte Skodi sich um. Ihre runden Wangen glühten, die rosigen Lippen zitterten. »Vren! Bring mir das Schwert, Faulpelz! Schnell!«
    Er streckte den Kopf durch die Tür. »Es ist zu schwer, Skodi. Es ist schwer wie ein großer Stein!«
    Unvermittelt richtete Skodi den irren Blick auf Simon. »Es ist doch dein Schwert, nicht wahr?« Das Gesicht stand nicht mehr inden Flammen, aber die Sterne, fahl wie Kugeln aus Eis, schwelten noch immer matt am Nachthimmel, und noch immer wogte und tanzte das Feuer, ohne dass der Wind es berührte. »Du kannst es tragen, oder?« Ihr Blick war kaum auszuhalten.
    Simon antwortete nicht und kämpfte innerlich mit aller Macht dagegen an, loszuplappern wie ein Säufer und vor diesen zwingenden Augen jeden Gedanken herauszusprudeln, der ihm durch den Kopf ging.
    »Ich muss es ihnen geben«, zischte Skodi. »Ich weiß, dass sie danach suchen. Meine Träume sagen es mir. Der Herr und die Herrin werden mir … Macht geben.« Sie fing an zu lachen, ein mädchenhaftes Trillern, das ihm mehr Angst einjagte als alles andere, das sich seit Sonnenuntergang zugetragen hatte. »Ach, hübscher Simon«, kicherte sie, »was für eine wilde Nacht! Geh und hol mir dein schwarzes Schwert.« Sie rief in die leere Türöffnung: »Vren! Komm und binde ihm die Hände los!«
    Vren schoss heraus und starrte sie wutentbrannt an. »Nein!«, kreischte er. »Er ist böse! Er wird weglaufen! Er wird dir wehtun!«
    Skodis Gesicht erstarrte zur abstoßenden Maske. »Tu, was ich sage, Vren. Binde ihn los.«
    Steif vor Zorn sprang der Junge vorwärts. In seinen Augen standen Tränen. Grob zerrte er Simon die Hände weg und rammte die Messerklinge zwischen die Schlingen. Sein Atem kam in gepressten Stößen, als er den Strick zersägte. Kaum waren Simons Hände heruntergefallen, als der Hyrkajunge kehrtmachte und ins Kloster zurückrannte.
    Simon stand da und rieb sich zögernd die Handgelenke. Er überlegte, ob er nicht einfach fortlaufen sollte. Skodi hatte ihm den Rücken zugewandt und summte flehend das Feuer an. Aus dem Augenwinkel warf er einen Blick auf Binabik und Sludig. Der Rimmersmann lag noch immer regungslos da, aber der Troll versuchte seine Fesseln zu lösen.
    »Nimm … nimm das Schwert und lauf, Simon!«, flüsterte Binabik. »Wir werden schon freikommen … irgendwie …«
    Skodis Stimme durchschnitt die Dunkelheit wie ein Messer. »Das Schwert!« Simon merkte, dass er sich von seinem Freund abwandte,getrieben von einem unwiderstehlichen Zwang. Er lief auf das Kloster zu, als schiebe ihn eine unsichtbare Hand.
    Innen kauerten die Kinder in der dunklen Kaminecke und zerrten noch immer erfolglos an Dorn. Vren warf dem eintretenden Simon einen giftigen

Weitere Kostenlose Bücher