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Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Galle spie, nicht zu überhören. Aditu lauschte ausdruckslos seinem Wortschwall,die großen, goldgefleckten Augen aufmerksam, aber ohne Furcht. Als Khendraja’aro geendet hatte, gab sie ihm gelassen Antwort. Wieder drehte ihr Onkel sich um, sah Simon an und beschrieb mit den gespreizten Fingern eine Reihe seltsam geschmeidiger Gesten, während er ihrer gemessenen Erwiderung zuhörte.
    Zuletzt holte er tief Atem und verfiel in einen Zustand übernatürlicher Ruhe, bis er starr wie eine Steinsäule dastand. Nur die hellen Augen schienen lebendig und glühten aus seinem Gesicht wie Lampen. Nach einigen Minuten dieser überwältigenden Stille verließ er ohne ein weiteres Wort und ohne den kleinsten Seitenblick den Raum und schritt lautlos durch den Gang bis zu Jirikis Haustür.
    Die unverkennbare Wucht von Khendraja’aros Zorn hatte Simon zutiefst erschreckt. »Habt Ihr nicht etwas vom Brechen von Regeln gesagt?«, fragte er Aditu.
    Sie lächelte ihn seltsam an. »Mut, Schneelocke. Du bist Hikka Staja.« Sie fuhr sich leicht mit den Fingern durch das Haar, eine merkwürdig menschliche Gebärde, und deutete auf die lose Stoffbahn, durch die ihr Onkel gekommen war. »Wir wollen zu meinem Bruder gehen.«
    Sie traten hinaus in Sonnenschein. Auch dieser Raum bestand aus wehendem Stoff; aber das Material der einen Wand war aufgerollt und an der Decke festgezurrt worden. Dahinter fiel der Hügel einige Dutzend Schritte ab. Unten lag ein seichter, friedlicher Altarm desselben Flusses, der vorn an Jirikis Haus vorbeifloss, ein großer Teich mit schmalem Zufluss, umgeben von Schilf und Zitterespen. Kleine rotbraune Vögel hüpften über die Felsen in der Teichmitte wie Eroberer, die über die Zinnen einer bezwungenen Festung stolzieren. Am Rande des Teichs badete eine Gruppe Schildkröten im durch die Bäume einfallenden Sonnenlicht.
    »Abends kann man hier herrlich den Grillen lauschen.«
    Simon drehte sich um und erkannte Jiriki, der anscheinend auf der anderen Seite des Raumes im Schatten gestanden hatte.
    »Willkommen in Jao é-Tinukai’i, Seoman«, sagte er. »Du kommst zur rechten Zeit.«
    »Jiriki!« Simon sprang auf ihn zu und zog, ohne zu überlegen,den schlanken Sitha in eine feste Umarmung. Der Prinz erstarrte für einen Augenblick, entspannte sich dann aber und klopfte Simon kräftig auf den Rücken. »Ihr habt Euch gar nicht verabschiedet«, stotterte Simon und ließ ihn verlegen los.
    »Nein, das habe ich nicht«, stimmte Jiriki zu. Er trug ein langes, weites Gewand aus dünnem, blauem Stoff mit einem breiten, roten Band als Gürtel. Er ging barfuß. Das Lavendelhaar fiel zum Teil in Zöpfen vor seinen Ohren herunter; den Rest hielt ein Kamm aus hellem, poliertem Holz oben auf dem Scheitel zusammen.
    »Ich wäre im Wald gestorben, wenn Ihr mir nicht geholfen hättet«, stieß Simon hervor und lachte dann betreten, »das heißt, wenn Aditu nicht gekommen wäre.« Er sah sich nach ihr um. Jirikis Schwester hatte ihn scharf beobachtet und nickte jetzt anerkennend mit dem Kopf. »Ich wäre gestorben.« Als er es sagte, wurde ihm klar, dass das nicht mehr als die Wahrheit war. Als Aditu ihn fand, hatte sein Sterben bereits begonnen; mit jedem Tag hatte er sich weiter von der Welt entfernt.
    »Aha.« Jiriki verschränkte die Arme. »Es war mir eine Ehre, dir beistehen zu können. Trotzdem sind wir damit nicht quitt. Ich schuldete dir zwei Leben. Du bist mein Hikka Staja, Seoman, und wirst es bleiben.« Er warf einen Blick auf seine Schwester. »Die Schmetterlinge haben sich versammelt.«
    Aditu erwiderte etwas in ihrer melodischen Sprache, aber Jiriki hob die Hand.
    »Sprich so, dass Seoman dich verstehen kann. Er ist mein Gast.«
    Sie blickte ihn erstaunt an. »Wir sind Khendraja’aro begegnet. Er ist unglücklich.«
    »Unser Onkel ist unglücklich, seit Asu’a fiel. Nichts, was ich tue, könnte das ändern.«
    »Es ist mehr als das, Weidengerte, und du weißt es.« Aditu betrachtete ihn streng, ohne dass ihre Miene sich veränderte. Dann schaute sie kurz auf Simon und schien verlegen zu erröten. »Es ist seltsam, in dieser Sprache zu reden.«
    »Es sind seltsame Zeiten, Kaninchen, und du weißt es.« Jiriki hob die Hände in die Sonne. »Was für ein Nachmittag! Wir müssen jetztgehen, alle drei. Wie gesagt, die Schmetterlinge haben sich versammelt. Ich rede leicht über Khendraja’aro, aber mein Herz ist voller Unruhe.«
    Simon verstand kein Wort.
    »Lass mich vorher diese lächerlichen Sachen ablegen«, bat

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