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Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Rimmersmann waren erheblich magerer als beim letzten Mal, als Simon sie gesehen hatte. Sludigs Gesicht mit dem buschigen Bart war gerötet und schälte sich, als habe er sich zu lange in der Sonne aufgehalten. Binabik war blasser als sonst, die einstmals braune Haut jetzt bleich wie Haferbrei; seine Augen schienen eingesunken, von Schatten umgeben.
    Die beiden bewegten sich langsam. Sludig sah sich trotzig im Raum um, bis er Simon und Haestan erkannte und ihnen ein grimmiges Lächeln schenkte. Als sie über den Graben in den inneren Kreis schritten, streckte der Rimmersmann die Hand aus und klopfte Simon auf die Schulter; gleich darauf stöhnte er vor Schmerz, als einer der dicht hinter ihm gehenden Wächter ihn mit der Speerspitze in den Arm stach.
    »Hätte ich nur ein Schwert«, murmelte Sludig, ging weiter und nahm vorsichtig auf einem der Hocker Platz. Binabik nahm den Sitz ganz außen. Er hatte noch nicht einmal den Blick gehoben, um den Augen seiner Gefährten zu begegnen.
    »Hier braucht’s mehr als Schwerter, Freund«, flüsterte Haestan. »Klein sind sie, aber hart – und sieh dir erst an, wie viele es sind. Usires verfluche diese ganz Bande!«
    »Binabik!«, sagte Simon, der sich über Sludig gebeugt hatte, eindringlich. »Binabik! Wir sind hier, um für dich zu sprechen!«
    Der Troll schaute auf. Kurz schien es, als wollte er etwas sagen, aber in seinen dunklen Augen konnte man sehen, wie fern ihm das Ganze schon war. Ganz leicht, ganz sanft schüttelte er den Kopf und richtete dann den Blick wieder auf den Höhlenboden. Simon fühlte Zorn in sich brennen. Binabik musste doch um sein Leben kämpfen! Stattdessen hockte er da wie Rim, der alte Ackergaul, und wartete geduldig ab, bis der tödliche Schlag fiel.
    Das immer lauter gewordene Summen erregter Stimmen verstummte jäh. Zwei weitere Gestalten zeigten sich in der Türöffnung.Sie näherten sich mit gemessenen Schritten: Nunuuika die Jägerin und Uammannaq der Hirte, in vollem Zeremonialornat aus Pelzen, Elfenbein und polierten Steinen. Auf lautlosen, weichen Sohlen folgte ihnen ein dritter Troll, eine junge Frau, die großen Augen ausdruckslos, der Mund fest zusammengepresst. Ihr verschlossener Blick streifte die Reihe der Hocker, auf denen die Gefangenen saßen, und wandte sich wieder ab. Der Mann mit dem Widdergehörn tanzte vor den Dreien her, bis sie das Podest erreicht hatten und zu ihrem Diwan aus Fellen und Pelzgewändern emporgestiegen waren. Die unbekannte Trollfrau saß unmittelbar vor dem königlichen Paar, eine Stufe unter der höchsten Stelle des Diwans. Der bockspringende Herold – oder was er auch sein mochte, Simon wusste es immer noch nicht – stieß einen Kienspan in eine der Wandlampen und tauchte ihn dann in den Ring aus Öl, der zischend und auflodernd Feuer fing. Flammen rasten um den Kreis, gefolgt von schwarzem Rauch. Schon bald zog dieser Rauch jedoch nach oben und löste sich in den schattendunklen Winkeln der Höhlendecke auf. Simon und die anderen waren umgeben von einem Ring aus Feuer.
    Der Hirte neigte sich nach vorn, hob den Krummspeer und schwenkte ihn nach Binabik und Sludig. Als er zu sprechen begann, intonierte die Menge von neuem ihren Singsang, nur wenige Worte, und verstummte gleich wieder, während Uammannaq weiterredete. Seine Gemahlin und die junge Frau sahen ihm zu. Die Augen der Jägerin schienen Simon durchdringend und voller Abneigung zu sein. Die Einstellung der anderen Frau war nicht so ohne weiteres zu enträtseln.
    Die Rede dauerte einige Zeit. Simon fragte sich bereits, ob die Herrscher von Yiqanuc ihr Versprechen gegenüber Jiriki vergessen hätten, als der Hirte innehielt, mit seinem Speer auf Binabik deutete und dann mit zorniger Geste auf dessen Gefährten wies. Simon sah Haestan an, der eine Augenbraue hob, als wolle er sagen: Nun mal schön abwarten.
    »Es ist ein seltsames Ding, Simon.«
    Binabik war es, der da sprach, die Augen noch immer gesenkt. Seine Stimme klang Simon so wohltuend in den Ohren wie Vogelzwitschern oder das Trommeln der Regentropfen auf einem Dach.Der Junge wusste, dass er über das ganze Gesicht strahlte wie ein Einfältiger, aber das war ihm jetzt ganz gleichgültig.
    »Es scheint«, fuhr Binabik fort – und seine Stimme, so lange Zeit ungenutzt, war rauh –, »dass du und Haestan die Gäste meiner Gebieter seid und ich alles, was hier vorgeht, in eine Sprache übersetzen soll, die ihr versteht, weil niemand sonst hier beider Zungen mächtig ist.«
    »Wir können

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