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Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Wachsoldat wie betäubt vor sich hin schnarchte, schnitt Simon die Einsamkeit so jäh ins Herz, dass er anfing zu weinen. Er tat es leise, weil er sich schämte, aber er konnte dem unmännlichen Tränenfluss so wenig Einhalt gebieten, wie er sich den gewaltigen Mintahoq hätte auf den Buckel laden können.
    Simon und Haestan fanden sich zu der von Jiriki angegebenen Zeit im Chidsik Ub Lingit ein – eine Stunde nach der Morgendämmerung. Die Kälte war schlimmer geworden. Leitern und Riemenbrücken schwankten im eisigen Wind, von niemandem benutzt. Die steinernen Stege des Mintahoq waren noch tückischer als sonst, an vielen Stellen von einer dünnen Eisschicht überzogen.
    Die beiden Fremden drängten sich durch eine Horde schnatternder Trolle, Simon schwer auf Haestans pelzumhüllten Ellenbogen gestützt. Er hatte nicht gut geschlafen, nachdem der Sitha fort war; durch seine Träume geisterten die Schatten von Schwertern und die faszinierende, jedoch unerklärliche Gestalt des kleinen, dunkeläugigen Mädchens. Das Trollvolk ringsum war wie zum Fest gekleidet, viele mit glänzenden Halsketten aus geschnitzten Hauern und Knochen, das schwarze Haar der Frauen mit Kämmen aus Vogel- und Fischschädeln aufgesteckt. Sowohl Männer als auch Frauen ließen Schläuche mit Hochlandschnaps kreisen und lachten und gestikulierten beim Trinken. Haestan sah dem Treiben düster zu.
    »Hab einen überredet, mich mal dran nippen zu lassen«, erläuterte der Wachsoldat. »Schmeckt wie Pferdepisse, ehrlich. Was gäbe ich nicht für einen Tropfen roten Perdruin!«
    In der Mitte des Raums, gleich hinter dem Graben mit unangezündetem Öl, erkannten Simon und Haestan vier kunstvoll gearbeitete Hocker aus Bein mit Sitzen aus gespanntem Leder, die dem leeren Podest gegenüber aufgestellt waren. Da die herumwimmelnden Trolle es sich überall bequem gemacht, diese Sitze jedoch leer gelassen hatten, vermuteten sie, dass zwei der Hocker für sie bestimmtsein mussten. Kaum hatten sie Platz genommen, als das um sie versammelte Volk von Yiqanuc sich erhob. Ein seltsames Geräusch entstand und hallte von den Höhlenwänden wider – ein volltönender, summender Gesang. Unverständliche Qanucworte tauchten wie über Bord geworfene Spieren an der Oberfläche auf und gingen wieder in den stetigen Klagelauten unter. Es waren fremdartige und aufwühlende Töne.
    Für kurze Zeit dachte Simon, der Gesang habe etwas mit seinem und Haestans Hereinkommen zu tun, aber die dunklen Augen der versammelten Trolle waren auf eine Tür in der hinteren Höhlenwand gerichtet.
    Durch sie herein traten jedoch am Ende nicht, wie Simon erwartet hatte, die Herrscher von Yiqanuc. Statt ihrer erschien eine Gestalt, die noch viel fremdartiger war als das Volk rundum. Der Neuankömmling war ein Troll oder hatte zumindest Trollgröße. Sein muskulöser kleiner Körper war eingeölt und glänzte im Licht der Lampen. Er trug einen Fransenrock aus Leder. Das Gesicht war hinter einer Maske verborgen, bestehend aus einem Widderschädel, den man verziert und ausgehöhlt hatte, bis der Knochen kaum mehr als ein zartes Geflecht war, ein weißer Korb, der die schwarzen Augenhöhlen umgab. Zwei riesige, gekrümmte Hörner, fast bis zur Durchsichtigkeit ausgeschabt, standen von den Schultern ab. Unter der Knochenmaske tanzte eine Halskette aus gebogenen schwarzen Klauen und wehte ein Mantel aus weißen und gelben Federn.
    Simon wusste nicht, ob der Mann ein Priester, Tänzer oder einfach ein Herold des königlichen Paares war. Als er mit dem Fuß aufstampfte, brüllte die Menge begeistert. Er berührte die Spitzen seiner Hörner und hob dann die Handflächen zum Himmel. Das Trollvolk schnappte nach Luft und nahm seinen Gesang wieder auf. Lange Augenblicke setzte der Mann auf dem erhöhten Podest seine Bocksprünge fort, vertieft in seine Arbeit wie jeder ernsthafte Handwerker. Endlich hielt er wie lauschend inne. Das Murmeln der Menge verstummte. Vier weitere Gestalten erschienen in der Türöffnung – drei von Trollgröße, eine, die die anderen überragte.
    Binabik und Sludig wurden nach vorn gebracht. Auf jeder Seite nahm eine Trollwache Aufstellung, die scharfen Speerspitzen stetsunmittelbar am Rückgrat der Gefangenen. Simon wollte aufstehen und rufen, aber Haestans breite Hand fiel auf seinen Arm und drückte ihn auf den Hocker.
    »Ruhig, Junge. Sie kommen hierher. Warte, bis sie da sind. Wir wollen diesem Pack kein Schauspiel geben.«
    Sowohl der Troll als auch der blondhaarige

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