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Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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böser Traum, nichts weiter«, beruhigte die Herzogin. »Schon gut, Kleines, nur ein böser Traum.«
    Plötzlich stand Josua vor ihnen, die blanke Klinge Naidel in der Hand. Der Prinz trug nur seine Hose; die schmale Gestalt schimmerte fahl im Dämmerlicht. »Was gibt es?«, fragte er.
    Deornoth wies auf den verdunkelten Horizont. »Die Kleine hat dort etwas gesehen, das sie zum Weinen brachte.«
    Josua machte ein finsteres Gesicht. »Wer wie wir die letzten Tage von Naglimund erlebt hat, sollte besser wachsam sein. Diese Sturmwolken machen einen unguten Eindruck.« Er schaute über das nasse Grasland. »Wir sind alle müde«, fuhr er fort, »aber wir müssen trotzdem schneller reiten. Der Sturm dort gefällt mir nicht besser als dem Kind. Hier mitten in der Ebene gibt es nichts, das uns vor ihm schützen kann. Wir müssen Geloës Stein des Abschieds erreichen.« Er drehte sich zu Isorn und den anderen um, die gerade erst aufwachten, und rief: »Sattelt die Pferde! Wir frühstücken beim Reiten. Kommt, hier gibt es keine gewöhnlichen Stürme mehr. Wenn wir es irgend vermeiden können, wollen wir diesem dort nicht in die Hände fallen!«
    Das Flusstal wurde stetig tiefer. Die Pflanzen wuchsen dichter und üppiger, und im kargen Wiesenland tauchten freistehende Haine aus Birken und Erlen sowie Dickichte aus fremdartigen Bäumen mit silbrigen Blättern und schlanken, mit dickem Moos bewachsenen Stämmen auf.
    Dem Prinzen und seinen Gefährten blieb freilich wenig Zeit, dieses neue Laubwerk zu bewundern. Den ganzen Tag hielten sie ein scharfes Tempo, rasteten nur kurz am Nachmittag und ritten noch lange weiter, als die Sonne schon längst am Horizont versunken war. Die drohenden Gewitterwolken bedeckten jetzt einen erheblichen Teil des Nordhimmels.
    Während die anderen einen Ring aus Steinen errichteten und ein kräftiges Feuer entfachten – Brennholz gab es jetzt mehr als genug –, führten Deornoth und Isorn die Pferde zum Fluss.
    »Wenigstens sind wir nicht mehr zu Fuß«, bemerkte Isorn und löste die Schnalle an einem Paar Satteltaschen, die mit weichem Aufprall im Gras landeten. »Dafür lohnt es sich, Ädons Güte zu preisen.«
    »Stimmt.« Deornoth klopfte Vildalix das Fell. Die Schweißtropfen am Hals des Pferdes waren im Abendwind schon eiskalt geworden. Deornoth rieb ihn mit einer Satteldecke trocken und ging dann zu Josuas Hengst Vinyafod hinüber, »Sonst wüsste ich allerdings wenig, für das wir sie preisen könnten.«
    »Wir sind am Leben«, entgegnete Isorn vorwurfsvoll. »Meine Frau und meine Kinder leben und sind bei Tonnrud in Skoggey in Sicherheit, und ich bin hier und kann meine Mutter beschützen.« Er vermied es absichtlich, seinen Vater Isgrimnur zu erwähnen, von dem keine Nachricht mehr gekommen war, seit der Herzog Naglimund verlassen hatte.
    Deornoth schwieg. Er wusste, wie schwer Isorns Herz sein musste, denn er kannte die Liebe seines Rimmersmann-Freundes für den Herzog. In gewisser Weise beneidete er Isorn und hätte seinem eigenen Vater gern genauso vorbildliche Gefühle entgegengebracht. Aber Deornoth konnte Gottes Gebot, dass Söhne ihre Väter ehren sollten, nicht erfüllen. Trotz aller ritterlichen Ideale war er stets außerstande gewesen, dem kleinlichen alten Tyrannen, der ihm die Kindheit zur Hölle gemacht hatte, mehr als ein Minimum an Respekt entgegenzubringen; lieben konnte er ihn nicht.
    »Isorn«, meinte er nach einer Weile nachdenklich, »eines Tages, wenn einmal alles so sein wird wie früher, und wenn wir es dann unseren Enkeln erzählen – was sollen wir sagen?« Der Wind war stärker geworden und ließ die Weidenzweige durch die Luft peitschen.
    Sein Freund gab keine Antwort. Deornoth drehte sich um und sah über Vinyafods Rücken zu ihm hinüber. Isorn stand ein paar Ellen entfernt am Fluss und hielt die Zügel der Pferde, während sie tranken. Der Rimmersmann war nur ein vager Umriss am purpurgrauen Abendhimmel. »Isorn?«
    »Schau nach Süden, Deornoth«, sagte der andere mit erstickter Stimme. »Fackeln.«
    Weit hinten im Grasland, stromabwärts in der Richtung, aus der sie gekommen waren, bewegte sich ein Schwarm winziger Lichter.
    »Barmherziger Ädon«, stöhnte Deornoth. »Fengbald und seine Männer! Sie haben uns doch noch eingeholt.« Er machte kehrt und gab Vinyafod einen leichten Schlag auf die Flanke, sodass das Ross ein paar hohe Schritte nach vorn tat. »Noch kein Ausruhen für dich, Kamerad.« Zusammen mit Isorn rannte er das Ufer hinauf, auf die im

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