Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2
Wind flackernden Flammen zu, die ihnen verrieten, wo das Lager war.
»… Und sie sind weniger als eine Meile entfernt«, schloss Isorn atemlos. »Unten am Fluss konnten wir die Lichter deutlich sehen.«
Josua blieb gefasst, das Gesicht war aber selbst im Feuerschein erkennbar bleich geworden. »Gott prüft uns hart, uns so weit kommen und dann die Falle zuschnappen zu lassen.« Er seufzte. Alle Augen waren wie gebannt auf ihn gerichtet. »Nun gut. Zuerst treten wir das Feuer aus und reiten weiter. Vielleicht finden wir ein so dichtstehendes Gehölz, dass wir uns darin verstecken können; wenn sie keine Hunde haben, finden sie uns vielleicht nicht. Danach können wir überlegen, was wir weiter unternehmen.«
Als sie wieder in den Sattel stiegen, fragte Josua Deornoth: »Haben wir nicht als Teil unseres Gewinns aus Fikolmijs Lager zwei Bogen mitgebracht?«
Deornoth nickte.
»Gut. Nehmt ihr sie, du und Isorn.« Der Prinz lachte grimmig und schwenkte den Armstumpf. »Ich kann nicht besonders gut damit umgehen, aber ich denke, ihr werdet wohl ein paar Pfeile verschießen müssen.«
Wieder nickte Deornoth. Er sah müde aus.
Sie ritten schnell, obwohl alle wussten, dass es nicht lange so weitergehen konnte. Die Thrithingpferde gaben ihr Bestes, aber sie hatten schon vor der Rast einen langen Tag hinter sich gehabt. Vinyafod und Vildalix machten den Eindruck, noch stundenlang durchhalten zu können, aber einige der anderen Tiere waren sichtlich erschöpft, und ihren Reitern ging es kaum anders. Während er die Bewegungen seines Pferdes unter sich spürte und das mondbeschienene Graslandvorüberzog, konnte Deornoth fühlen, wie sein Wille zum Widerstand schwächer wurde, wie der abnehmende Sand in einem Stundenglas.
Wir sind zehnmal so weit gekommen, als jemand es überhaupt für möglich gehalten hätte, dachte er und hielt die Zügel fest, als Vildalix die Höhe eines Wiesenhügels nahm und sich auf der anderen Seite den Hang hinabstürzte wie ein Schiff, das in ein Wellental taucht. Es liegt keine Unehre darin, wenn wir jetzt aufgeben. Kann Gott mehr von uns verlangen als das, was wir zu geben haben ? Er sah sich um. Die anderen begannen zurückzubleiben. Deornoth zog die Zügel an und ließ das Ross im Schritt gehen, bis er wieder in der Mitte der Gruppe war. Vielleicht stand Gott bereit, sie mit einem Heldenplatz im Himmel zu belohnen, aber Deornoth konnte nicht aufhören zu kämpfen, solange Unschuldige wie die Herzogin und das Kind sich in Gefahr befanden.
Isorn ritt jetzt neben ihm. Vor sich im Sattel hielt er Leleth. Das Gesicht des jungen Rimmersmannes war ein verschwommener grauer Fleck im Mondlicht, aber Deornoth brauchte seinen Freund nicht zu sehen, um zu wissen, dass zornige Entschlossenheit in den breiten Zügen lag.
Noch einmal schaute er nach hinten. So schnell sie auch geritten waren, die hüpfenden Fackeln hatten aufgeholt und in den beiden letzten Stunden den Abstand so verkürzt, dass nur noch wenige hundert Ellen zwischen ihnen lagen.
»Langsamer!«, rief Josua hinter ihm aus dem Dunkel. »Wenn wir so weiterjagen, bleibt uns keine Kraft zum Kämpfen. Dort oben auf der Höhe steht ein Gehölz. Das soll unser Kampfplatz sein.«
Sie folgten dem Prinzen den Hang hinauf. Der kalte Wind hatte zugenommen, und die Bäume bogen sich und peitschten aufeinander ein. Äste schabten gegeneinander. Die fahlen, schwankenden Stämme sahen in der Dunkelheit aus wie Geister in weißen Gewändern, die über ein schreckliches Unglück wehklagten.
»Hier.« Der Prinz drängte sie durch die vorderen Baumreihen. »Wo sind die Bogen, Deornoth?«, fragte er mit ausdrucksloser Stimme.
»An meinem Sattel, Prinz Josua.« Deornoth hörte, dass seineStimme den gleichen kalten und förmlichen Klang hatte wie die des Prinzen, als nähmen sie alle an einem Ritual teil. Er schnallte die beiden Bogen los und warf den einen Isorn zu, der Leleth zu seiner Mutter aufs Pferd gesetzt hatte, um die Hände frei zu haben. Während Deornoth und der junge Rimmersmann die Sehne über das geschmeidige Eschenholz streiften, nahm Vater Strangyeard von Sangfugol dessen zweiten Dolch entgegen. Er hielt ihn so unglücklich in der Hand, als packe er eine Schlange am Schwanz. »Was wird Usires denken?«, jammerte er. »Was wird mein Gott von mir halten?«
»Er wird wissen, dass Ihr für das Leben von Frauen und Kindern kämpft«, erwiderte Isorn knapp und kerbte einen ihrer wenigen Pfeile ein.
»Jetzt warten wir ab«, zischte Josua. »Wir
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