Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2
hier auf uns scheinen. Wir können es ohnehin nicht ändern.« Er griff wieder nach der Hand des Alten. »Warum kommst du nicht ein wenig näher zu uns ans Feuer?Ich würde es tröstlich finden, wenn wir alle zusammensäßen, und sei es auch nur für kurze Zeit.«
Strupp nickte und ließ sich von Josua beim Aufstehen helfen. »Ein wenig Wärme wäre mir schon recht, mein Prinz. Ich merke, dass die Kälte in meinen Knochen zunimmt, und das gefällt mir nicht.«
»Dann ist es umso besser, sich in einer feuchten Nacht ans Feuer zu setzen.« Er führte den alten Narren zu den anderen.
Das Feuer war bis auf die Glut heruntergebrannt, und Strupps fremde Sterne zogen über ihnen am Himmel ihre Bahn. Eine Hand berührte seine Schulter. Josua sah auf. Vara stand neben ihm, eine Decke über dem Arm.
»Komm, Josua«, sagte sie. »Wir wollen uns am Fluss ein Bett suchen.«
Er blickte sich zu den anderen um. Alles schlief, nur Deornoth und Strangyeard saßen in gedämpfter Unterhaltung gegenüber am Feuer. »Ich glaube nicht, dass ich unsere Gefährten allein lassen sollte.«
»Allein lassen?«, fragte sie. Es lag ein Anflug von Zorn in ihrer Stimme, der jedoch gleich darauf einem leisen Lachen Platz machte. Sie schüttelte den Kopf, dass ihr das schwarze Haar ins Gesicht fiel. »Du wirst dich nie ändern. Hast du vergessen, dass ich jetzt deine Frau bin? Vier Nächte sind bereits vergangen, als hätte unsere Hochzeit nie stattgefunden, weil du fürchtetest, von den Soldaten des Königs verfolgt zu werden, und in der Nähe der anderen bleiben wolltest. Hast du immer noch Angst?«
Er schaute zu ihr auf. Ein Lächeln zog über seine Lippen. »Nicht heute Nacht.« Er erhob sich und legte den Arm um ihre Mitte, fühlte ihre kräftigen Rückenmuskeln. »Gehen wir hinunter zum Fluss.«
Er ließ seine Stiefel am Feuer stehen und ging barfuß mit ihr durch das feuchte Gras, bis das Glühen der Kohlen hinter ihnen verschwand. Das Murmeln des Flusses schwoll an, als sie sich dem sandigen Uferstreifen näherten. Vara breitete die Decke aus und ließ sich darauf niedersinken. Josua kam zu ihr und zog seinen schweren Mantel über sich und sie. Eine Weile lagen sie so schweigend nebendem dunklen Stefflod und sahen dem Mond zu, der Hof hielt am Sternenhimmel. Varas Kopf ruhte an Josuas Brust, ihre im Fluss gewaschenen Haare berührten seine Wange.
»Du musst nicht meinen, unsere Trauung bedeute mir weniger, weil sie verkürzt werden musste«, erklärte er schließlich. »Ich verspreche dir, dass wir eines Tages wieder das Leben führen werden, für das wir bestimmt sind. Du sollst die Herrin eines großen Hauses sein, keine Verbannte im wilden Wald.«
»Götter meines Stammes! Du bist ein Narr, Josua. Glaubst du, es kümmert mich, in was für einem Haus ich wohne?« Sie drehte sich zu ihm, küsste ihn und schmiegte sich enger an seinen Körper, »Narr, Narr, Narr.« Ihr Atem war heiß an seinem Gesicht.
Kein Wort kam mehr über ihre Lippen. Am Himmel glänzten die Sterne, und der Fluss sang für sie.
Deornoth erwachte kurz nach Tagesanbruch vom Weinen Leleths. Es dauerte einen Augenblick, bis er begriff, warum es ihn so seltsam berührte: es war der erste Laut, den er bisher von dem Kind gehört hatte.
Noch während die letzten Reste seines Traums von ihm abfielen – er hatte vor einem großen, weißen Baum gestanden, dessen Blätter Flammen waren –, krümmte er die Finger um den Schwertgriff. Er richtete sich auf und sah, dass Herzogin Gutrun das kleine Mädchen auf dem Schoß hielt. Neben ihr streckte Vater Strangyeard den Kopf aus dem Mantel wie eine Schildkröte aus ihrem Panzer. Das dünne rote Haar des Priesters war nass vom Tau.
»Was ist?«, fragte Deornoth.
Gutrun schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht. Ihr Weinen hat mich geweckt. Das arme Kind!« Die Herzogin wollte Leleths Kopf an ihre Brust ziehen, aber das Kind wich zurück. Es weinte immer weiter und starrte mit weit aufgerissenen Augen zum Himmel. »Was fehlt dir, mein Kleines, was fehlt dir?«, raunte Gutrun ihr tröstend zu.
Leleth zog die Hand aus der Umarmung der Herzogin und deutete zitternd auf den nördlichen Horizont. Außer einer schwarzen Wolkenfaust am äußersten Rand des Himmels konnte Deornoth nichts erkennen. »Ist etwas da draußen?«, fragte er.
Das Weinen des Kindes ging in heftiges, von einem Schluckauf verstärktes Schluchzen über. Wieder zeigte es auf den Horizont und barg dann das abgewandte Gesicht in Gutruns Schoß.
»Es ist nur ein
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