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Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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recht empfinden. Cadrach war in den letzten Tagen immer zurückhaltender geworden und beobachtete sie mit, wie es ihr vorkam, missbilligendem Abstand. Das reizte sie; andererseits fühlte sich Miriamel bei ihrer fortdauernden Tändelei mit dem Grafen selbst nicht ganz wohl. Es war schwer, gerechten Zorn zu empfinden, noch schwerer aber, sich von Cadrachs grauen Augen wie ein Kind oder ein schlecht erzogenes Haustier mustern zu lassen. »Warum beschwert Ihr Euch nicht bei den Matrosen?«,sagte sie schließlich. »Ihr werdet ja sehen, wie gut die Euch zuhören.«
    Der Mönch kreuzte die Arme über der Brust. Er sprach ruhig, sah sie dabei jedoch nicht an. »Wollt Ihr nicht doch auf mich hören, Herrin? Ein letztes Mal? Mein Rat ist nicht halb so schlecht, wie Ihr ihn hinstellt, das wisst Ihr. Wie lange wollt Ihr noch den honigsüßen Worten dieser … dieser Hofschranze lauschen? Für den Grafen seid Ihr ein Vögelchen, das er zum Spielen aus dem Käfig holt und dann wieder hineinsetzt. Ihr bedeutet ihm nichts.«
    »Seltsame Worte aus Eurem Munde, Bruder Cadrach. Der Graf hat uns die Kapitänskajüte überlassen, speist uns an seiner eigenen Tafel und behandelt uns mit dem größten Respekt.« Ihr Herz schlug ein wenig schneller, als sie an Aspitis’ Mund an ihrem Ohr dachte. »Ihr dagegen habt mich angelogen, für Geld verkauft und bewusstlos geschlagen. Nur ein Verrückter könnte nach solchen Taten von sich behaupten, er sei mein Freund.«
    Jetzt hob Cadrach doch den Blick und sah ihr lange in die Augen. Es war, als suche er etwas darin, und sein prüfendes Forschen ließ ihr die Röte in die Wangen steigen. Sie setzte eine spöttische Miene auf und wandte den Kopf ab.
    »Nun gut, Herrin«, sagte er. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie er achselzuckend auf das Unterdeck zuging. »Es scheint, dass man in Usires’ Kirche heute nicht mehr viel von Freundlichkeit und Vergebung lehrt«, erklärte er über die Schulter.
    Miriamel unterdrückte ein paar zornige Tränen. »Ihr seid der fromme Mann, Cadrach, nicht ich. Wenn Eure Worte stimmen, seid Ihr selbst das beste Beispiel!« Auch nach ihrer giftigen Antwort fühlte sie sich nicht besser.
    Als sie müde wurde, dem bunten Treiben im Hafen zuzuschauen, ging Miriamel in ihre Kabine hinunter. Der Mönch saß schon dort und starrte verbissen ins Leere. Miriamel verspürte wenig Lust, mit ihm zu reden. Also machte sie wieder kehrt und stieg an Deck, wo sie rastlos von einem Ende der Eadne-Wolke zum anderen marschierte. Die Mitglieder der Besatzung, die an Bord geblieben waren, bereiteten das Schiff zur Abfahrt vor. Ein paar kletterten im Takelwerkherum und überprüften die Segel, andere führten an verschiedenen Stellen des Decks kleinere Ausbesserungen durch. Es war ihre einzige Nacht auf Vinitta, darum beeilten die Matrosen sich mit ihrer Arbeit, so sehr sie nur konnten, um nachher noch an Land zu kommen.
    Bald fand sich Miriamel wieder oben vor der Landungsbrücke an der Reling. Sie starrte hinunter in das Gewimmel der Inselbewohner. Der kühle, feuchte Wind zauste ihr Haar, und sie begann über Cadrachs Worte nachzudenken. Hatte er vielleicht doch recht? Sie wusste, dass Aspitis über eine schmeichelnde Zunge verfügte, aber empfand er wirklich überhaupt nichts für sie? Miriamel erinnerte sich an die erste Nacht an Deck und die anderen süßen und heimlichen Küsse, die er ihr seitdem geraubt hatte, und wusste, dass der Mönch sich irrte. Sie bildete sich nicht ein, dass Aspitis sie von ganzem Herzen liebte, und bezweifelte, dass ihn beim Einschlafen ihr Gesicht verfolgte, wie das umgekehrt der Fall war, aber sie war fest überzeugt, dass er sie gern hatte, und das war mehr, als sie von den anderen Männern in ihrem Leben sagen konnte. Ihr Vater hatte sie mit dem abscheulichen, ständig betrunkenen Prahlhans Fengbald verheiraten wollen und ihr Onkel Josua nur den einen Wunsch gehabt, dass sie sich still verhielt und ihm keine Schwierigkeiten machte.
    Nur Simon … dachte sie und spürte, wie ein wärmender Strahl den grauen Morgen durchschnitt. Er war lieb gewesen auf seine ungeschickte Art und so tapfer wie nur einer der Edelleute. Aber er war ein Küchenjunge und sie eine Königstochter … nicht, dass es darauf noch ankam. Aber sie saßen an entgegengesetzten Enden der Welt und würden einander nie wieder begegnen.
    Etwas berührte ihren Arm. Erschreckt fuhr Miriamel herum und erkannte das faltige Gesicht der Niskie, die zu ihr aufsah. Aus den Zügen Gan Itais war

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