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Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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außer sich vor Empörung, und überraschte damit selbst Haestan und Sludig, die ganz betäubt jeder unverständlichen Einzelheit des Wortwechsels folgten. »Nein!« Simon hielt sich an seinem Hocker fest. Ihm schwindelte. Pflichtgetreu drehte sich Binabik zu seinen Herrschern und seiner Verlobten um und fing an zu erläutern, was der rothaarige Tiefländer weiter sagte.
    »Ihr begreift überhaupt nicht, um was es hier geht«, begann Simon, »oder was Binabik getan hat. Hier oben in den Bergen ist der Rest der Welt sehr fern – aber es gibt Gefahren, die auch Euch erreichen können. In der Burg, in der ich einst lebte, kam es mir immer vor, als sei das Böse etwas, von dem nur die Priester schwatzten, etwas, an das sie selber gar nicht glaubten. Jetzt weiß ich es besser. Überall ringsum lauern Gefahren, und sie werden täglich größer. Versteht Ihr denn nicht? Binabik und ich sind gejagt worden; durch den ganzen großen Wald und quer über die Schneefelder am Fuß dieser Berge hat uns das Böse gehetzt. Sogar auf den Drachenberg ist es uns gefolgt!«
    Simon hielt einen Augenblick inne; alles um ihn drehte sich und er rang nach Luft. Ihm war, als halte er etwas gepackt, das zappelte und sich seinem Griff zu entwinden versuchte.
    Was kann ich nur sagen? Ich muss mich anhören wie ein Verrückter. Seht nur , Binabik erklärt ihnen, was ich gesagt habe, und sie glotzen mich an, als würde ich bellen wie ein Hund! Rede ich weiter so wirr, werden sie Binabik mit Sicherheit töten!
    Simon stöhnte leise und fing noch einmal an, wobei er sich große Mühe gab, seine kaum zu bändigenden Gedanken in Ordnung zu halten. »Wir alle sind in Gefahr. Eine furchtbare Macht wohnt im Norden – das heißt, nein, wir sind ja hier im Norden …« Er ließ den Kopf hängen und dachte angestrengt nach. »Im Norden, aber westlich von hier. Ein hoher Berg aus Eis steht dort. Er ist die Wohnung des Sturmkönigs – der kein lebendiges Wesen ist. Ineluki ist sein Name. Habt Ihr von ihm gehört? Ineluki? Er ist entsetzlich.«
    Simon beugte sich vor und begann sofort das Gleichgewicht zu verlieren. Er stierte in die verstörten Gesichter des Hirten, der Jägerin und ihrer Tochter Sisqinanamook.
    »Er ist entsetzlich«, wiederholte er und sah der Trollfrau starr in die dunklen Augen.
    Binabik hat sie Sisqi genannt, dachte er zusammenhanglos. Er muss sie geliebt haben …
    Etwas schien nach seinem Geist zu greifen und ihn zu schütteln wie ein Hund eine Ratte. Plötzlich taumelte er vornüber in einen tiefen, wirbelnden Schacht. Sisqinanamooks dunkle Augen wurden immer tiefer und größer und verwandelten sich. Gleich darauf war die Trollfrau verschwunden, wie auch ihre Eltern, Simons Freunde und der ganze Chidsik Ub Lingit. Nur die Augen blieben, aber sie verwandelten sich, wurden ernster und begannen langsam, Simons Gesichtsfeld auszufüllen. Diese braunen Augen gehörten einem menschlichen Wesen … dem Kind, das ihn in seinen Träumen verfolgt hatte … einem Kind, das er jetzt endlich wiedererkannte.
    Leleth, dachte er. Das kleine Mädchen , das wir im Waldhaus zurückließen, weil ihre Wunden so schrecklich waren. Das Mädchen, das wir bei ihr ließen, bei …
    »Simon«, sagte sie, und ihre Stimme hallte sonderbar in seinem Kopf wider, »dies ist die letzte Möglichkeit, die ich habe. Bald wird mein Haus fallen, und ich werde in den Wald fliehen – aber vorher muss ich dir noch etwas sagen.«
    Simon hatte das Mädchen Leleth nie sprechen hören. Die dünnen Töne schienen zu einem Kind ihres Alters zu passen – aber etwas stimmte nicht mit dieser Stimme: Sie war zu feierlich, zu artikuliert und zu schwer von Selbsterkenntnis. Redeweise und Ausdruck klangen nach einer alten Frau, nach …
    »Geloë?« , fragte er. Obwohl er nicht wirklich zu sprechen glaubte, hörte er das Echo seiner Stimme irgendwo in der Leere.
    »Ja. Mir bleibt keine Zeit mehr. Ich hätte dich nicht erreichen können, aber das Kind Leleth verfügt über Fähigkeiten … sie ist wie ein Brennglas, durch das ich meinen Willen konzentrieren kann. Ein rätselhaftes Kind ist sie, Simon.« Tatsächlich schien das beinahe ausdruckslose Kindergesicht, das diese Worte sprach, auf unklare Weise anders zu. Etwas lag in diesen Augen, das durch ihn hindurchsah, über ihn hinaus, als sei er selbst körperlos wie Nebel.
    »Wo seid Ihr?«
    »In meinem Haus, aber nicht mehr lange. Meine Zäune wurden niedergerissen, der See ist voll dunkler Wesen. Zu stark sind die Mächte vor

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