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Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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des Hochkönigs gestohlen hatte? Wenn Josua geschlagen, Leobardis und Lluth tot waren, gab es niemanden mehr, der sich Elias entgegenstellen konnte. Dennoch musste er Miriamel finden. Wenigstens konnte er sie aufspüren, aus den Händen des Verräters Cadrach befreien und an einen sicheren Ort bringen. Zumindest dieses kleine Stück Elend, an dem Elias schuld sein würde, musste er verhindern.
    So war er endlich entmutigt zum »Hut und Regenpfeifer« gelangt, einer Schenke der niedrigsten Sorte, genau das, was seine gepeinigte Seele begehrte. Neben ihm stand, noch unberührt, der sechste Krug mit saurem Bier. Isgrimnur brütete vor sich hin.
    Vielleicht war er eingenickt, denn er war den ganzen Tag die langgestreckten Kais entlanggewandert und sehr müde. Der Mann, der vor ihm stand, wartete vielleicht schon eine ganze Weile. Sein Aussehen gefiel Isgrimnur nicht.
    »Was starrst du mich an?«, grollte er.
    Die Augenbrauen des Fremden waren über der Nase zusammengewachsen. Auf dem hohlwangigen Gesicht lag ein verächtliches Grinsen. Er war groß und schwarz gekleidet, aber der Herzog von Elvritshalla fand ihn bei weitem nicht so beeindruckend, wie sich der Fremde offenbar selbst einschätzte.
    »Bist du der Mönch, der in der ganzen Stadt herumläuft und Fragen stellt?«, verlangte der Fremde zu wissen.
    »Hau ab«, erwiderte Isgrimnur. Er streckte den Arm nach dem Bierkrug aus und trank. Das machte ihn etwas munterer, sodass er einen weiteren Zug nahm.
    »Bist du es, der nach den anderen Mönchen gefragt hat?«, begann der Fremde von neuem. »Nach dem großen und dem kleinen?«
    »Kann sein. Wer bist du, und was willst du von mir?«, brummte Isgrimnur und wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab. Sein Kopf schmerzte.
    »Mein Name ist Lenti«, antwortete der Fremde. »Mein Gebieter wünscht dich zu sprechen.«
    »Und wer ist dein Gebieter?«
    »Das braucht dich nicht zu kümmern. Komm. Wir gehen jetzt.«
    Isgrimnur rülpste. »Ich habe keine Lust, irgendwelche namenlosen Gebieter aufzusuchen. Wenn er will, kann er zu mir kommen. Jetzt scher dich fort.«
    Lenti beugte sich vor und musterte Isgrimnur mit stechendem Blick. Er hatte Pickel am Kinn.
    »Du wirst jetzt mitkommen, alter Dickwanst, wenn du weißt, was gut für dich ist«, flüsterte er grimmig. »Ich habe ein Messer .«
    Isgrimnurs Schinkenknochenfaust traf ihn genau dort, wo die Augenbrauen zusammenstießen. Lenti kippte nach hinten und sank zusammen, als hätte ihn ein Schlachthammer erwischt. Ein paar von den anderen Gästen der Schenke lachten, nahmen aber schon kurz darauf ihre Gespräche wieder auf.
    Nach einer Weile bückte sich der Herzog und goss seinem schwarzgekleideten Opfer einen Schwall Bier ins Gesicht. »Steh auf, Mann, steh auf! Ich habe beschlossen, dich zu begleiten und deinen Gebieter kennenzulernen.« Lenti spuckte Schaum, und Isgrimnur grinste boshaft. »Vorhin fühlte ich mich wirklich schlecht, aber, bei Ädons heiliger Hand, auf einmal geht es mir viel besser!«

    Sie verließen Teligur, setzten ihren Weg westwärts auf der Küstenstraße fort und folgten ihrem gewundenen Lauf durch eine Handvoll kleiner Dörfer. An den Berghängen und unten im Tal widmete man sich mit vollem Einsatz der Heuernte, und auf allen Feldern wuchsen Heuhaufen in die Höhe wie die Köpfe frischgeweckter Schläfer. Miriamel lauschte dem Singsang des Feldmeisters und den scherzenden Rufen der Frauen, die mit Flaschen und Taschen, die die Vespermahlzeit der Arbeiter enthielten, in die gelbbraunen Weiden hinauswateten. Es schien ihr ein glückliches, einfaches Leben zu sein, und sie sprach mit Dinivan darüber.
    »Wenn Ihr meint, jeden Tag von Sonnenaufgang bis in die Nacht auf den Feldern zu sein, um sich den Rücken krumm zu schuften, sei eine glückliche und einfache Arbeit, so habt Ihr vielleicht recht«, antwortete er und kniff die Augen zusammen, um sich vor der Sonne zu schützen. »Aber es gibt wenig Zeit zum Ausruhen und, wenn das Jahr schlecht ist, wenig zu essen. Und«, fügte er verschmitzt lächelnd hinzu, »der größte Teil Eurer Ernte geht als Zehnter an den Gutsherrn. Aber so scheint Gott es gewollt zu haben. Aber selbstverständlich ist ehrliche Arbeit besser als ein Leben als Bettler oder Dieb – jedenfalls in den Augen der Mutter Kirche, wenn auch nicht unbedingt in denen mancher Bettler und der meisten Diebe.«
    »Vater Dinivan!«, rief Miriam entsetzt. »Das klingt … ich weiß nicht recht … es klingt ketzerisch!«
    Der Priester

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