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Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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auf eine Belohnung oder Beförderung machten.
    Sie fehlten ihr alle beide. Ein scharfer und jäher Schmerz durchzuckte sie bei dem Gedanken, dass der kleine Troll und der arme, ungeschickte, rotschöpfige Simon in der Schneewildnis umherirrten. In ihrer ohnmächtigen Wut über die Gefangenschaft auf Perdruin hatte sie sie fast vergessen. Wo waren sie? Befanden sie sich in Gefahr? Lebten sie überhaupt noch?
    Ein Schatten fiel über ihr Gesicht. Erschrocken fuhr sie hoch.
    »Ich glaube nicht, dass ich unseren Freund noch lange von den Weinständen fernhalten kann«, sagte Dinivan. »Und ich bin auch gar nicht sicher, dass ich das Recht dazu habe. Wir sollten uns wieder auf den Weg machen. Habt Ihr geschlafen?«
    »Nein.« Miriamel zog die Kapuze herunter und stand auf. »Nur nachgedacht.«

    Herzog Isgrimnur saß schnaufend am Feuer und überlegte ernsthaft, ob er etwas in Stücke hauen oder jemanden niederschlagen sollte. Die Füße taten ihm weh, und schon die ganze Zeit, seit er sich den Bart abrasiert hatte, juckte sein Gesicht wie die Sünde selbst. Was war er doch für ein verdammter Idiot gewesen, sich auf diese Geschichte einzulassen! Bisher war er kein Tüttelchen näher daran, Prinzessin Miriamel zu finden, als damals bei seinem Aufbruch vonNaglimund. Und damit nicht genug, inzwischen hatten sich die Dinge noch verschlechtert.
    Isgrimnur war überzeugt gewesen, der Abstand habe sich verringert. Als er Miriamels Spuren nach Perdruin gefolgt war und von dem alten Störtebeker Gealsgiath herausgefunden hatte, dass der Kapitän sie und den verbrecherischen Mönch Cadrach hier in Ansis Pelippé abgesetzt hatte, war der Herzog sicher gewesen, dass es jetzt nur noch eine Frage der Zeit sein konnte. Auch wenn die Verkleidung als Mönch ihn in einiger Hinsicht einschränkte, kannte Isgrimnur doch Ansis Pelippé recht gut und fand sich im Großteil der weniger feinen Viertel ohne Mühe zurecht. Ganz bestimmt hätte er die Prinzessin schnell erwischt und sie zu ihrem Onkel Josua nach Naglimund zurückgebracht, wo sie vor den zweifelhaften Wohltaten ihres Vaters Elias in Sicherheit gewesen wäre.
    Aber dann waren die beiden Schläge gefallen. Der erste war eine Folge vieler fruchtloser Stunden der Suche und eines kleinen Vermögens an sinnlos aufgewendeten Schmiergeldern. Er hatte nicht so schnell Wirkung gezeigt, denn es war Isgrimnur erst allmählich klar geworden war, dass Miriamel und ihr Begleiter aus Ansis Pelippé verschwunden waren, so vollständig, als seien ihnen Flügel gewachsen und sie davongeflattert. Kein einziger Schmuggler, Beutelschneider, keine Schenkenhure hatte sie nach dem Mittsommerabend noch zu Gesicht bekommen. Miriamel und Cadrach waren ein Paar, das sich schwer übersehen ließ – zwei gemeinsam reisende Mönche, der eine beleibt, der andere jung und schlank –, aber sie waren verschwunden. Kein einziger Bootsführer hatte bemerkt, dass man sie weggebracht hatte, oder auch nur gehört, dass sie sich in den Docks nach einer Überfahrt erkundigt hätten. Fort!
    Der zweite Schlag, der zusätzlich zu seinem persönlichen Misserfolg auf ihn niederging, traf Isgrimnur wie ein gewaltiger Felsblock. Er befand sich noch keine zwei Wochen in Perdruin, als sich in den Hafenschenken Geschichten vom Fall Naglimunds zu verbreiten begannen. Die Seeleute erzählten die Gerüchte munter weiter und sprachen von dem Gemetzel, das Elias’ geheimnisvolles zweites Heer unter den Bewohnern der Burg angerichtet hatte, als ergötzten sie sich an den Verwicklungen und Schnörkeln einer uralten Kamingeschichte.
    O meine Gutrun, hatte Isgrimnur gebetet, und seine Eingeweide krampften sich zusammen vor Furcht und Wut. Möge dich Usires vor allem Harm schützen. Komm heil aus dieser Sache heraus, liebe Frau, und ich will Usires mit bloßen Händen einen Dom erbauen. Ach, Isorn, mein tapferer Sohn, und Josua und alle die anderen …
    Er hatte geweint in dieser ersten Nacht, ganz allein in einer dunklen Gasse, wo niemand sah, wie der hünenhafte Mönch schluchzte, wo er wenigstens eine kleine Weile nicht zu heucheln brauchte. Er fürchtete sich, wie er sich noch nie gefürchtet hatte.
    Wie konnte das so schnell geschehen! , fragte er sich. Diese verdammte Burg war dafür gebaut, einer zehnjährigen Belagerung zu widerstehen! War es Verrat von innen?
    Und wie würde er, selbst wenn seine Familie durch ein Wunder gerettet war und er sie wiederfand, jemals seine Ländereien zurückbekommen, die Skali Scharfnase ihm mit Hilfe

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