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Der Adler ist entkommen

Der Adler ist entkommen

Titel: Der Adler ist entkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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seinerzeit dienten.« Er legte das Schriftstück beiseite. »Der Ire ist natürlich ein ganz anderer Fall.«
      »Sie meinen Devlin, mein Reichsführer?«
      »Ja, ein absolut unangenehmer Mensch. Wissen Sie, was die Iren sind, Schellenberg? Ein armseliges Volk.«
      »Nun ja, den Berichten nach zu urteilen scheint er sein Geschäft zu verstehen.«
      »Ich gebe Ihnen recht, aber er hat doch nur wegen des Geldes mitgemacht. Irgend jemand war nachlässig genug, um ihm die Flucht aus dem Krankenhaus in Holland zu erlauben.«
      »Das meine ich auch, mein Reichsführer.«
      »Nach allem, was wir wissen, hält er sich zur Zeit in Lissabon auf«, sagte Himmler. Er schob ein neues Schriftstück über den Tisch. »Hier finden Sie alle Einzelheiten. Er bemüht sich wohl um eine Schiffspassage nach Amerika, aber er hat kein Geld. Laut dieser Angaben arbeitet er als Barkeeper.«
      Schellenberg überflog den Funkspruch, dann fragte er: »Was soll ich in dieser Sache unternehmen, mein Reichsführer?«
      »Sie kehren noch heute nach Berlin zurück und fliegen morgen nach Lissabon. Überreden Sie diesen Devlin, mit Ihnen zurückzukommen. Ich denke, das dürfte nicht allzu schwierig sein. Radl hat ihm zwanzigtausend Pfund für seine Teilnahme an der Operation Adler gezahlt. Das Geld wurde auf ein Nummernkonto in Genf überwiesen.« Himmler lächelte dünn. »Für Geld würde er alles tun. Er gehört zu dieser Sorte. Bieten Sie ihm das gleiche an - wenn Sie müssen, auch mehr. Ich bewillige jede Zahlung bis dreißigtausend Pfund.«
      »Aber wofür, mein Reichsführer?«
      »Nun, um Steiners Flucht zu arrangieren, natürlich. Ich dachte, das wäre klar. Der Mann ist ein Held, ein wirklicher Held. Den können wir doch nicht in britischen Händen lassen.«
      Wenn er sich daran erinnerte, wie General Steiner in den
    Gestapokellern in der Prinz-Albrecht-Straße den Tod gefunden hatte, erschien es Schellenberg wahrscheinlicher, daß Himmler andere Gründe für sein Vorhaben hatte. Dennoch sagte er ruhig: »Ich verstehe, mein Reichsführer.«
      »Sie wissen, welches Vertrauen ich in Sie setze, General«, sagte Himmler. »Und bisher haben Sie mich noch nicht enttäuscht. Ich lege die Angelegenheit voll und ganz in Ihre fähigen Hände.« Er reichte ihm ein Briefkuvert über den Tisch. »Sie finden darin ein Empfehlungsschreiben, das Ihnen in jeder Hinsicht freie Bahn und totale Handlungsvollmacht verschafft.«
      Schellenberg ließ das Kuvert ungeöffnet. Statt dessen meinte er: »Sie sagten gerade, ich solle morgen nach Lissabon fliegen, mein Reichsführer. Darf ich Sie darauf aufmerksam machen, daß Weihnachten ist?«
      »Was in aller Welt hat das damit zu tun?« Himmler schien ehrlich überrascht. »Jetzt heißt es einzig und allein, schnell zu handeln, Schellenberg, und indem ich Sie noch einmal an Ihren Treueid als Angehöriger der SS erinnere, will ich Ihnen auch verraten, warum. In etwa vier Wochen wird der Führer nach Cherbourg in der Normandie fliegen. Um genau zu sein, am 21. Januar. Ich werde ihn begleiten. Von dort geht es weiter zu einem Schloß an der Küste. Belle Ile. Die Franzosen haben schon seltsame Namen.«
      »Darf ich nach dem Zweck dieser Reise fragen?«
      »Der Führer beabsichtigt, dort mit Feldmarschall Rommel zusammenzutreffen, um den ihm übertragenen Oberbefehl über die Heeresgruppe B zu bestätigen. Rommel trägt dann die unmittelbare Verantwortung für den Atlantikwall und seine Anlagen. Die Konferenz wird außerdem über die notwendige Strategie beraten für den Fall, daß unsere Feinde im nächsten Jahr eine Invasion versuchen. Der Führer hat mich mit der ehrenvollen Aufgabe betraut, diese Konferenz zu organisieren und für seine persönliche Sicherheit zu sorgen. Das ist eine reine SS-Angelegenheit. Wie schon gesagt, Rommel wird dort sein, wahrscheinlich auch Canaris. Der Führer hat ausdrücklich nach ihm verlangt.«
      Er begann seine Papiere zu einem ordentlichen Stapel zu sortieren und steckte einige davon in eine Aktentasche. Irritiert hakte Schellenberg nach. »Aber die Dringlichkeit dieser SteinerMission, mein Reichsführer, die verstehe ich nicht.«
      »Ich möchte ihn während der Konferenz dem Führer vorstellen, General. Eine Großtat der SS, seine Flucht und sein Beinahe-Erfolg. Seine Anwesenheit wird Canaris einen hübschen Schlag versetzen, und das kann uns nur recht sein.« Er schloß die Aktentasche, und seine Augen verengten sich. »Das ist

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